Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

2119 - Der letzte Sturm

Titel: 2119 - Der letzte Sturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
Schädel tat weh von den Strömen, die seine Haarorgane in sein Gehirn schickten. Die Stachelhaare spielten vollkommen verrückt. Sie bewegten sich ekstatisch in schnellen Wellen, drehten und hoben sich. Dazu rollten die vier Augen des Kapitäns, jedes für sich, als wollten sie sich aus den Höhlen drehen.
    „Warum haben wir das getan, Chef?", schrie Ailey, um das Tosen und Brausen des Sturms zu übertönen und den Donner. „Wir kommen nie mehr nach Kaza zurück!"
    „Du hast Recht, Ailey!", schrie Amgen zurück. Auch das tat weh. „Aber wir hätten auch auf dem Luftschiffshafen keine Chance gehabt und nirgendwo sonst in Shinkasber. Spürst du es nicht auch?"
    Er winkte ab. „Nein, das kannst du nicht."
    „Was, Chef? Was sollte ich spüren?"
    Eshmatay Amgen stöhnte. Er beugte sich vor und drückte beide Hände in den Magen. Der nächste Schlag ließ ihn ganz vornüberkippen und aus dem Sessel fallen. Schwer prallte der massige Leib auf den harten Boden der Gondel.
    Der alte Fährmann lag halb auf seinem ebenfalls wieder gestürzten Maschinisten. Mit letzter Kraft stemmte er sich von ihm herunter.
    „Es geht zu Ende, Ailey!", stieß er hervor.
    „Das sagst du schon seit Tagen!"
    „Ich meine nicht nur mich! Ich meine die ganze Welt! Ich spüre schon seit unserem Aufbruch den mentalen Sturm, der über uns allen zusammenschlägt!"
    „Du meinst die Pararealitäten? Die spüre, die sehe und fühle ich auch!"
    „Ich meine nicht nur sie, Ailey! Etwas Furchtbares ist geschehen. Etwas ist gestorben! Eine schreckliche Katastrophe! Dies ist er, Ailey! Dies ist der letzte Sturm aus der Prophezeiung! Er wird alles Leben auf Linckx hinwegfegen! Nichts kann ihm entgehen! Er wird die Meere kochen lassen, die Winde in Ionen verwandeln und das Land im Bittermeer versinken lassen - bis auch das Bittermeer verdampft!"
    Ein Kugelblitz erhellte die Gondel. Für einen schlimmen Augenblick dachte Eshmatay, dass die RIGO explodieren und in Flammen aufgehen würde. Aber das alte Luftschiff kämpfte sich tapfer durch die Stürme und Strömungen - ohne Steuermann, ohne Maschinisten.
    Ein gnädiges - oder furchtbares - Schicksal schien es in der Luft zu halten. Es spielte mit ihm und den beiden Wesen, die in der Gondel am Boden lagen.
    Ailey hätte sich aufrichten können, aber er tat es nicht. Er wollte nicht mehr sehen, wie das Ende auf sie zukam.
    Der schneeweiße Scoothe Cip huschte über die beiden Liegenden hinweg und pfiff! Aber es war kein fröhliches, melodisches Pfeifen mehr wie früher, sondern ein gequältes, schnatterndes.
    „Er fühlt es auch!", schrie Eshmatay Amgen. „Wir müssen Abschied nehmen, Ailey. Du warst mir ein guter Maschinist. Du hattest nur eine zu lose und große Klappe, aber was gäbe ich dafür, dich noch einmal quasseln hören zu können!"
    Obwohl er schrie, war seine Stimme in dem gewaltigen Tosen kaum zu hören.
    Er fühlte, wie eine Hand seinen Arm ergriff. Ailey zog sich an ihn heran, bis sein Kopf ganz nahe an den zuckenden, sich hektisch bewegenden Haarstacheln war.
    „Du warst auch ein verdammt guter Kapitän, Chef!", schrie er. „Es ist schade, dass es uns ausgerechnet jetzt trifft! Jetzt, da wir das Geld gehabt hätten, um die RICO in alter Schönheit erstrahlen zu lassen! Wir hätten viele Aufträge bekommen können, Chef! Ach, ich weiß, du bist ja tot - oder so gut wie! Aber ich hätte die RICO in Ehren gehalten und einen neuen Fährmann eingestellt, dem ich immer von dir erzählt hätte! Von deinen großen Taten und von deiner Großzügigkeit! Ich hätte deinen Namen gepriesen, überall, wo wir ..."
    „Halt's Maul!", brüllte Eshmatay Amgen. „Komm, wir versuchen, uns gegenseitig aufzuhelfen! Dieses eine Mal noch! Denn etwas kommt auf uns zu. Ich spüre es!"
    „Das kann nicht klappen, Chef! Du hast keine Kraft mehr!"
    „Es muss klappen! Ich will es sehen!"
    „Was, Chef?"
    „Komm und hilf mir, dann siehst du es auch!"
    Und sie versuchten es. Die ersten beiden Bemühungen misslangen. Dann aber schoben, zogen und stemmten sie sich in die Höhe, bis sie aus dem Steuerbordfenster sehen konnten.
    „Da!", schrie Eshmatay in das Tosen und Brausen des Sturms, in den Donnerhall und in die unheimlichen Geräusche, die plötzlich die Gondel erfüllten. „Das ist es! Der letzte Sturm, Ailey!"
    „Bei Anguela ...!", entfuhr es dem Maschinisten.
    Er sah wie Eshmatay von Sikma her die alles umfassende Feuerwalze auf sich und den Kontinent Kaza zurasen. Eine Feuerwalze, die alles verschlingen

Weitere Kostenlose Bücher