2125 - Der Dunkle Nert
„Rechnerbefragung" ergab, dass jene wenigen Prozente nie auch nur für kurze Zeit gelagert oder geöffnet wurden.
„Hab ich's doch geahnt", knurrte der Dunkle Nert. Im Raum breitete sich Spannung aus. Eine Arkonidin verteilte Becher mit Camána, die so heiß waren, dass sie niemand anzufassen wagte. „Kannst du das für unsere müden Augen visualisieren, Shirli?"
Es dauerte viele lange Atemzüge. Dann erschienen gelbe, würfelförmige Container von ziemlich genau vier Metern Kantenlänge, augenscheinlich aus schwerem Metallplast und ohne irgendwelche Zeichen, die man als Kodierung oder Herkunftsbeweise hätte deuten können.
„Die Kisten können voller Waffen sein", murmelte Gashasa, „voll Wein, berstend von Staatsgeheimnissen, Rohmilchkäse oder unzüchtigen Holos."
Die Versammelten sahen den ständigen Wiederholungen der Vorgänge zu. Hin und wieder ertönte das Schlürfen eines Camánatrinkers. Selbst Lox da Kurranti konnte im Kommen und Gehen der gelben Würfel nichts anderes sehen als ein Schmuggelgeschäft einiger Galaktischer Händler. Allerdings mit beträchtlichem Aufwand, und das machte ihn stutzig. Die BASIS diente als versteckte Zwischenstation, und das konnte dem Manager ebenso wenig gleichgültig sein wie vielen Mitgliedern des BASIS-Konsortiums.
„Die Koordinaten der Transmitter, Chef, Abstrahl- und Empfangskoordinaten - wir schaffen es nicht!", bedauerte Shirlan. „Ich hab's ein Dutzend Male versucht."
„Gräme dich nicht", antwortete er leichthin. „Bessere sind an Schlechterem gescheitert."
„Klar. Begreiflich", sagte Shirlan. Jemand stellte einen weiteren Becher mit Camána vor sie. „Ein Zusatzrechner. Eigene Versorgung, entkoppelte, abgeschirmte Leitungen!"
Lox stand auf und sagte kurz: „Sucht ihn bitte! Und findet ihn bald!" Er wandte sich an die Angehörigen seines Teams. Seine Stimme glich derjenigen eines gütigen Sklaventreibers: „Ich setze voraus, dass jeder von euch jederzeit erreichbar bleibt. Schluss für heute. Zerstreut euch! Sucht die Vergnügungsstätten heim, schlaft euch aus - jeder, was er will. Zwanzig Tontas lang. Der harte Kern bleibt zur Verfügung - ab jetzt!"
Eine Tonta später, als in der gesamten angemieteten Anlage nicht mehr als fünf Personen zurückgeblieben waren, schaffte es Shirlan, die vorläufig letzte Klippe zu erklimmen: Sie konnte bestätigen, dass es einen hervorragend getarnten Zusatzrechner gab, der sich im obersten Deck der Springer-Anlage befand. Eineinhalb Dutzend scheinbar wenig aussagekräftiger, aber in der Menge überzeugender Hinweise ließen keinen anderen Schluss zu.
Die alten Baupläne der BASIS und die neuen Umbaupläne wurden miteinander verglichen. Die Springer-Magazine befanden sich in der Nähe des zentralen Andock- und Landebereichs der BASIS und somit in der Nähe des Karaketta-Ringtubus. Lox verinnerlichte die Darstellungen und die vielen Maßangaben der Pläne.
„Löscht das Zeug", sagte er dann. „Ich lasse mir über Nacht etwas einf allen. Wir drei gehen ins schönste Restaurant der BASIS, und ich spendiere euch das teuerste Abendessen eures Lebens."
*
Javvcyn saß, allein, ein wenig betrunken, sehr müde und kochend vor Wut, in seinem privaten Büro und sah auf drei Holoprojektionen, wie gut hundert verrußte Roboter und etwa dreißig schwitzende und fluchende Monteure und Dekorateure der Firmen, die bisher den Karaketta-Dschungel eingerichtet hatten, den ruinierten Kasinosaal aufräumten.
„Zum Glück konnte ich verhindern, dass sie in alle Richtungen starten. Schließlich ist ihre Arbeit seit einem Tag beendet!", brummte er vor sich hin.
Andererseits: Manshega und Marenga dom Anglond hatten gemeldet, dass das Medieninteresse überschäumte.
Der Wert der nicht eingelösten Jetons, die sich im Schutt gefunden hatten, deckte etwa ein Drittel der Schäden, an deren Beseitigung mit Hochdruck gearbeitet wurde.
Die Pracht des Kasinosaals war zwar dahin. Viele Sessel und die Hälfte der Tische waren aber durch aufwendige Restaurierungsarbeit - von teuren Spezialisten und mit teurem Material - zu retten und wieder zu verwenden. Die halb wahnsinnigen Gäste da Kurranti und da Metzat, Soziopathen hohen Ranges, bereits eingetragene Teilnehmer des Dschungel-Karaketta-Rennens, würden vielleicht das Rennen nicht überleben.
„Aber überlebt die BASIS deren Teilnahme am Rennen?"
Javvcyn war halbwegs überzeugt, dass die beiden Spieler eine Möglichkeit fanden, sein ehrgeizigstes Projekt zu sabotieren.
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