2148 - Galaktische Feuerprobe
Verhältnis inzwischen gebessert hatte - und Noviel Residor. Für einen fast empathisch empfindenden Menschen war die Anwesenheit einer solchen Gefühlskälte geradezu körperlich unangenehm.
Trotz seines Erlebnisses hatte sich emotional nichts bei dem Oxtorner verändert, als sie ihm jetzt wieder begegnete. Bre Tsinga konnte sich vorstellen, was in Monkey vorging - dass etwas in ihm vorging. Im Gegensatz zu Noviel Residor hatte er keine Hirnverletzung, die sein Gefühlsempfinden zerstört hatte. Er verbarg sein wahres Wesen nur sehr gut und sehr tief in sich. Aus diesem Grund würde Bre ihn niemals als Freund bezeichnen, obwohl er jederzeit bereit war, im Notfall für einen anderen sein Leben zu opfern. Aber ein Mann wie Monkey hatte keine Freunde.
Na ja, wenn ich es recht bedenke, überlegte sie selbstironisch, habe ich ebenso wenig Freunde. Ich gebe mich zwar nicht so gefühlskalt, aber ich lasse auch niemanden an mich heran.
Aber sie empfand sich in ihrem Verhalten anderen Unsterblichen näher, Reginald Bull oder Perry Rhodan, die sich zwar mit der Aura der Unnahbarkeit umgaben, aber sehr leutselig sein konnten und durchaus einmal aus sich herausgingen. Sie dachte dabei ebenso an Atlan, den uralten Arkoniden, der sie von Anfang an am meisten fasziniert hatte.
Seine durchaus erotische Ausstrahlung hatte damals ein unbestimmtes Prickeln in ihr ausgelöst. Ob heute, als reife Frau, davon noch etwas übrig war? Sie wusste es nicht, denn sie hatten sich so viele Jahre nicht mehr gesehen.
Aus den Augen, aus dem Sinn, wie es so schön heißt, dachte sie. Auf diese Entfernung empfinde ich nichts. Und das geht jedem früher oder später so, je länger man sich aus den Augen verliert. Man wendet sich dem Heute zu und träumt vielleicht von einer Zukunft ... einer anderen Zukunft.
Dass es überhaupt eine Zukunft gab, dafür sollte unter anderem auch sie sorgen, hier auf Merkur-Alpha.
Deshalb war es an der Zeit, nicht mehr in Erinnerungen zu schwelgen, sondern sich der Gegenwart zuzuwenden. „Was für eine Überraschung, Sie ... dich hier zu treffen", begrüßte sie den Chef der USO. Sie war an die distanzierte Sprechweise bei Blo Rakane gewöhnt, und Monkeys Distanziertheit führte automatisch dazu, auch ihn besonders höflich anzusprechen.
Aber sie erinnerte sich gerade noch rechtzeitig, dass sich nur USO-Angehörige untereinander mit „Sie" ansprachen, und sie gehörte nicht zu dieser elitären Gruppe. Das respektierte sie. „Keineswegs", versetzte der Oxtorner. „Blo Rakane hat mich zur Unterstützung hergebeten. Wir werden die Möglichkeit der technischen Hilfeleistung des Quinto-Centers ausloten."
Monkey stellte per Hyperfunk-Relais die Verbindung zur Zentrale der USO her. Im Holo wurde die hochgewachsene, gebrechliche Gestalt Yart Fulgens sichtbar. Der legendäre, 196 Jahre alte Plophoser saß in einem Schwebesessel, aber die grauen Augen in dem faltigen Gesicht blickten hellwach und geistig vollkommen klar. Er bekleidete als Planungschef den Rang eines Oberstleutnants und vertrat Monkey bei dessen Abwesenheit. „MAJESTÄT und ich sind bereit, Sir. Wir können loslegen."
Bre Tsinga zog ein verwundertes Gesicht, aber sie enthielt sich jeglichen Kommentars. Sie war momentan nur als Beobachterin anwesend und konnte froh sein, dass sie überhaupt geduldet wurde. Anscheinend hatte Blo Rakane Monkey über ihre Anwesenheit in Kenntnis gesetzt, denn Monkey beachtete sie nicht weiter. Sie bewertete das als gutes Zeichen.
Der weiße Haluter und die beiden USO-Chefs gingen zusammen mit dem Großrechner MAJESTÄT die Kapazitäten und Ausstattungen der USO-Produktionsstätten durch. Die Suche gestaltete sich nicht ganz einfach, denn sehr schnell gab es Zugangsbeschränkungen durch besondere Geheimhaltungsstufen.
Yart Fulgen schien dann jedes Mal abbrechen zu wollen, aber Monkey gab seine Zustimmung zum nächsten Schritt mit einem kurzen Nicken.
Der alte Analytiker und Historiker schien nicht glücklich darüber zu sein, denn es bildeten sich zusehends sorgenvolle Knitterfalten in dem runzligen Gesicht. Immerhin stellte er die Entscheidungen seines Chefs nicht in Frage. „Ein ungelöstes Problem scheint mir derzeit die Miniaturisierung zu sein", bemerkte Blo Rakane nach einer Weile. „Wie bekommen wir den Panzerbrecher in einen Jäger? Weder Terra noch Halut, noch Quinto-Center verfügen über eine Fertigungsstraße, die positronische Höchstleistungs-Elemente im Miniaturformat in Massenproduktion liefern
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