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2122 - Die Prinzenkrieger

Titel: 2122 - Die Prinzenkrieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Himmelsrichtung Udix jag, residierte, war der innigste Verbündete und beste Freund von Marca. Und wenn er mit seinem Tross über Kazién erschien, war das ein Freudentag, und alle Bewohner der Gläsernen Stadt feierten mit.
    Der Herrscherpalast besaß einen neuneckigen Grundriss. Von allen neun Seiten erstreckten sich großzügig und geräumig gestaltete Trakte, in denen die zu Besuch weilenden Prinzenkrieger und ihre Begleiter untergebracht wurden. Diese Flügel waren nach den neun Himmelsrichtungen Akhimzabars benannt. Und klarerweise war Prinzenkrieger Kurnic im Sektor Udix untergebracht. Manche der zu Besuch weilenden Prinzenkrieger schotteten sich in ihren Unterkünften ab, erledigten ihre diplomatischen Geschäfte mit Marca und flogen sang - und klanglos wieder ab.
    Nicht so Prinzenkrieger Kurnic. Er hielt sein Haus für alle befugten Besucher offen, so dass Soner dort aus und ein gehen konnte. Die neun Himmelshäuser, wie die Unterkünfte für die Prinzenkrieger auch genannt wurden, waren für Soner allesamt Neuland, denn als kleiner Prinz hatte er nie Gelegenheit gehabt, sie zu erforschen. Darum war es um so reizvoller, dorthin auf Besuch zu gehen.
    Prinzenkrieger Kurnic hatte eine große Familie. Er konnte voller Stolz auf zwei Söhne und zwei Töchter verweisen, die ihm seine erste Frau geschenkt hatte, und auf eine Tochter und einen Sohn aus zweiter Ehe. Die Kinder aus erster Ehe waren schon zu alt, um Soner an sich heranzulassen. Besonders der älteste Sohn und Thronerbe Finkube war eingebildet und unnahbar, denn da Kurnic schon uralt war, sah er sich bereits als Prinzenkrieger und verhielt sich wie ein Herr über Leben und Tod.
    Als ihn Soner bei ihrem ersten Besuch, den er bewusst miterlebt hatte, arglos ansprach, packte ihn Finkube wortlos mit beiden Händen um die schmale Teile und hob ihn hoch. Und dann drückte er so fest zu, dass Soner die Luft wegblieb und er meinte, in zwei Teile zerbrochen zu werden.
    Soner verlor das Bewusstsein, und als er wieder zu sich kam, blickte er in das hübsche Gesicht eines etwa gleichaltrigen Mädchens.
    „Du musst Soner sein", hatte sie spöttisch festgestellt. „Ich bin Minda und habe dir gerade das Leben gerettet."
    Minda war Kurnics Tochter aus zweiter Ehe und ein Jahr älter als Soner. Sie schilderte ihm, dass sie Finkube so lange mit Schlägen traktiert habe, bis er Soner habe loslassen müssen. Soner war klar, dass Minda maßlos übertrieb, denn Finkube hätte sie einfach wegdrücken können, ohne sich groß anstrengen zu müssen. Aber das sagte ihr Soner nicht, sondern er bedankte sich höflich für ihre Hilfe.
    Soner und Minda schlossen sogleich Freundschaft und hatten viel Spaß miteinander. Etwas störend war dabei nur Endurno, Mindas um zwei Jahre jüngerer Bruder, mit dem noch nicht viel anzufangen war, den Minda aber stets mitnahm.
    Die Freundschaft zwischen der Tochter des Schlafes und dem Sohn des Lichts bestand ohnehin nicht darin, dass sie Zärtlichkeiten austauschten. Sie gingen rein freundschaftlich miteinander um, was auch bedeutete, dass sie in Konfrontation zueinander gingen.
    Sie neckten und beleidigten einander, bis einer von beiden die Fassung verlor und gegen die Regeln verstieß. Und damit hatte er verloren. Bisher war das immer Soner gewesen. Minda war in Diplomatie einfach besser, das musste Soner neidlos anerkennen. Wenn es jedoch um Tarnen und Täuschen und das Lösen von Rätseln ging, ging zumeist Soner als Sieger hervor.
    Als der Herr des Schlafes diesmal zu Besuch kam, machte Minda bei allen Spielereien zuerst mit, doch dann eröffnete sie Soner: „Das sind doch alles Kindereien. Warum kämpfen wir nicht einmal richtig miteinander?"
    „Ich brächte es nicht über mich, dir wehzutun."
    „Du und mir wehtun?", rief Minda und lachte ihn schallend aus. „Dir halber Portion könnte ich die Seele aus dem Leib prügeln.
    Das war zu viel für Soner. Spötteleien und abschätzige Bemerkungen über die Seele eines Pfauchonen waren ihm äußerst zuwider. Und schon gar nicht schätzte er es, wenn sich solche auf ihn bezogen.
    Soner hatte zuletzt drei Rangeleien mit Kindern der Herren des Geistes und des Lebens überstanden und dabei sogar recht gut abgeschnitten. Und das ohne jegliche Kampfausbildung! Das machte ihm Mut, es auch gegen ein Mädchen aufnehmen zu können, selbst wenn es um ein Jahr älter war.
    Soner ging ohne Warnung zum Angriff über. Er führte einen Faustschlag gegen Mindas Stirn, doch seine Faust fuhr ins Leere.

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