2134 - Vorstoß nach Vision
Kosmologische Mediothek irgendwann in ferner Vergangenheit geplündert und dem Verfall preisgegeben.
Atlan verschwendete keinen Gedanken daran, in den oberen Stockwerken nachzusehen. Es wäre reinste Zeitverschwendung gewesen. Sie hatten über zwanzig leere Räume der absoluten Trostlosigkeit durchquert, bis sie auf der anderen Seite wieder ins Freie kamen. Und die ganze Zeit hatten sie dabei kein einziges Wort gewechselt. Jetzt war es Trim Marath, der das Schweigen brach. „Der Turm des Pangalaktischen Statistikers", sagte er zum wiederholten Mal. „Ich glaube, jetzt bleibt uns keine andere Wahl mehr", stimmte Atlan ergeben zu. Der Arkonide bemühte sich gar nicht, das ihn beschleichende Unbehagen zu verbergen. „Muss das wirklich sein?", meldete sich Sihame zu Wort. Es war das erste Mal, dass sie gegen eine Entscheidung der Galaktiker aufbegehrte. „Wäre es nicht viel sinnvoller, nach einer Möglichkeit zu forschen, rasch nach Rik'ombir zu gelangen?"
„Ich fürchte, es führt kein Weg an dem Turm des Pangalaktischen Statistikers vorbei", sagte Atlan bedauernd. „Ihn zu ignorieren könnte eine große vergebene Chance sein." Prinzessin Sihame brachte keinen weiteren Einwand mehr vor.
8.
Trim Marath war wie gebannt. Aber es war auch wie eine Heimsuchung. Der Para-Defensor hatte von der ersten Sekunde an, seit sich der„Vorhang" über der Stadt aufgelöst hatte, die seltsame, beinahe magnetische Faszination wahrgenommen, die von dem monumentalen Turm ausging. Wie es auch schon in Rik'ombir gewesen war. Irgendetwas stimmte mit diesem Turm nicht. Das merkte er umso deutlicher, je näher sie ihm kamen. Die Aura dieses Turms war nicht so, wie sie sein sollte. Etwas war anders.
Doch Trim konnte diese Andersartigkeit nicht richtig definieren. Fast schien es so, als fehlte ihm die Seele. Trim konnte es nicht anders ausdrücken: Es war der seelenlose Turm eines unbekannten Pangalaktischen Statistikers, den es eigentlich gar nicht geben durfte. Die übliche Faszination war dennoch vorhanden. Trim empfand ebenso eine ungewisse Bedrohung. Verzauberung und Beklemmung in einem. Und dennoch musste Trim zum Turm. Er musste in ihn eindringen und ihn erforschen, was in ihm diese widerstreitenden Empfindungen auslöste.
Der Turm bot sich aus der Entfernung nicht anders dar als der von Rik'ombir. Er sah aus wie alle Sitze der Pangalaktischen Statistiker in den neun Städten. Seine sich konisch nach oben hin verjüngende Hülle war nicht glatt, sondern uneben und porös. Sie wirkte, als bestünde sie aus sandsteinfarbenem Tuffgestein. Das verlieh den Türmen den Anschein, als seien sie auf natürliche Weise zu ihrer imposanten Größe gewachsen. Das war natürlich Unsinn, denn sie waren eindeutig nicht natürlichen Ursprungs. Ihre unbekannten Erbauer waren wohl schon seit Äonen von der kosmischen Bildfläche verschwunden.
Die Statistikertürme hatten eine besondere, unglaubliche Eigenheit. Sie besaßen kein Fundament, mit dem sie im Planetenboden verankert waren, sondern sie schwebten zehn Meter über dem Boden, auf einer Spiegelfläche mit einem Kilometer Durchmesser. Erst ab der Höhe von zehn Metern bekam der Turm eine etwas festere Konsistenz, wurde semitransparent und verdichtete sich mit jedem Höhenmeter mehr und mehr, bis er ab dreißig Metern zu fester Materie wurde und bis zu seiner Spitze in 3000 Metern Höhe aus porösem Gestein zu bestehen schien. Die Spitze des Turmes von Rik'ombir war hinter einer dünnen dampfenden Wolkenschicht verborgen gewesen. Diese war möglicherweise durch eine Art Klimaanlage verursacht worden.
Doch die Spitze dieses zehnten Turms lag völlig frei, keinerlei Dampf hüllte sie ein. Das war der gravierendste Unterschied zu den anderen Türmen, den man auf den ersten Blick feststellen konnte. Trim Marath stellte noch einen weiteren Gegensatz fest. Dies aber erst beim Näherkommen, als sie ihn schon erreicht hatten. Durch die Poren der Turmwand schimmerte etwas, das wirkte, als habe sich darunter eine harzige Flüssigkeit angelagert, die unter der äußeren Hülle eine weitere Schicht bildete. Instinktiv war dem nur schwarzweiß sehenden Mutanten klar, dass die Flüssigkeit nur rot sein konnte, und Atlan bestätigte seine Vermutung. In Rik'ombir jedenfalls war ein solches Phänomen nicht feststellbar gewesen. Und mit den anderen Türmen verhielt es sich gewiss ebenso.
Trim Marath hatte seine eigene Interpretation dieser Erscheinung. Für ihn war es, als habe dieser Turm
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