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2125 - Der Dunkle Nert

Titel: 2125 - Der Dunkle Nert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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dicken silbernen Rankenstickereien gehüllt, setzte sich Mifany gegenüber, ohne die Beleidigung zur Kenntnis zu nehmen - ein Zayna war die abwertende arkonidische Bezeichnung für eine Missgeburt. Zwei seiner Begleiter nahmen die Sessel an seinen Seiten. Ein Springer und ein Terraner fragten um Erlaubnis nach; der weißbärtige Terraner mit der Platin-Stirnkette wurde vom Zufallsgenerator als Bankhalter bestimmt und bekam ein versiegeltes Paket Karten.
    Lox da Kurranti sah sich schweigend um. Die stählerne Kälte seiner Augen, die Narbe, das scharf geschnittene Gesicht unter dem kurzen weißen Haar verbreiteten lautlose Ehrfurcht und erzeugten erschrecktes Schweigen.
    Mifanys rubinrot strahlende Augen registrierten die kleinste Bewegung ihres Gegenübers, und ihr Mund, ihre vollen Lippen schienen sagen zu wollen: Hier gibt es nur mich. Ich gewinne, Lox da Kurranti! Ich verschlinge dich und dein Vermögen wie ein Schwarzes Loch!
    Die Einsätze waren notiert; das Spiel begann. Sebaast Kueffnier teilte die Karten aus. Die Spieler rechneten innerlich zitternd die Zahlen ihrer Karten zusammen. Jedem Spieler am Haupttisch in der Mitte des Raumes und wohl den meisten anderen Spielern im Kasino war gewärtig, dass das Spiel, ein Kampf mit anderen Mitteln, zugleich die Eröffnung von Feindseligkeiten war. Die Anglond-Zwillinge bewiesen ihre Tüchtigkeit, indem sie sich hinter ein durchsichtiges Paneel zurückzogen und die Schall-Abtrennungen zwischen den einzelnen Teilen des Kasinoraums hochfuhren.
    Die Gäste wussten nicht, dass die transparenten Scheiben aus Spezialglassit und durch energiereiche Schutzschirme verstärkt werden konnten. Bisher schienen die Spieler am Rundtisch mit der polierten Halbedelstein-Edelholz-Platte nur geübt zu haben. Lox da Kurrantis Anwesenheit machte Gewinnen und Verlieren binnen dreier Spielzüge fast doppelt so schnell und forderte jedem Mitspieler höchste Konzentration ab. Manche andere Spieler brachen ihr Spiel ab und sahen den legendären Protagonisten des Reichtums und des Wagemuts zu; andere verließen aus Angst um ihre Gesundheit das Kasino und setzten sich in einer der Bars vor die mächtigen Holoprojektionen.
    Jeder wusste, dass Mifany und Lox, die hochkarätigen galaktischen Spieler, ihre Konflikte vorzugsweise bei solchen Gelegenheiten zu lösen versuchten. Und zwar mit nahezu allen Mitteln. Die Verheerungen ihres von Hass diktierten Verhältnisses waren Legende.
    Eine Tonta verging in rasender Eile, in einer Kette hastiger Aktionen, in einer Aneinanderreihung von Summen, die erheblichen Schwindel erregten; Mifany ruinierte den reichen Springer, daraufhin einen Begleiter da Kurrantis, den anderen fegte Lox aus der Gewinnzone, und als Letzter verlor Sebaast Kueff nier den letzten Chronner seines - zusammengerechnet - erheblichen Einsatzes, der etwa dem monatlichen Handelsüberschuss eines nicht zu reichen Planeten entsprach. Der bleichhäutige Terraner verließ den Tisch und versäumte nicht, sein Glas mitzunehmen. Die ausgelegten Karten wurden eingesammelt und geschreddert: Mit 104 verbliebenen Karten saßen sich Mifany und Lox gegenüber.
    Vor jedem stand ein kostbares Glas, gefüllt mit ebensolchem amberfarbenen Wein. Das Haus spendete die Getränke. Ein Kartellen zeigte die Qualität des Weins an: Grand Cru Voga blanc ex Vendemmia 21.399 da Ark, Südlage, Zalits Mittelkontinent, Barrique 18/2074.
    „Trefflich. Das Haus hat Stil", sagte Lox, nahm einen prüfenden, dann einen tiefen Schluck und lächelte wölfisch. Aus seiner Stimme troff blanker Hohn: „Gleich bist du bankrott und deinen zweifelhaften Ruf los, Miffy."
    Für einen winzigen Augenblick huschte ein Ausdruck über sein beherrschtes Gesicht, als denke er an einen anderen, fernen Ort, an dem grässliche Dinge geschahen. „Ich setze eine Million auf den Gewinner. Auf mich."
    Es klang nicht nur wie eine Kampfansage; es war eine Kampfansage.
    Noch lagen die schillernden Kunststoff-Jetons auf der Tischplatte. Mifanys Blicke konzentrierten sich auf Lox' Finger; er hielt die Bank, warf eine Karte vor Mifany, registrierte im Flug deren Wert und hob den Kopf. Mifany schien in seinem Blick einen Triumph oder ein Funkeln des Zorns zu entdecken. Die Hand da Kurrantis, deren Finger die Karte über den Tisch geschnippt hatten, zuckte zurück und legte sich, als wolle er etwas beteuern, auf seine Brust. Im gleichen Augenblick berührte Mifany ihr linkes Armband: Vor ihr entfaltete sich knallend ein Individualschutzschirm.
    Aus

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