2119 - Der letzte Sturm
auffällige Aktivitäten der Polizisten des Reichs Tradom. Benjameen verstand das nicht.
Und dann kam der große Augenblick. Land kam in Sicht. Tess und Benjameen sprangen auf und umarmten sich. Von Ailey war ein Triumphschrei zu hören. Eshmatay Amgens Schultern sanken herab, ein Zeichen, dass seine innere Anspannung abgefallen war.
„Er tut mir so Leid, Ben", sagte Tess zu ihrem Partner. „Wir könnten ihm anbieten, mit uns auf die LEIF ERIKSSON zu kommen. Wenn tatsächlich der von dir erwartete Tumult ausbricht, müssen wir damit rechnen, dass er und Ailey in die Fänge der Valenter geraten."
„Anbieten können wir es", sagte Benjameen. „Aber er wird ablehnen. Er wartet darauf, dass er ins Reich Anguelas eingeht, für ihn eine Art Nirwana. Und ich fürchte, das kann er nur hier."
„Und was ist mit Ailey? Zumindest ihn könnten wir retten."
Tess fragte Eshmatay Amgen. Sie machte ihm das Angebot, aber er lehnte ab, wie von Benjameen vorausgesagt.
Ailey wollte bis zum Schluss bei ihm bleiben und sich dann, nach Amgens Tod, als Maschinist auf einem anderen Luftschiff bewerben. Wenigstens wollte er nicht aus Treue mit Amgen in Anguelas Reich eingehen, wie Tess schon befürchtet hatte.
Nur eine halbe Stunde nach der ersten Sichtung des Lands landete die RICO auf dem Luftschiffshafen und wurde unter einem offenen Shelter vertäut. Es kam die Stunde des Abschieds.
Benjameen war plötzlich sehr ungeduldig.
„Etwas wird geschehen", prophezeite er, als Tess ihn nach dem Grund fragte. „Etwas Ungeheuerliches.
Wir sind auf Linckx keinen Augenblick mehr sicher."
*
Eshmatay Amgen sah sie von Bord gehen, zuerst Ben, dann Tess und nach ihnen, ziemlich unbeholfen, Norman. Der Fährmann winkte seinen Besuchern nach. Ailey stand neben ihm und plapperte aufgeregt. Er hatte gehört, was Ben zuletzt gesagt hatte, und das ließ ihn nicht mehr los - ausgerechnet Ailey, der Eshmatays Todesgewissheit immer als Aberglauben abgetan hatte.
Vielleicht glaubt er den Xiritten mehr als mir, dachte Amgen. Immerhin hat Ben uns nach Sikma geführt - und zurück.
„... wirst du jetzt tun, Chef?", quasselte der Maschinist. „Du darfst dich nicht wieder hinsetzen und die Augen schließen. Du darfst nicht auf den Tod warten. Du lebst, weißt du das immer noch nicht?
Und es ist doch schön zu leben !Was ist, wenn Cip wieder zu pfeifen beginnt, nachdem du dich totgehungert hast? Ha? Du wirst es bereuen! Du wirst ihn in Anguelas Reich pfeifen hören und dich totärgern - wenn du dann nicht schon tot wärst. Du wirst jämmerlich und qualvoll..."
„Halt's Maul!"
Ailey verstummte, starrte den alten Kapitän sprachlos an und setzte sich dann beleidigt in seinen Sessel.
Eshmatay Amgen seufzte tief und setzte sich ihm gegenüber an den Kartentisch. „Ailey, ich will nicht im Unfrieden von dir scheiden. Du kannst dich nützlich machen, indem du die Abfertigungsmannschaften zurückschickst, die gleich zur RIGO kommen werden. Sag ihnen, dass wir diesmal kein Yddith-Erz an Bord haben und auch nichts anderes. Und danach werden wir zusammen zur Abfertigungshalle gehen, wo ich meine gesamten CE-Tradicos auf dich überschreiben lassen werde. Ich brauche sie nicht mehr, und du kannst dir eine neue Existenz aufbauen, wenn ich nicht mehr bin. Und das wird bald sein. Ich habe meine letzte Aufgabe erfüllt."
Ist es wirklich so?, fragte er sich. Warum musste er dann immer noch leben? Er redete sich diesmal ein, dass er vor seinem Tod noch die finanziellen Dinge richten müsse. Aber zufrieden stellte ihn der Gedanke nicht.
Der letzte Sturm ... Er hatte geglaubt, ihn über dem Bittermeer erlebt zu haben. Aber er saß noch hier und dachte und war. Der Hunger wühlte in seinen Gedärmen und bestätigte es ihm. Wenn das Unwetter nicht der letzte Sturm gewesen war - wann kam er dann über ihn?
Etwas wird geschehen, hatte Ben, der Xiritte, gesagt. Etwas Ungeheuerliches...
Hatte er damit den letzten Sturm gemeint? Einen Sturm, der nicht nur ihn, Eshmatay Amgen, sondern alles Leben auf Linckx hinwegfegen würde? Wann kam er? Wie lange musste er denn noch warten? Warum rief Anguela ihn nicht endlich zu sich?
Die Wartungs- und Abfertigungsteams kamen. Sie bestanden meistens aus den insektenhaften Quintanen. Ailey schickte sie wieder fort. Eshmatay Amgen sah sie davonziehen und hörte sie fluchen.
Dann stand er auf, auf schwachen Beinen. Ein kurzer Schwindel ergriff ihn. Ailey versuchte, ihn zu stützen, aber er war damit hoffnungslos
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