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212 - Beim Stamm der Silberrücken

212 - Beim Stamm der Silberrücken

Titel: 212 - Beim Stamm der Silberrücken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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so.
    Mit einem mulmigen Gefühl im Magen ritten sie weiter. Die Versorgungsstation rückte näher. Bald konnten sie auch Einzelheiten der Himmelsstadt mit bloßem Auge erkennen.
    Matt bestaunte die wabenförmig strukturierte Ballonplattform und fragte sich, welche Fähigkeiten ein Mensch haben mochte, der sich so etwas ausdachte und verwirklichte. Wer immer dieser de Rozier sein mochte, ein kleinkarierter Dummkopf war er ganz sicher nicht.
    Plötzlich ließ Lysambwe die Karawane anhalten und deutete mit zitternder Hand auf einen abseits liegenden dunklen Hügel.
    Erst auf den zweiten Blick erkannte Matt, dass es sich um die verbrannten Reste einer gewaltigen kreisförmigen Konstruktion handelte. »Brest-à-l’Hauteur!«, hauchte der Offizier schreckensbleich. »Was ist hier geschehen?«
    Matt überlief ein Schauder. Offenbar war die Soldatenstadt in Brand geraten und abgestürzt! Durch einen Unfall – oder hatten die Gruh damit zu tun? Wie viele Menschen waren hier gestorben? Er wagte nicht, den um Fassung ringenden Lysambwe darauf anzusprechen.
    Mit erhöhtem Tempo zogen sie weiter. Das Dorf Kilmalie, in dem die Zombiewesen zum ersten Mal aufgetaucht waren [5] , ließen sie östlich liegen und steuerten direkt die Große Grube an, wie Lysambwe und seine Männer die Erdspalte nannten, aus der die Gruh nach dem Ausbruch des Kilmaaro geklettert waren. Von weitem sahen sie eine Stunde später einige Luftschiffe, die im Gelände um den Spalt vor Anker lagen.
    Man hatte sie an Akazien vertäut. Kurz darauf kamen ihnen Männer in blauen Uniformen entgegen gelaufen – kaiserliche Soldaten. Offenbar hatte man die Karawane entdeckt.
    Hauptmann Lysambwe begrüßte die Männer, berichtete in knappen Worten von den Kämpfen gegen Gruh und Gorillas, in die seine Einheit verwickelt worden war, und ließ sich selbst Bericht erstatten. Obwohl er ganz passabel Französisch sprach, musste Matt sich konzentrieren, um dem Gespräch bis in die Einzelheiten folgen zu können, denn die Männer benutzten einen harten Dialekt.
    Er erfuhr, dass die Soldatenstadt vor zwei Tagen durch die Sabotage eines Eingeborenen beim Andocken in Brand geraten, abgestürzt und danach von den aus dem Erdspalt strömenden Gruh heimgesucht worden war. Es gab nur wenige Überlebende.
    »Der Kaiser hat nun ohne die Unterstützung der Garnisonen den Angriff auf die Gruh eröffnet«, wandte sich Lysambwe schließlich an ihn.
    »Ich habe es verstanden«, sagte Matt.
    »Bringt uns zu ihm!«, forderte Fumo Omani. »Ich habe wichtige Dinge mit dem Kaiser zu besprechen, die keinen Aufschub dulden.«
    »Mach dich nicht lächerlich!«, rief Lysambwe seinem Bruder zu. »Wie kannst du angesichts dieser Katastrophe an deine eigenen Verluste denken? Du wirst warten, bis der Kaiser sich Zeit für dich nimmt – falls er sich überhaupt Zeit für dich nimmt! Er verachtet Magie und Frömmelei!«
    »Das wird er, verlass dich drauf!«, blaffte der Voodoomeister. »Kein vernünftiger Mensch verzichtet auf die Dienste eines Meisters!«
    Hauptmann Lysambwe winkte ab und befahl den Boten, die Karawane zur Großen Grube zu geleiten. Matt Drax war begierig darauf, den Kaiser endlich persönlich kennen zu lernen.
    Von weitem sahen sie ein Luftschiff aus dem Himmel sinken. Langsam näherte es sich dem Boden. »Die Roziere des Kaisers!«, rief Rönee.
    »Ihre Excellenz und sein Sohn wollen die Gruh höchstselbst mit einer neuen Art von Waffe angreifen«, erklärte einer der Boten.
    »Prinz Akfat ist bei seiner Excellenz?«, fragte Lysambwe überrascht. »Dann hat er den Absturz der Soldatenstadt überlebt?« Der Bote bestätigte.
    Die Gondel der Roziere berührte den Boden – doch statt aufzusetzen, sank sie weiter. »Der Kaiser dringt mit seiner Roziere in die Große Grube ein!«, rief Rönee.
    Kurz darauf sahen sie Rauch von der Stelle aufsteigen, in der das Luftschiff verschwunden war. Matt und die Männer hörten Geschrei und dumpfe Knalle, als würden Feuerwerkskörper detonieren. Sie sahen Männer, die mit Klingen auf graue, seltsam verkrümmte Gestalten einhieben.
    »Die Gruh!«, schrie Hauptmann Lysambwe. »Sie kommen wieder aus der Großen Grube!«
    Auf einmal erzitterte der Erdboden. Eine gewaltige Explosion ertönte, und der Grund bewegte sich einige Sekunden lang so heftig, dass Matt dachte, er befände sich auf einem Schiff statt auf einem Kamel und wäre unverhofft in einen Seesturm geraten. Links und rechts sah er die Reittiere schwanken und stolpern, Männer stürzten

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