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2119 - Der letzte Sturm

Titel: 2119 - Der letzte Sturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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bevor er uns wieder entgleitet!"
    Shirka spürte einen Stich in seinem linken Arm. Erst jetzt sah er, dass er nackt war. Ein wenig Wärme breitete sich in seinem Körper aus.
    „Du hörst uns, ja?", fragte der erste Sprecher. Dann legte er eine Hand flach auf das Brustsymbol.
    „Das Reich Tradom, dem du künftig dienen wirst. Denn du wirst in wenigen Stunden schon deine Seele verloren haben. Dann wird aus dir ein Diener der Inquisition der Vernunft - so, wie wir es sind, die E'Valenter. Wir sind die Polizei des Reichs."
    „E'Valenter?", wiederholte Shirka. Es war das erste Wort, das er im Kalten Kontinuum sprach. Seine Stimme kam ihm fremd vor. Für einen kurzen Moment blitzte in ihm eine Erinnerung auf. „Ich kenne euch! Ihr seid die Maschiniten, die uns in Hellmock die Messer abgekauft haben! Nur stecktet ihr damals in einer Art Taucheranzug ..."
    Da war der Augenblick auch schon wieder vorbei. Die Erinnerung versank in dem Meer aus Schwärze, das ihn umgab.
    Er bekam keine Antwort. Er musterte die etwa ein Meter achtzig großen, humanoiden Gestalten, die um seine Liege herumstanden und deren Mundpartien wie Schnauzen hervorstachen. Die Zähne waren grob und dunkel. Die Augen waren hinter schwarzen Brillen verborgen, und auf dem Kopf trugen sie Kappen, mit Beschirmungen im Nacken und über den Ohren.
    Shirka hörte ein Rauschen und stellte mit Schrecken fest, dass es aus ihm selbst herauskam. War das schon seine Seele, die ihm entwich, wie die Valenter ihm vorausgesagt hatten? Gleichzeitig wurde ihm wieder kälter.
    Er verachtete die E'Valenter, die jetzt wieder schweigend um ihn herumstanden, vom ersten Moment an. Er konnte ihre niederen Instinkte geradezu fühlen, ihre Gedanken ohne jegliche Tiefe, ihre Moral ohne ein Rückgrat und ohne ein Ziel.
    „Lasst mich in Ruhe!", fuhr er sie an. Er wollte um sich schlagen, aber dazu fehlte ihm noch die Kraft.
    „Wenn ich nur ins Kalte Kontinuum gestoßen worden bin, um sogleich wieder in Anguelas Reich einzugehen, von wo aus ich irgendwann in Quintatha wiedergeboren werde, dann lasst mich in Frieden sterben. Ich kenne euer Reich Tradom nicht. Ich will nichts von ihm und dieser Inquisition der Vernunft!"
    „Du wirst deine Meinung bald ändern", sagte der Sprecher der Fremden. Er ließ sich von einem der anderen E'Valenter etwas reichen und hielt es dem ehemaligen Barkner hin. Es war ein Tuch, das mit schwarzen und weißen Flecken bedruckt war. „Hier ist deine Maske. Du wirst sie zukünftig tragen.
    Nimm sie und lege sie über dein Gesicht!"
    „Nein!", schrie Shirka heiser. „Ich weiß nicht, was dann mit mir geschieht!"
    Eine weitere Erinnerung blitzte beim Anblick des schwarzweißen Tuchs auf: Rishtyn-Jaffami, der Große Graue! Kurz bevor er die Harpune warf - das Gesicht des Großen Grauen, plötzlich schwarzweiß gemustert. Und er hatte sein eigenes Gesicht darin gesehen!
    Aber so überfallartig, wie der Erinnerungsfunke gekommen war, erlosch er auch wieder.
    „Die Maske...", sagte der Sprecher der E'Valenter. „Nimm sie jetzt. Sie wird dich beschützen."
    „Beschützen?", wiederholte Shirka. „Ha! Sie wird mich zum Sklaven machen, ich weiß es! Zum Teufel mit diesem Lappen."
    „Zieh sie über!", befahl der E'Valenter. „Du hast nicht mehr viel Zeit!"
    Es war ein klarer Befehl, ihm gegenüber ausgestoßen von einem erbärmlichen Wicht. Shirka drehte sich halb auf der Liege und versuchte, nach dem E'Valenter zu schlagen. Er traf ihn nicht. Stattdessen hatte er plötzlich die Maske in der Hand. Der E'Valenter hatte sie geschickt in seine vorstoßende Faust platziert.
    Und sie schien ihm zuzuflüstern: „Leg mich an. Zieh mich über. Nur das rettet dich vor dem Tod."
    „Davor habe ich keine Angst!", schrie Shirka. „Es gibt keinen Tod! Es gibt nur den ewigen Lebenszyklus. Ich will heim, heim in Anguelas Reich!"
    „Leg sie an!"
    Die Stimme des E'Valenters duldete keinen Widerspruch, nicht in Shirkas Verfassung. Denn plötzlich war es ihm, als vereise sein Körper von innen. Seine Seele floh, sie erlosch, wie von den E'Valentern vorausgesagt.
    Bevor er sich dessen richtig bewusst wurde, zog sich der ehemalige Kapitän, im Augenblick seines Todes ins Kalte Kontinuum verstoßen, die schwarzweiße Maske über das Gesicht und den kugelförmigen Kopf. Im nächsten Moment schrie er auf und krümmte sich auf seiner Liege. Der seltsam kalte Stoff des Tuchs saugte sich geradezu in seine Haut. Shirka spürte halb wahnsinnig vor Schmerzen, wie Haut und Maske sich

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