2139 - Die Eltanen
Corina und ihrem heranwachsenden Kind, auch auf die Gefahr hin, sich dadurch selbst Feinde zu machen.
Corina und Halla wurden Freundinnen. Sie besuchten sich bald auch außerhalb ihrer Dienststunden. Deshalb schöpfte Corina keinen Verdacht, als Halla wieder einmal vor ihrer Tür stand. Jedenfalls nahm sie an, dass es Halla war. Die Gestalt drehte ihr den Rücken zu und trug die gelbe Montur der Forscher ...
Als die Genetikerin ihren furchtbaren Irrtum bemerkte, war es bereits zu spät. Die Gestalt drehte sich zu ihr um, kaum dass sie den Energievorhang desaktiviert hatte. Sie besaß kein Gesicht. Dort, wo normalerweise Stirn, Augen, Nase und Mund saßen, befand sich ein Dunkelfeld. Corina schrie auf und wollte den energetischen Vorhang wieder aktivieren, aber bevor sie dazu kam, zog der - oder die - Fremde einen Strahler aus der Montur und schoss. Für einen Moment dachte Corina, dass jetzt alles aus sei. Dann fühlte sie die Lähmung von ihrem Körper Besitz ergreifen 'und wusste, dass sie „nur" paralysiert worden war.
Sie konnte kein Glied mehr bewegen, war aber geistig hellwach. Sie konnte nicht schreien. Sie konnte sich nicht dagegen wehren, dass der oder die Unbekannte ihre Taille umfasste und sie wie spielerisch hochhob. Eine Hand fuhr über ihr Gesicht. Im nächsten Augenblick konnte sie nichts mehr sehen. Panik überkam sie. Sie sah, nach vielen Monaten, wieder den Kapuzenmann vor sich und hörte seine rasselnde Stimme, als er ihr drohte, bevor er zustach. „Wir werden einen kleinen Ausflug machen", hörte sie. Auch diese Stimme war künstlich verfremdet, aber sie gehörte mit großer Wahrscheinlichkeit einem Mann. „Ich lade dich ein in meine Höhle!"
Corina spürte, wie sie noch weiter hochgehoben wurde. Der Fremde bewegte sich mit ihr. Und dann fühlte sie die typische Leichtigkeit eines Nullschwere-Feldes. Sie versuchte abzuschätzen, in welchem Richtungsvektor sie sich bewegten - nach oben oder unten, rechts oder links. Es war so gut wie unmöglich ohne Gesichtssinn. Der Flug schien eine Ewigkeit zu dauern. Corina hatte die Sekunden gezählt, und als sie endlich aufsetzten, als die künstliche Schwerkraft der Letzten Stadt wieder für sie wirksam wurde, waren etwa zehn Minuten vergangen - eine Zeit, in der das Plateau mehr als nur einmal erreicht werden konnte.
Der unbekannte Entführer trug sie auf bei den Händen in eine Höhle. Das hörte sie am Hall der Schritte. Dann legte er sie auf dem Boden ab - nicht etwa in ein Nullschwere-Feld, sondern auf dem blanken Fels. „Ich werde mich um dich kümmern, sobald du dich wieder bewegen kannst", hörte sie. „Dein Augenlicht wirst du zurückerhalten und sehen, dass jede Flucht unmöglich ist. Ach, und dein Kommunikator - den habe ich zur Vorsicht an mich genommen, damit du nicht auf dumme Gedanken kommst." Sie hörte die Schritte des Unbekannten. Sie entfernten sich und verklangen dann ganz.
Carina versuchte, ihre Angst niederzukämpfen. Sie war wieder einmal allein, allein und hilflos. Dass sie nicht zu sehen vermochte, wo sie sich befand, ließ sie verzweifeln. Sie konnte nichts hören. Es war vollkommen still. Sie konnte nur warten und hoffen, dass der Unbekannte nicht mit einem Messer in der Hand zurückkam.
Corina EhGon spürte, wie wieder Gefühl in ihre Glieder zurückkehrte. Zuerst war es ein sanftes Kribbeln, dann ein Brennen. Schließlich konnte sie ihre Arme und Beine bewegen - aber immer noch nichts sehen. Corina unternahm einige Sprechversuche. Sie hörte ihre Stimme wieder. Und was war mit dem Kind? Hatte die Paralyse ihm geschadet, es vielleicht sogar umgebracht?
Die hilflose Genetikerin durfte nicht daran denken. Sie lauschte in sich hinein - nichts. Sie fühlte nur ihren eigenen Herzschlag. Nichts bewegte sich in ihr. Die Panik griff mit eisigen Klauen nach ihr. Sie schrie laut um Hilfe, hinein in die Dunkelheit, die sie umgab wie eine Fessel. Niemand antwortete. Das hatte sie auch nicht erwartet. Die Hoffnung war irrational. Der unbekannte Entführer hatte sie bestimmt nicht an einen Ort gebracht, von wo aus sie andere Eltanen auf sich aufmerksam machen konnte. Er schien an alles gedacht zu haben.
Aber wo war er? Er hatte gesagt, er wolle zurückkommen, sobald sie sich wieder bewegen konnte. War es eine Lüge gewesen? War es ihm nur darum gegangen, dass sie ihr Kind verlor? Musste sie hier elend verdursten und verhungern? Plötzlich zuckten Blitze vor ihren Augen. Dann, ganz allmählich, kehrte das Licht zurück. Corina sah
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