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212 - Beim Stamm der Silberrücken

212 - Beim Stamm der Silberrücken

Titel: 212 - Beim Stamm der Silberrücken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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die hoch gewachsene, dürre Gestalt Roger Wilsons. Er sah zu ihnen, ruderte mit den Armen und deutete zum Helikopter. Wie ein großes Tier ruhte die Maschine auf dem Tieflader. Seine Konturen leuchteten im roten Glutlicht der heranströmenden Lava und des brennenden Himmels über dem Kilimandscharomassiv.
    »Sie haben es nicht geschafft«, sagte Leila. »O Gott! Sie haben den Eingang nicht frei sprengen können…«
    »Öffnen Sie die Lifttüren, schnell!« Noch einmal beugte sich Percival über das Gitterrost. »Uns bleibt nicht mehr viel Zeit!« Aus der Kuppel dröhnte die nächste Explosion. Major Mogbar versuchte es noch einmal. Die Stimme aus dem Lüftungsschacht schwieg.
    »Komm doch, Tom!« Leila begann wieder an ihm zu zerren.
    »Es hat doch keinen Sinn! Sie lassen uns nicht rein…!«
    Percival blickte auf. Wilson rannte zum Helikopter, Dagobert folgte ihm. Ein dritter Mann überholte beide.
    Plötzlich tönte eine Männerstimme aus dem Schacht:
    »Sehen Sie selbst zu, wie sie klar kommen, Percival! Verschwinden Sie!« Es war van der Groots Stimme, der Brite erkannte sie sofort.
    Eine tiefe Resignation erfüllte Percival und raubte ihm alle Kraft. Er wollte sich neben dem Schachtausgang auf die Erde sinken lassen. Doch Leila packte ihn und zog ihn mit sich zum Helikopter. Seine Lungen stachen, er spürte seine Beine nicht mehr. Jeder Atemzug tat ihm weh. Konnte Luft denn brennen?
    Wie Feuer fühlte sie sich in der Nase und in der Luftröhre an.
    Die Rotorblätter des Hubschraubers kreisten schon, der Motor brüllte bereits. Aus dem Kuppelbau über dem Bunkereingang hörte Percival wieder eine Explosion.
    Jubelgeschrei folgte ihr. Sollten sie den Zugang zum Treppenhaus doch noch frei gesprengt haben? Halbherzig stemmte er sich gegen Leilas Griff. Doch dann sah er den heranrollenden Wall aus glühender Lava – keine dreihundert Meter entfernt!
    »Steig schon ein, Sir!«, schrie eine Männerstimme aus dem Helikopter.
    »Der Zugang zum Treppenhaus scheint frei zu sein!«, rief Percival unsicher.
    Eine dunkle Gestalt drängte sich durch die Menge im Passagierraum, beugte sich nach draußen und packte Leila bei den Handgelenken. »Dann versuchen Sie Ihr Glück dort, Mister!«
    Percival blickte in das schwarze, harte Gesicht des Majors.
    Der zog die verblüffte Leila in die Maschine hinein. »Ihre Frau aber wird das hier überleben! Dafür sorge ich!« Mogbar schob Leila Richtung Cockpit und drückte sie auf eine Sitzbank.
    »Luke zu! Wir starten!« Er stieg nach vorn zum Pilotensitz.
    »Komm doch endlich, Tom!«, flehte Leila. »Bitte!«
    »Und wenn der Bunker jetzt zugänglich ist?« Percival starrte durch das offene Eingangsschott des Kuppelbaus.
    Menschen drängten sich darin vor dem Bunkerzugang. »Sie stehen Schlange davor! Er scheint tatsächlich frei zu sein…!«
    »Vielleicht!« Dagobert beugte sich aus dem Passagierraum und packte ihn. Sein grauer Pferdeschwanz war angesengt.
    »Vielleicht werden die armen Leutchen sich sogar ein paar Meter tief in das sicher verminte Treppenhaus vorkämpfen. Aber dann wird die Lava von oben nachfließen und sie alle verbrennen! Komm endlich, Sir Percival!«
    Er zog den schweren Briten in die Maschine hinein. Mogbar hockte schon im Pilotensitz und hantierte an den Armaturen herum. Jemand riss die Schiebetür zu. Percival sah sich um. Er blickte in stumpfe oder ängstliche Gesichter, vor allem Frauengesichter; die meisten waren schwarz. Er kannte nur Dagobert und Wilson. Und vorn im Cockpit sah er das Profil von Major Mogbar. Der Offizier saß im Pilotensitz. Der Copilot war einer seiner Soldaten, ein Leutnant namens Daniel Kayonga. Die Maschine hob ab.
    Leila klammerte sich an Percival, drückte ihr Gesicht in seine Achsel und weinte leise. Es war glühend heiß im Passagierraum. Durch die offene Luke zum Cockpit hindurch konnte Percival durch die Frontkuppel schauen. Er sah eine schier unendliche Front aus Glut und Rauch. In der Ferne leuchteten die Konturen des Kilimandscharo. Eine Feuersäule stand über dem Gipfel.
    Percival machte sich von Leila los und kletterte ins Cockpit.
    Er blickte auf die Erde zweihundert Meter unter ihnen: Die Lava umspülte bereits den Kuppelbau über dem Bunkereingang. Die Glutmassen rollten den Tieflader vor sich her. »O Gott«, stöhnte Percival. »Gott, steh uns bei…!«
    Major Mogbar stieg auf über dreitausend Fuß und flog westlich am Kilimandscharomassiv vorbei nach Norden. Bald blieb der glühende Gipfel hinter ihnen zurück. Es

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