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2132 - Der Saltansprecher

Titel: 2132 - Der Saltansprecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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spürt ihre Erregung, weiß, dass sie sich den Wachen am liebsten entgegenwerfen würden, aber sie halten sich zurück - für ihn, nur für ihn. Er ist ihr Feldherr. Sie sind seine blinde, starke Armee.
    Tieger öffnete die Augen. Sein Gesicht war nass von Schweiß, seine Finger zitterten. Er glaubte die Gläserne Stadt vor sich zu sehen, der Palast war zum Greifen nah. Kein Traum konnte so wirklich sein, nur eine Vision verfügte über die Macht, ihn an einen anderen Ort zu versetzen. In seinem Kopf rauschte das Blut, als er aufstand und aus der Grube stieg. Er drehte sich um die eigene Achse, spürte Schwindel und wäre beinahe gestürzt. Die Realität verblasste gegenüber der Vision, wurde zu einem Traum, aus dem er nur erwachen konnte, wenn er seinem Schicksal bis zum Ende folgte.
    Tieger hob die Arme und sandte den Ruf aus. Er wurde von den Saltans aufgenommen und verbreitet, bis er in den Nischen und Spalten des Gewölbes widerhallte und sich niemand seinem Zwang entziehen konnte. Und dann kamen sie, Tausende von Saltans. Ihre Saugrüssel reckten sich ihm entgegen, kampfbereit und loyal. Sie waren seine Freunde, seine Armee und er war bereit, sie in die Schlacht zu führen.
    Als Molpo die Schreie hörte, sprang er von seinem Bett auf und hinkte zum Fenster. Aus den Gängen unter ihm rannten Mönche in den Innenhof. Einige kletterten auf die Leitern, die auf die Mauerkrone führten, oder sammelten sich in den Antigravfahrstühlen Molpo öffnete das Fenster. „Was ist denn da unten los?", rief er. Ein Mönch zeigte auf einen Punkt, den er von seiner Position aus nicht sehen konnte. „Tieger hat die Gattertore geöffnet!
    Die Saltans sind überall."
    Wie zur Bestätigung schossen mehrere hundert Tiere auf den Innenhof. Der Mönch verschwand unter ihnen. Seine Schreie dauerten nur Sekunden.
    Molpo warf seine Robe über und steckte die Schwerter ein. Nach kurzem Zögern nahm er auch eine Strahlenpistole mit. Gegen die heiligen Tiere konnte er sie natürlich nicht einsetzen, aber vielleicht steckte ja mehr als ein unachtsamer Saltanwärter hinter diesem Chaos. Auf dem Weg nach unten stolperten ihm blutüberströmte Propheten entgegen. Einige waren von den Saugrüsseln förmlich durchbohrt worden.
    Molpo dachte an die Frage, die er seit Jahren zu beantworten suchte: Wenn man von, einem Saltan getötet wurde, nahm er dann nur das Leben oder auch die Seele? War er in der Lage, einem Körper auch ohne Mishim die Seele zu entreißen, oder behielt man wenigstens seine Ehre, wenn man im Kampf fiel? Molpo verdrängte den Gedanken, als er endlich den letzten Gang hinter sich gebracht hatte und in den morgendlichen Innenhof trat. „Alle auf die Mauern!", schrie er die Mönche an. „Und weg mit den Leitern!"
    Sie gehorchten, sichtlich erleichtert, dass endlich jemand das Kommando an sich gerissen hatte. Molpo stieg auf eine Antigravplattform und ließ sie auf halber Höhe stoppen, um einen Überblick zu gewinnen. Es waren nur wenige Saltans zu sehen. Mit atemberaubender Schnelligkeit schossen sie über den Innenhof, schnappten nach Füßen und Roben oder stießen sich vom Boden ab auf die ungeschützten Kehlen zu. Ihre Opfer ließen sie auf den Steinen liegen. Molpo zählte über zwanzig Mönche, die tot vor den Mauern lagen. Obwohl er sie alle seit Jahren kannte, konnte er nicht sagen, um wen es sich handelte. Sie waren bis zur Unkenntlichkeit entstellt.
    Er sah Pernaq an einem der Fenster auftauchen. „Bleib oben!", rief er ihm zu. „Die Saltans sind ausgebrochen!" Pernaq verschwand aus seinem Blickfeld, ohne zu antworten. Molpo war unsicher, ob er ihn verstanden hatte. Seine Gedanken verharrten jedoch nicht bei dieser Frage, sondern wandten sich der nächsten zu. „Wo ist Tieger?", fragte er die Mönche um sich herum. „Habt ihr ihn gesehen?"
    „Ich bin hier", antwortete eine Stimme. Molpo blickte zu den Gängen, die tief in den Felsen führten. Saltans glitten daraus hervor, zuerst Hunderte, dann Tausende. Und mitten unter ihnen Tieger, den Kopf schräg gelegt, die Arme ausgestreckt, als wolle er sie willkommen heißen.
    Einer der Mönche zog mit einem schabenden Geräusch sein Schwert. „Er hat sie freigelassen!", schrie er und lief mit hoch erhobener Klinge auf Tie - ger zu. Der stieß nur einen Laut aus, ein seltsames hohes Zischen, und sofort sprangen mehrere Saltans auf den Mönch zu. Zwei bohrten sich in seine Oberschenkel, der dritte durchstieß die Kehle des schreienden Mannes. Es sah aus, als hätten sie

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