2140 - Der kindliche Herrscher
überzeugt, dass gleich nach dem Bau von CAUSIO alle Geschichtsdaten in ihm abgelegt worden sein mussten. Und CAUSIO war, davon ging er aus, so alt wie die Letzte Stadt.
Das Symbol des Trümmerimperiums erlosch. An seine Stelle traten Textzeilen und Grafiken. Troym LeCaro konnte sie ohne Schwierigkeiten lesen. Sein Gehirn arbeitete auf Hochtouren. Er nahm die Daten auf und verglich sie miteinander, stellte Querverbindungen her. So verbrachte er längere Zeit vor dem Holofeld und stellte immer wieder Fragen. CAUSIO antwortete, aber seine Antworten waren nicht zufrieden stellend. Troym LeCaro prüfte minutiös die Natur aller ihm gezeigten Daten, aber das Ergebnis, das er erhielt, war niederschmetternd. Die alten Eltanen hatten offenbar einiges gespeichert, vieles aber erst Hunderte oder Tausende von Jahren nachträglich. Die wirklich relevanten Daten waren definitiv nicht darunter.
Troym LeCaro wusste natürlich nicht, ob schon andere vor ihm die heiklen Schnittstellen zwischen Wissen und historischer Einbildung untersucht hatten. Er kam aber zu dem Schluss, dass die in CAUSIO niedergelegte Version der Uralt-Geschichte seines Volks wertlos und verfälscht war. Es handelte sich um reine Gedächtnisprotokolle, manchmal vielleicht sogar um bloße Erfindungen. „Wann wurdest du denn erbaut, CAUSIO?", fragte der kindliche Herrscher. „Zur selben Zeit wie die Letzte Stadt?" Er glaubte zwar, die Antwort zu kennen, wollte es aber von CAUSIO hören. „Antwort verweigert", sagte der Zentralrechner. Troym LeCaro bekam einen Hustenanfall. Nachdem er sich wieder beruhigt hatte, fragte er noch einmal: „Wann wurdest du erbaut, CAUSIO?
Du musst es doch wissen!"
„Keine Antwort möglich, Herr!", bekam er zu hören. In diesem Augenblick erkannte der junge Herrscher, dass ihm CAUSIO gezielt Daten vorenthielt. Er musste es wissen, alles andere war unvorstellbar. Die Protokolldatei musste existieren. Wer sollte sie gelöscht haben? Troym LeCaro wurde abgelenkt, als Zazz Kano die Kommunikationszentrale betrat. In seiner Begleitung befand sich Halla GeBur.
Die eltanische Medikerin erfasste die Situation mit einem Blick. Sofort wandte sie sich Corina EhGon zu und untersuchte sie mit einem mitgebrachten Scanner. Troym ignorierte CA USIO und verfolgte gebannt, was sich seinen Augen bot. Endlich stand die Ärztin auf. Halla kam auf Troym zu und legte beide Hände auf die Halbkugel. „Sie lebt, Troym", sagte sie. „Sie wird wieder gesund werden. Die beiden Arme können wir durch Prothesen ersetzen oder neu züchten. Es kommt darauf an, welches Risiko sie eingehen will."
„Tut alles für sie!", verlangte der kindliche Herrscher. „Sie ist meine Mutter! Ich brauche sie!" Von Corina kam ein schwaches Stöhnen. Dann - endlich! -schlug sie die Augen auf.
Zuerst wirkte ihr Blick verloren. Unter schweren Atemstößen drehte sie den Kopf und sah ihren Sohn direkt an. Troym lief es kalt den Rücken hinunter. „Du lebst, Mutter!", sagte er über die verhassten künstlichen Sprechwerkzeuge. Er war unendlich erleichtert. „Du hast es überstanden."
Ihre Lippen bewegten sich, aber sie brachte keinen Laut hervor. Ihre Schultermuskeln bewegten sich, so als wollte sie die Arme bewegen, die sie nicht mehr besaß. „Ich ... bin ein Krüppel", waren die ersten Worte, die sie von sich geben konnte. „So darfst du nicht reden", sagte Halla GeBur. „Erkennst du mich nicht, Freundin? Wir werden dir deine Arme zurückgeben. Es wird nicht lange dauern."
„Mein Kind", stöhnte Corina. „Gebt mir mein Kind ..."
Troym LeCaro sträubte sich nicht, als Halla ihn von seinem Helm befreite, ihn aus seiner „Wiege" hob und seiner Mutter an die Brust legte. Seine kleinen Händchen versuchten, ihren Leib zu erfassen, aber dazu waren die Ärmchen noch viel zu kurz. Troym verfluchte wieder einmal seine Hilflosigkeit. Er trank gierig die Muttermilch. Corina hustete. Ihr Blick, als sie Halla ansah, war flehend, aber mehr als gut zureden konnte die Medikerin nicht. Sie hielt das Baby in beiden Händen. Schließlich trug sie LeCaro in die Halbkugel zurück und setzte ihm den Helm auf. Unsichtbare Kontakte schlossen sich. Troym drehte die „Wiege" wieder dem Holofeld zu und starrte lange auf das Symbol. Nur das Stöhnen seiner Mutter lenkte ihn ab. Er zwang sich mit aller Gewalt zur Kon - zentration. Wie brachte er CAUSIO dazu, die Wahrheit preiszugeben? Wie brachte er den Rechner zum „Reden"?
Er rief sich ins Bewusstsein, was er über Robotik wusste. In
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