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2132 - Der Saltansprecher

Titel: 2132 - Der Saltansprecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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ausging, der Prunk des Palasts und die Sicherheit, die seine Vision ihm gewährte, überfluteten seine Sinne und brachten seine Gedanken ins Stocken. Er bemerkte erst, dass er die Privatgemächer der Prinzessin erreicht hatte, als zwei Dienerinnen sich vor ihm auf die Knie warfen und um das Leben Sihames bettelten. „Wo ist sie?", fragte er, ohne auf ihr Bitten einzugehen. Die beiden Frauen blieben reglos knien. Ihre Blicke flackerten zwischen ihm und den Saltans hin und her. Ihre Angst erregte die Tiere. Trotzdem senkten die Dienerinnen nur schweigend den Kopf.
    Tieger hätte ihnen gern gesagt, dass er von den Göttern mit der Rettung Sihames betraut worden war, aber das alles war so kompliziert, dass er nicht wusste, wo er anfangen sollte. Also ging er einfach schweigend an ihnen vorbei, folgte so weiter seiner Vision. Die Saltans schlossen sich ihm an, ohne auf einen Befehl zu warten. Sie schienen instinktiv zu spüren, dass die Zeit des Tötens vorbei war.
    Obwohl Tieger über eine bildliche Vorstellung des Palasts verfügte, verlief er sich viermal, bevor er einen Soldaten traf, der ihm mit schreckgeweiteten Augen den Weg zum Gefängnis der Prinzessin erklärte. Wenig später standen er und die Saltans vor einer Tür, die mit einem kompliziert aussehenden elektronischen Schloss gesichert war. Tieger trat sie einfach ein.
    Der Raum, in den er vom eigenen Schwung hineingetragen wurde, lag im Halbdunkel. Die Vorhänge waren zugezogen und nur wenig Licht drang durch die Ritzen. Es warf ein Muster von zitternden Schatten auf den Boden und an die Wände. Einer dieser Schatten hatte die Form einer Pfauchonin und hielt zwei Klingen in den Händen. Die Pfauchonin trat aus der Nische hervor, als sie erkannte, dass Tieger ihr Versteck entdeckt hatte. „Ist mein Gatte zu feige, um selbst zu mir zu kommen?", fragte sie. Ihre Worte klangen mutig, aber ihre Stimme zitterte.
    Tieger sah sie an. Es gab keinen Zweifel daran, dass Sihame vor ihm stand. Sie war mehr als einen Kopf kleiner als er, schmal, mit einem lang gezogenen, scharf geschnittenen Gesicht, dessen Haut weiß und weich wirkte. „Du bist Sihame. Ich befreie dich." Sie ließ die Klingen sinken, starrte ihn mit einer Mischung aus Hoffnung und Verzweiflung an. „Warum?" Das war eine Frage, auf die Tieger keine Antwort wusste. Und wie immer, wenn das Leben ihn mit etwas konfrontierte, was außerhalb seines Verständnisses lag, fand er nur eine einzige Erklärung. „Gozin", sagte er.
    Prinzessin Sihame ahnte, dass die Götter ihr ein zweites Leben geschenkt hatten. Sie, die versucht hatte, ihren Gatten zu ermorden, saß jetzt an Bord eines Raumschiffs und sah, wie Kazién langsam in den Tiefen des Alls verschwand. Nie hätte sie damit gerechnet, diesen Anblick noch einmal genießen zu können, hatte die letzten Tage vielmehr im Bewusstsein ihres eigenen unabwendbaren Todes verbracht. Die Rettung durch einen offensichtlich zurückgebliebenen Pfauchonen erschien ihr beinahe wie ein Traum. „Ich habe mich noch nicht bei dir bedankt" sagte sie und drehte sich zu Tieger um. Der neigte den Kopf. „Ist nicht nötig, ist Gozin." Er wirkte verunsichert, wie jemand, der nicht an die Gesellschaft von Frauen gewöhnt ist. Vielleicht war es auch nur die Erkenntnis, vor der zweitmächtigsten Person dieser Speiche zu stehen, die ihn verlegen machte. „Wieso hast du das getan?", fragte Sihame, die froh war, dass er zumindest die Saltans nicht mit in ihre Kabine gebracht hatte. „Haben die Götter es dir gesagt?"
    Er wischte sich mit den Händen über die verdreckte Hose. Sihame bemerkte das Blut an seinen nackten Füßen, schwieg jedoch. „Es war eine Vision", sagte Tieger schließlich. „Da ist eine Gefahr, ein Schatten. Er bedroht uns alle, alle. Pfauchonen, ob Prophet oder nich, Nur du kannst uns helfen."
    „Wie?"
    „Weiß nich, aber wenn du nich was tust, werden alle sterben. Das hab ich gesehen." Sihame stellte seine Worte nicht in Frage. Er war der Saltansprecher, der mächtigste aller Propheten, und wenn er eine Vision gehabt hatte, musste sie stimmen. „Ich danke dir für deine Worte und für deinen Mut", sagte sie. „Ich bin Prophet. Es ist meine Pflicht, den Visionen zu folgen." Es klang auswendig gelernt, aber Sihame war sicher, dass er es ernst meinte. Sie ging zurück zum Fenster und sah hinaus in die Dunkelheit.
    Das elektrische Licht, das auf Raumschiffen gegen jede Tradition eingesetzt werden musste, verursachte ihr Kopfschmerzen und beeinträchtigte die

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