2122 - Die Prinzenkrieger
mit den acht Flügeln zu zeichnen. Er musste es jedoch, wie einem inneren Zwang gehorchend, immer wieder tun. Er stieß es auf diese Weise gewissermaßen von sich ab.
Soner fragte sich immer wieder, was die Ursache dafür war, dass dieses schreckliche Tier, das nicht existierte, so sehr seine Fantasie so dominierte. Aber er fand keine Antwort.
Ihm war jedoch klar bewusst, dass niemand diese Zeichnungen sehen durfte. Denn wären sie seinem Vater in die Hände gefallen, hätte es passieren können, dass der Prinzenkrieger den Prinzen mit eigener Hand als Unglücksboten töten musste.
Vor allem hätte es der Prinzenkrieger selbst tun müssen, denn kein anderer durfte Hand an den Prinzen legen.
3.
Schwarze Luft Mit elf Jahren lieferte Soner sein Meisterstück, auf das er sehr stolz war. Er bedauerte lediglich, dass er außer seinem Freund Parkiru niemandem davon erzählen konnte. Und besonders bedauerlich war es, dass er es seinen Lehrern nicht präsentieren konnte, unter deren Augen es quasi entstanden war.
Das heißt, er testete sein Werk schon an ihnen - und es funktionierte -, aber er durfte sie leider nicht das Ergebnis des Tests wissen lassen. Eigentlich war sein Meisterstück gar nichts so Besonderes. Es handelte sich um einen simplen Deflektor, genau genommen um zwei Deflektoren. Für ein technisches Genie wie Soner eigentlich nur eine Kleinigkeit. Das Bemerkenswerte daran war jedoch, dass es sich bei allen Bestandteilen um Materialen handelte, die er während der Unterrichtsstunden abgezweigt hatte, ohne dass es irgendeinem seiner Lehrer aufgefallen wäre. Und das machte ihn so stolz, denn seinen Lehrern sollte eigentlich nichts entgehen.
Als der erste Deflektor fertig war, legte er ihn an, aktivierte ihn und spazierte in den Unterrichtsraum, wo drei seiner Lehrer darauf warteten, dass der Prinz erscheine, auf dass sie ihn einer Reihe strenger Prüfungen unterziehen konnten. Soner tanzte lautlos vor ihnen herum, zeigte ihnen die Zunge und drehte ihnen eine lange Nase. Sie merkten davon nichts, denn für sie war er unsichtbar.
Als Abschluss dieses Tests schubste er zwei der Lehrer an, die mit ihren Rücken zueinander standen, und zog sich zurück. Beide drehten sich empört herum und sahen einander vorwurfsvoll an, weil einer vom anderen annehmen musste, dass er ihn gestoßen habe. Soner hätte zu gerne gewusst, was in ihren Köpfen vorging.
Aber er musste sich zurückziehen, den Deflektor verstecken und dann schleunigst ins Unterrichtszimmer zurückkehren und sich den Prüfungsfragen stellen.
Soners Freund Parkiru war seit einem halben Jahr dem Wachtdienst zugeteilt, und dafür beneidete ihn der Prinz. In dieser Zeit hatten sie sich wieder öfter treffen können und den Plan geschmiedet, demnächst heimlich den Palast zu verlassen und die Gläserne Stadt aufzusuchen. Sie malten sich dieses Abenteuer immer wieder aus und waren bald beide besessen von diesem Gedanken.
Sie mussten jedoch zuerst jeder einige Vorbereitungen treffen. Dazu gehörten Deflektoren, um als Unsichtbare aus dem Palast zu gelangen. Dieses Problem hatte Soner übernommen und inzwischen meisterhaft gelöst. Es musste zudem das Überwachungssystem manipuliert werden, damit ihrer beider Verschwinden niemandem auffiel. Diese Aufgabe fiel klarerweise Parkiru zu.
Parkiru war schlichtweg begeistert, als Soner ihm die beiden Deflektoren präsentierte. Er bat sich jedoch noch ein paar Tage Zeit aus, um seine Manipulationen abschließen zu können. Drei Tage später war auch er fertig.
Er hatte schon zuvor Aufnahmen von seinem und Soners Zimmer gemacht, während sie sich darin aufhielten und irgendwelchen Beschäftigungen nachgingen. Diese sollten ins Überwachungssystem eingespielt werden, während sie sich zusammen in die Gläserne Stadt schlichen, um ihre Anwesenheit vorzutäuschen. Sie wurden zwar nicht mehr ständig überwacht wie zu der Zeit, als sie noch Kleinkinder waren und besonderer Aufsicht bedurften. Aber es mochte sein, dass ein neugieriger Wachebeamter überprüfen wollte, was der Prinz gerade machte, und dann wäre die ganze Sache aufgeflogen.
Sie verständigten sich über eine private Funkfrequenz.
„Bist du bereit, Soner?"
„Ich warte nur auf dein Zeichen."
„Habe meinen Dienst gerade beendet und den Abspielvorgang aktiviert. Es kann losgehen!"
„Worauf warten wir dann noch! Wir treffen uns an der ersten der neun Pangalaktischen Säulen vor dem Palast."
Soner schaltete den Deflektor ein, bevor er sein
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