2138 - Kampf um Gh'ipan
„Du - du ...", ächzte Vervynt. „Was willst du wissen?" Kuver öffnete erleichtert die Augen. Er wiederholte seine Frage. Endlich gab der Kommandant bereitwillig Auskunft. Der Adjutant hörte zu und warf einen Seitenblick auf die Zeitanzeige. Dreieinhalb Stunden waren vergangen, seit sie die Kommandozentrale auf getrennten Wegen verlassen hatten.
Der Zeitpunkt bis zur nächsten Auffrischung war nicht überschritten.
Die Worte seines Gegenübers beruhigten Kuver. Vervynt hatte mit den Offizieren lediglich die allgemeine Lage in Tradom diskutiert und sich Vorschläge angehört, wie die Leistungsfähigkeit der Fabriken und Welten verbessert werden konnte. Viel war nicht dabei herausgekommen. Di'Valenter zählten nicht gerade zu den geeigneten Partnern für ein solches Gespräch. Ihr geistiger Horizont erwies sich als zu beschränkt. „Ich habe eine Überraschung für dich, Kommandant", eröffnete er ihm. Auf einem Bildschirm zeichnete sich der zerschmetterte Körper des Di'Valenter-Offiziers ab. „Du wirst den Toten sezieren und alle Teile scannen. Jedes Molekül und jedes Atom, das nicht am richtigen Platz ist, muss dokumentiert werden."
Der Kommandant bewegte sich in seinem Sessel hin und her. Er konnte es offensichtlich kaum erwarten. Kuver lenkte den Gleiter zum Interkontinentaltransmitter. „Gleich, mein Freund", fuhr er mit seltsamem Unterton in der Stimme fort, der dem Kommandanten allerdings entging. „Gleich .ist es so weit."
Di'Valenter waren einen Kopf kleiner als E'Valenter. Ihre Mundpartie stach nicht ganz so deutlich hervor wie die Kiefer der einfachen Soldaten. Di'Valenter trugen zudem einen weißen Kugelhelm, neben der geringeren Körpergröße das deutlichste Unterscheidungsmerkmal. Im Vergleich mit den wuchtigen Körpern dieser bei den Erscheinungsformen kam Kuver sich winzig vor. Der Cy'Valenter war einen halben Kopf kleiner als ein Di'Valenter, dabei von schwächlich wirkender Statur. Von der bellenden und abgehackt klingenden Stimme der E'Valenter und der etwas verfeinerten Modifikation der Di'Valenter war nichts übrig.
Wenn Kuver sprach, hörte es sich weich und geschliffen an. Im Wortschatz und von der Aussprache des Anguela-Idioms her übertraf er die beiden anderen Phänotypen seines Volkes um ein Vielfaches. Für Kuhr Vervynt galt das ebenso mit dem Unterschied, dass die Stimme des Kommandanten manchmal umkippte und dann der eines Di'Valenters ähnelte. Kuver stand am oberen Ende des Seziertischs. Er starrte auf die Hände des „Zwillings". Vervynt griff nach dem Augenschutz des Toten. Mit einem leichten Schmatzen löste sich die Brille vom Gesicht. Ein paar Fäden wie von Klebstoff bildeten sich und rissen nach und nach.
Der Kommandant legte die Brille des Di'Valenters auf einen Beistelltisch. Sein nächster Griff galt dem weißen Helm. Er saß gut, ließ sich aber ohne irgendwelche Geräusche abziehen. Darunter kam ein kahler Kopf mit runzliger, leicht aufgeweichter Lederhaut zum Vorschein. Kuhr Vervynt schaltete den Scanner ein. Er unterzog die Körperoberfläche einer genauen Untersuchung. Der Automat verarbeitete die Daten und erstellte eine exakte Analyse aller physikalischen und chemischen Vorgänge beim Eintritt des Todes. Kuver wandte sich zum Gehen. Was jetzt kam, wusste er nur zu genau. Kuhr Vervynt würde den Körper Stück für Stück auseinander schneiden und jede Faser sorgfältig untersuchen. Er tat es nicht, weil es zu seinen Aufgaben gehörte. Andere Aspekte spielten eine Rolle, die in der Vergangenheit des Kommandanten zu suchen waren.
Kuver kehrte in den Steuerraum der Kommandozentrale zurück. Fern am Horizont rasten gewaltige Lastenschiffe in den Himmel. Sie brachten Fertigteile zu anderen Welten. Gleichzeitig erschien eine Flotte aus der Westseite Tradoms über Gh'ipan, landete und lieferte zehntausend Waffensysteme für neue Polizeischiffe. Kanonen, wie es sie in den AGLAZAR-Schlachtschiffen gab, wären Kuver lieber gewesen. Aber das zählte zu den unerfüllbaren Träumen eines Cy'Valenters. Die Inquisition der Vernunft hielt alles geheim, was mit den überlegenen Schiffen zu tun hatte. Niemals war auch nur gerüchteweise eine Information durchgedrungen, wo diese Schiffe gebaut wurden. COLLECT 40.60 nahm Fahrt auf. Die Fabrik hatte ihre Ladung gelöscht und kehrte auf ihre Schleife zurück. Der Eintauchpunkt lag bei minus fünfzehn Minuten.
In Hen-Tephero-12 begannen die Aufräumarbeiten. Weitere Explosionen hatte es keine gegeben. Container mit
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