2137 - Operation Mauser
Dsherilolla von seinen Bütteln nennen ließ, wenn ihn seine übrigen Titel gerade langweilten, besaß viele Macken, aber einen ganz besonderen Tick: Er hielt sich für einen Gestaltwandler.
Er glaubte allen Ernstes, jederzeit nach Belieben andere Identitäten annehmen zu können, ohne dabei erkannt zu werden.
Wie sich das in der Praxis auswirkte, merkte Zim schnell.
Nachdem sie sich bei einer Art Gegensprechanlage angemeldet und eine Zeit lang in der Druckschleuse ausgeharrt hatten, gelangten sie in die Eingangshalle von Dsherilollas Schrottschloss.
Dort stand ein kleiner, fetter Maschite. Er trug nur eine Art Badehose am krötenartigen Leib und einen Gartenrechen in der in Saugnäpfe auslaufenden Hand.
Gucky warf sich zu Boden.
Zim tat es ihm nach. Um den Schrottönig gunstig zu stimmen, empfahl es sich, auf seinen Spleen einzugehen, hatte der Ilt gemeint.
„Erzitterigt nur, Unwürdige", .schnarrte der Maschite mit kehliger Stimme in merkwürdig verschnörkeltem Anguela. „Ihr betretiget den Hort der Macht, die Residenz der allumfassenden Weisigkeit, den Sitz und Fußschemel der universal versandten Erbschaft!"
„Gnade! Gnade, o fürchterlich anzusehender, unüberwindlich rasanter Ritter!", flehte Gucky. „Tut uns nichts, o mehrstöckiges Monstrum", fügte Zim hinzu. „Lasst uns passieren, auf dass wir eurem Meister, dem Gottkönig, huldigen."
Zim spürte, dass ihn der Mausbiber in die Rippen stupste. Unter der Kutte versteckt, zeigte ihm Gucky anerkennend den nach oben gerichteten Daumen, was Zim nicht wenig stolz machte.
Der Maschite blies seinen Kehlsack auf. „Zum Herrn der Welt wollt ihr, Nichtswertige, zum Großverwalter sämtlicher Imperien von Dshankiyaad?"
„In der Tat, o wahnwitzig wehrhafter Wächter. Kontrakte wollen wir abschließen mit Seiner Herrlichkeit, die geeignet sind, seinen ohnehin bereits unendlichen Reichtum noch weiter zu mehrigen."
„Oho! Nun denn, so wartet hier und rühret euch nicht vom Fleck."
Der Maschite verschwand. Um sofort wieder zurückzukommen, allerdings ohne den Rechen.
„Erhebet euch aus dem Staube", sagte er mit genau derselben schmatzenden Stimme wie zuvor. „Ich bin es, Dsheriheliwel die Gertenschlanke, die Kammerzöfe Dsherilollas des Urgewaltigen. Folget mir alsogleich in seine Gemächer."
Und in dieser Tonart ging es noch lange Zeit dahin.
Zim konnte sich mehr als einmal das Lachen kaum verbeißen, als sich ihnen Dsherilolla der Reihe nach als sein eigener Butler, Schlosskaplan, Hofkapelmeister, Tierbändiger, Oberst der Leibwache und so weiter vorstellte.
Dabei führte er sie durch zahlreiche Räume seines Schlosses, das sich als recht luxuriös entpuppte: Die Luft war feuchtwarm, die Schwerkraft von 0,88 Gravos den Verhältnissen auf Dsherilollas Heimatplaneten Mascha angepasst.
Zu guter Letzt landeten sie im Innenhof, der mit einer transparenten Kuppel überdacht war und zweifellos das Prunkstück des Gebäudes darstellte.
Inmitten eines üppig wuchernden Biotops mit Tümpeln, Dickichten und morastigen Grünflächen erhob sich ein Thron, nahezu drei Meter hoch und nicht, wie alles andere auf Masch'intilt, aus Schrott oder roh behandeltem Felsgestein, sondern aus Holz hergestellt, und zwar aus einem einzigen Stück.
Dsherilolla, diesmal mit einem schmuddeligen Schal für seine Verhältnisse geradezu überreich verkleidet, nahm in pompöser Gemessenheit darauf Platz. Seine Gäste mussten stehen bleiben. Er legte die Saugnäpfe seiner Finger aneinander und schloß die Glubschaugen, als hätte er über die schwerwiegendsten Fragen des Universums zu meditieren.
Dabei zählt er wahrscheinlich nur langsam bis fünfzig.
Zim ermahnte sich, den Schrottkönig keinesfalls vorschnell als harmlosen Irren abzutun.
„Es wäre sicher falsch, ihn zu unterschätzen", hatte Gucky gewarnt. „Niemand, der bloß eine Meise hat, regiert Jahrzehnte lang ein ganzes Sonnensystem - auch wenn es sich bei Dshankiyaad zugegebenermaßen nicht gerade um Arkon handelt. Vergiss niemals, Zim - das ist eine der kniffligsten Phasen unseres Plans. Wenn wir die versemmeln, war alles andere vergeblich."
Wie zur Bestätigung öffnete Dsherilolla die Augen und glotzte Zim an, als könne er durch seinen Umhang hindurchsehen.
„Ihr seid keine Hiesigen", schnarrte er. „Ihr seid nicht von Virginox,. Ihr seid vielleicht nicht einmal aus Tradom."
*
Im Walzenschiff der Shuftarr war alles ruhig, meldete Szam-Soon. Er hatte nun ebenfalls per Transmitter auf die
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