Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

2119 - Der letzte Sturm

Titel: 2119 - Der letzte Sturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
Kaserne. Jedenfalls deutete Tess es so.
    Und in der Mitte breitete sich das Seltsamste aus, was sie von Sikma gesehen hatte: eine Art Becken von annähernd ovaler Form, das von einer anfangs grauen Gallertmasse erfüllt war. Inzwischen hatten sich aus dem Grau schwarze und weiße Muster gebildet, in denen jeder Betrachter sein eigenes Gesicht zu sehen schien.
    Tess schauderte bei dem Anblick. Sie kam sich einsam vor, furchtbar allein.
    Seltsam waren ebenso die vielen zehn Meter hohen Säulen, die über die karge Landschaft verteilt und offenbar im steinigen Boden verankert waren. Sie sahen aus wie mit einer lumineszierenden blauen Flüssigkeit gefüllt. Und nicht weniger geheimnisvoll war das auf einem Spantengestell liegende, weiß und gelb angestrichene Schiff, das hier stand, gut fünfzig Kilometer von der Küste entfernt. Wie kam es hierher? Wozu diente es?
     
    *
     
    Zuerst erblickte Tess nur die Valenter, einige Dutzend, die von dem Kasernenbereich kamen. Die Terranerin sah über die Teleskopfunktion ihres Helmes, dass die Valenter eine Art Taucheranzug trugen, nicht etwa ihre gewohnten grünen Rüstungen mit dem Tradom-Symbol auf der Brust.
    Dann erkannte sie, wo das Ziel der Gruppe lag: das gelbweiße Schiff!
    „Komm her, Ailey! Das musst du dir ansehen!"
    Der nur anderthalb Meter große Maschinist war schon an ihrer Seite und starrte mit ihr aus dem Backbordfenster der Gondel. Natürlich hatte er keinen so guten Blick wie sie, aber er konnte die etwa fünfzig Gestalten erkennen, die sich zügig dem Schiff näherten.
    „Wollen sie etwa hier in See stechen?", fragte Tess. „Gibt es in diesen verworrenen Daseinsebenen hier in Wirklichkeit ein Meer?"
    Möglich war auf dem Planeten Linckx alles, vor allem auf dem Verbotenen Kontinent. Tess hielt den Atem an und fuhr dann wie elektrisiert herum, als Eshmatay Amgen plötzlich einen furchtbaren Schrei ausstieß. Sie sah, dass der Kapitän der RIGO alle vier Augen in seinem mittlerweile eingefallenen, kantigen Gesicht weit geöffnet hatte. Sie rollten. Jedes von ihnen drehte sich anders als die anderen. Sie schienen ihr eigenes Leben zu besitzen.
    Noch alarmierender aber waren die Stachelhaare des Fährmanns. Sie drehten und bogen sich wie unter Strom. Tess wußte, dass es sich bei ihnen um spezielle Organe handelte, die auf Ströme und Schwankungen im Hyperspektrum reagierten - etwa auf Hyperstürme oder fünfdimensionale Verwerfungen.
    „Eshmatay!", rief sie. „Was ist? Ortest du etwas?"
    Für einen Moment sah er sie mit zwei seiner vier Augen an. Dann schloss er sie wieder und legte sich in seinem Sitz zurück. Aber die Stachelhaare führten ihren wilden Tanz fort.
    „Irgendetwas geschieht, Ailey", flüsterte Tess. „Es muss etwas Gewaltiges sein."
    Wieder schwieg der zum Nichtstun verurteilte Maschinist. Tess und er blickten hinab. Die Valenter hatten das Schiff erreicht. Jetzt stiegen die ersten von ihnen über Planken an Bord. Nach knapp zwei Minuten waren sie alle in seinem Bauch verschwunden.
    Und noch während Tess ihre Augen anstrengte, entmaterialisierte das Schiff.
    „Ich halte das nicht mehr aus!", brach es aus dem vorher ziemlich gef assten Ailey heraus. „Wir müssen hier weg! Wir haben Medikamente an Bord. Ich werde Eshmatay Artigen eine Injektion verpassen. Danach ist er so wach wie ein junger Nubami. Ja, das werde ich tun. Das Medikament wird seine trüben Gedanken an den Tod verscheuchen, es wirkt stark euphorisierend. Ja. Eshmatay Amgen wird uns wieder nach Kaza bringen, in die Freiheit. Dort werden wir ..."
    Sei still!", verlangte Tess Qumisha. „Auch wenn du ihn wiederbeleben könntest - ohne Benjameen kann er uns nie aus diesen pararealen Stömungen herausbringen."
    „Dann weck deinen Ben auf!"
    Tess legte ihm die Hand auf die Schulter und schüttelte traurig den Kopf. „Genau das darf ich nicht", sagte sie. „Ich habe einen bestimmten Verdacht."
    „Welchen?", wollte Ailey wissen.
    „Dass er mit dem Plasmawesen dort unten im Becken Kontakt hat..." Allein die Vorstellung ließ sie schaudern.
     
    *
     
    Nur knapp zehn Minuten später kehrte das Schiff zurück. Es geschah auf die gleiche geheimnisvolle Weise, in der es verschwunden war. Plötzlich lag es wieder in dem Spantengerüst, und die fünfzig Valenter gingen von Bord.
    Eshmatay Amgens Haare beruhigten sich. Der rätselhafte Transport war offenbar abgeschlossen - was immer ihn bewirkt und vollzogen hatte. Die zweifellos im Spiel gewesenen Hyperkräfte waren

Weitere Kostenlose Bücher