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214 - Der Mann aus der Vergangenheit

214 - Der Mann aus der Vergangenheit

Titel: 214 - Der Mann aus der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael M. Thurner
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Königs.«
    »Mag sein, mag sein.« Jean-François liebte Ehrlichkeit.
    Speichellecker hatte er ausreichend um sich. Sie hinterließen so viele feuchte Spuren auf dem glatten Parkett des Forschungsmuseums, dass man jeden Moment befürchten musste, auszurutschen und sich den Nacken zu brechen. »Darf ich fragen, was mir die Ehre verschafft, Monsieur de Montgolfier?«
    »Mein Bruder und ich…«
    »Jacques-Étienne…?«
    »Ja. Wir beide sind stets auf der Suche nach Verbesserungen, die es uns erlauben, die Qualität unserer Erzeugnisse zu erhöhen. Es geht um Haltbarkeit. Standardisierungen. Um Beimengungen. Um Verringerungen des Holzgehalts. Kurzum: Wir wollen Profite erhöhen, aber mit Augenmaß. Auch die Gesundheit unserer Arbeiter soll dabei Beachtung finden.«
    »Sehr löblich, Monsieur.«
    »Man verwies mich an Euch, weil man mir sagte, dass in diesem Forschungsmuseum in alle Richtungen gearbeitet werde. Spezialisierung werde abgelehnt, man suche nach den ganz, ganz großen Formeln. Nach universellen Regeln.«
    »Dafür stehe ich«, sagte Jean-François selbstbewusst.
    Er bat seinen Besucher in das private Büro und bot ihm einen Sitzplatz an. Er ließ feinste belgische Schokolade und eine Kanne Kaffee bringen.
    »Habt Ihr irgendwelche neuen Erkenntnisse zu bieten, die mit der Papiererzeugung in Zusammenhang stehen könnten?«, fragte Montgolfier. »In Bezug auf Reißfestigkeit, Feuerfestigkeit und Haltbarkeit?«
    »Ich bin mit den Prozessen der Papiergewinnung nur sehr allgemein vertraut.« Jean-François zögerte. »Viele der Forschungen hier könnten direkt oder indirekt mit Eurem Anliegen zu tun haben. Ich bräuchte genauere Spezifikationen, was Ihr sucht. Das Feld der Naturwissenschaften ist immens groß. Die Grenzen zwischen Chemie, Physik und Mathematik lassen sich kaum ziehen, und um die Zusammenhänge zu begreifen, bedarf es einen ganz besonderen Geistes.«
    »Den Ihr zweifellos habt.« Joseph-Michel Montgolfier lächelte. »Aber ich sehe, dass Ihr mir ausweicht. Dass Ihr meinen Worten nicht so recht vertraut.«
    »So ist es.« Jean-François brach ein Stück der Schokolade ab und steckte es sich in den Mund.
    Langes Schweigen.
    »Nun – die Berichte über Euer Benehmen sind wahrlich nicht übertrieben. Ihr seid sehr direkt, Monsieur.«
    »Ich habe ein Museum zu leiten. Forschungsergebnisse warten. Am Feuer köchelt ein Experiment, in Hunderte Schriften muss Ordnung gebracht werden, ständig soll ich den Wünschen irgendwelcher hochadeliger Vergnügungsforscher entsprechen, weil der König sie an mich verweist. Ich kann es mir nicht auch noch leisten, Zeit mit Leuten zu vergeuden, die sich in kryptischen Hinweisen ergehen.«
    Montgolfiers Kopf verfärbte sich hochrot. Er klopfte nervös mit dem Gehstock auf den Boden. Ohne Rhythmus, ohne Gefühl.
    »Also schön, Maître«, sagte er schließlich. »Ich gebe Euch ein Häppchen von der Götterspeise des Ruhms zu kosten, die ich und mein Bruder zu essen trachten. Wir hegen einen Traum. Die Fabrik unserer Vorfahren garantiert uns gewisse finanzielle Freiheiten, sodass wir hoffen, diesem Traum ein Gesicht zu geben.«
    »Und zwar?«
    Montgolfier erhob sich. Er rückte seine Hose zurecht.
    »Die griechische Mythologie war uns Vorbild in unseren Überlegungen. Held Ikarus kam der Sonne zu nahe, und das Wachs an seinen Federn schmolz, sodass er in den Tod stürzte. Wir selbst hatten unsere bescheidenen Erfolge mit Fallschirmen, die uns aus einer Höhe von zwanzig Meter oder mehr unbeschadet zu Boden gleiten ließen. –Aber was sind schon zwanzig Meter, und wie können wir es schaffen, höher hinauf zu steigen?«
    »Der Traum vom Fliegen«, wiederholte Jean-François.
    Ungewohnte Nervosität packte ihn. Eine Stimme in ihm brüllte, kreischte, schrie immer lauter werdend: »Das ist es! DAS IST ES!«
    »Wir haben gewisse Erfahrungen und… Entdeckungen gemacht, über die ich mich jetzt nicht ausbreiten möchte. Sie zeigten uns einen gangbaren Weg, in einem Gefährt, an das ein Tragekorb gebunden ist, in den Äther3 hochzusteigen. Noch handelt es sich um spinnerte Ideen, noch stehen wir beide ganz am Anfang. Aber wir sind zuversichtlich.«
    »Fliegen. Wie ein Vogel.«
    »Ja. Fliegen. Majestätisch wie ein Geschöpf des Himmels. Mit dem Wind reisen. Der Kraft der Erde entkommen und die Welt von oben betrachten.« Joseph-Michel Montgolfier drehte sich um. »Wenn Ihr glaubt, etwas für mich tun zu können, lasst es mich wissen, Maître de Rozier«, sagte er im

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