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2139 - Die Eltanen

Titel: 2139 - Die Eltanen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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wahrscheinlich - erlitt sie in den nächsten Stunden eine Fehlgeburt. Aber wenn sie das überstand, musste sie sich gegen ihn wehren - in der vagen Hoffnung, dass er den Kommunikator noch bei sich trug und sie damit Hilfe herbeirufen konnte. Selbst wenn sie kein Nullschwere-Feld schalten konnte, die Gleiter der Medilen konnten sie jederzeit hier herausholen; sie retten, wie sie es schon einmal getan hatten.
    Dazu musste sie ihn hinhalten, so schwer es ihr auch fiel, an etwas anderes zu denken als an ihr Kind. Sie würde einen zweiten Versuch wagen, notfalls einen dritten. Ihr Volk musste leben! „Also", begann sie. „Du wolltest mir sagen, warum du mich entführt hast. Dann tu es!"
    „Dein unheiliges Kind darf niemals zur Welt kommen", antwortete er nach einer Weile. „Es würde unsere Ordnung zerstören und die Eltanen zwingen, ihren Schutz in der Letzten Stadt wieder aufzugeben. Das darf niemals geschehen!"
    „Worte!", schrie sie ihn an. „Phrasen! Ich kann es nicht mehr hören! Was ist mit den vor fünfzig Jahren geborenen Kindern? Haben sie etwa das System umgestürzt?"
    „Es waren zuletzt nur noch zwei", erhielt sie zur Antwort. „Wir haben dafür gesorgt, dass sie keinen Schaden anrichten."
    „Wir?", fragte Corina. „Der Bund für Wahres Leben", sagte er, und so, wie er es aussprach, klang es fast andächtig. „Wir regulieren und korrigieren kleine Fehler der Evolution."
    Also doch! Sie hatte es geahnt. Es gab eine Verschwörerclique unter den Eltanen, die sich nicht scheute, gegen die höchsten ethischen Gesetze ihres Volkes zu verstoßen. Allein der Gedanke war ungeheuerlich. „Was habt ihr mit den Kindern gemacht?", fragte Corina. „Sie auf den richtigen Weg geführt", antwortete der Unbekannte freimütig. „Heute sind sie keine Störfaktoren mehr in unserer Gemeinschaft."
    „Wären sie das sonst gewesen?"
    „Du weißt es, Corina EhGon. „Ein Eltane ist nie so stark wie nach seiner Geburt - und so gefährlich. Das Rokenna verleiht ihm diese Kräfte."
    „Ja", sagte sie bitter. „Es ist gefährlich. Für euer gelobtes System! Dafür seid ihr sogar bereit, .einen Mord zu begehen!"
    „Wir wollten nicht, dass dein Kind stirbt", antwortete er. „Das darfst du mir ruhig glauben."
    „Sondern?"
    „Du solltest es hier gebären. Wir hätten für es gesorgt. Unserem Volk hätten wir von einer Fehlgeburt berichtet, aber das Kind wäre unter unserer Obhut herangewachsen, bis von ihm keine Gefahr mehr drohte. Wie ich schon sagte: Am gefährlichsten und mächtigsten sind sie unmittelbar nach der Geburt."
    „Und welche Rolle hättet ihr mir in diesem miesen Spiel zugedacht?", fragte die Genetikerin aggressiv. „Die der Mutter im Hintergrund", antwortete er rätselhaft. „Es war nie daran gedacht, dich zu töten, Corina EhGon." Was sollte das nun wieder? Er hatte es doch vorhin angedeutet! „Ihr hättet mich mundtot gemacht", vermutete sie. „Eine kleine Gehirnwäsche vielleicht? Es soll ja noch die Mittel dazu geben, zum Beispiel in unserer medizinischgenetischen Station." Die gelbe Montur. Die Vortäuschung eines Besuchs ihrer Freundin. Ein schrecklicher Verdacht nahm Gestalt an. In diesem Augenblick durchzuckte ein brennender Schmerz ihren Leib. Sie bäumte sich auf und sank wieder in sich zusammen. Corina stöhnte, aber dann hatte sie sich wieder gefangen. Sie schielte zu ihrem Entführer hinüber und hätte vieles dafür gegeben, jetzt seine Augen sehen zu können. „Was ist mit dir?", fragte er. „Nichts", sagte sie. „Es war gar nichts."
    „Ich habe es doch gesehen!"
    „Nein! Ich bin nur ...!" Sie verstummte mitten im Satz. Wieder traf sie der Schmerz. Sie hatte das Gefühl, um ihren Bauch müsste sich alles zusammenkrampfen, alle inneren Organe. Und dann spürte sie ein schwaches Pochen in, sich. Leise zuerst, dann immer lauter. Gleichzeitig drehte sich etwas in ihr. Ein stummer Schrei drang an ihr Bewusstsein. Das Kind! Es lebt immer noch! „Sag mir, was mit dir vorgeht!", forderte ihr Entführer. „Oder ich ..." Er sprach nicht weiter, sondern richtete ein zangenförmiges Gerät auf sie. Im nächsten Moment wurde sie von schmerzhaften Elektroschocks getroffen. Sie schrie und fiel in sich zusammen. Das Kind!, dachte sie. Hatte es auch dies überstanden? Der kleine Herzschlag beantwortete ihr die Frage. Corina war unendlich erleichtert, aber sie wusste, dass sie es nicht zeigen durfte – auf gar keinen Fall. Sie wälzte sich auf die Seite und nahm eine gekrümmte Körperhaltung an.

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