2149 - Paradimjäger
Schlag ließ den Schwalbenschwanz erzittern. Sein Paratron war plötzlich fort.
In der Sekunde darauf alles normal, der Schirm stand schon wieder.
„Kisch?", brüllte Ekre.
Kisch Fakir fuhr blitzschnell Instrumentencheck. „Streifschuss!", kommentierte er. „Ich bin okay.
Schadensmeldung negativ."
Ekre sagte plötzlich gar nichts mehr.
Das Orterdisplay schlug an. Ein gewaltiger, in Abwehrfeuer zu neunzig Prozent verdeckter Reflex, in unmittelbarer Nähe.
Fakir empfing das Signal. Ekres Befehl zum Angriff.
Jetzt oder nie, die Staffel hielt mit fünf Maschinen auf das Ziel zu.
Der Katamar war 3540 Meter lang und 2100 Meter breit. Die beiden Zeppelinrümpfe, durch einen Koppelkörper verbunden, erreichten 1050 Meter Durchmesser maximal.
Fakir flog willkürlich hin und her, die Hauptsache war, in Bewegung zu bleiben.
Eine Million Kilometer Abstand. Zehn Sekunden. Schussdistanz für Panzerbrecher bei lächerlichen 50.000 Kilometern.
Posbis legten Kreuzfeuer um den Katamar, ungeheure Gewalten, die ohne Effekt verpufften. Und jetzt sie mit ihren Zwanzig-Meter-Gurken.
Der Erste am Katamar war Kyzeti Ekre. Ein winziges Glühwürmchen tanzte aus einem lohenden Feuer hervor.
Fakir verfolgte in einem hastigen, lichtschnell vorüber fliegenden Augenblick Ekres einzige Salve am Orterholo.
Volltreffer in den Paradimpanzer des Katamars - vollständig wirkungslos.
Dann Goldhändchen Eitan mit seiner Schwalbe... Daneben.
„Verflucht!", hörte er den Plophoser kreischen. „Was mach ich?" Aber Eitan drehte ab, vernünftig wie einstudiert, folgte Ekre und brachte sich in Sicherheit.
Der nächste Paradimjäger. Treffer. Fakir fing vor Erregung zu schwitzen an, seine Hände wurden feucht. Er strich sich mit einer schnellen Geste Schweiß aus den Brauen.
Nummer vier... Daneben. Fakir war der Letzte.
Im Orterholo knallten die Doppelrümpfe zu einer panoramafüllenden Figur hoch. Der Paradimpanzer, eigentlich unsichtbar, nahm vor seinen Augen einen tiefblauen, beinahe violetten Schimmer an.
Zwei Sekunden, hunderttausend Kilometer Abstand. Ein finaler Schlenker mit der Steuerung.
Auf geheimnisvolle Weise war der Katamar sein Schicksal. Wenn er den Treffer schaffte, war er ein Gewinner, den nichts im Leben mehr gefährden konnte. Wenn nicht, dann war er tot.
Eine Sekunde. Fünfzigtausend Kilometer.
Kisch Fakir feuerte den Panzerbrecher ab, als der Katamar nicht mehr zu verfehlen war.
Vor seinen Augen wurde es sonnenhell. Gleißende Strahlung wie von einer Nova erfüllte das All, abgefiltert von der Automatik seiner Schwalbe.
Das Cockpit wurde dunkel.
Fakir riss mit Instrumentenhilfe seinen Jäger in die engste Kurve, die zu machen war, und hatte mit betäubender Lautstärke das Triumphgebrüll der anderen im Ohr.
Nur er selbst brüllte nicht.
Im Bruchteil einer Sekunde stieß er durch die Sonne. Eben noch ein Katamar gewesen.
Der Paratron war im Grenzbereich.
Als die Ortung wieder Signale aufnahm, hatte er eine halbe Lichtsekunde Abstand zur Staffel.
Ein Verband aus zwanzig Katamaren, vom Schlachtenglück verlassen, scherte eben aus der Phalanx der Truppen Tradoms, drang tief in die Reihen der Galatiker ein.
Die Staffel Ekre stob auseinander, von dem überraschenden Manöver kalt erwischt.
Aus reinem Selbsterhaltungstrieb steuerte Fakir Gegenkurs, fort von Eitan, Ekre und den anderen.
Eine GRIBBON-Jet explodierte, als Fakir eben zu brüllen anfing, als der Triumph in sein Bewusstsein drang.
Dann checkte er die Nummer der Einheit, in plötzlicher Panik. Die verlorene Einheit war Ekres.
Fakir konnte es nicht fassen. Knautschgesicht Ekre, Ekel Ekre. Der ihm beigebracht hatte, wie man in einem Jäger aufrecht saß.
Fakir steckte im Keil der Katamare, plötzlich mittendrin zwischen blauen Strahlen, explodierenden Gravitrafs und dem Feuer überschwerer Intervallkanonen.
Kyzeti Ekre war tot.
Das halbe Sternenfenster zog quer vorbei, bevor er draußen war.
*
Die Flotte der Paradimjäger bestand zu diesem Zeitpunkt aus nur mehr 17.000 Maschinen.
Dreitausend Piloten waren tot. So wie Kyzeti Ekre, der sein Versprechen, sie nicht allein zu lassen, nun nicht mehr halten konnte. Ein Teil der Piloten war verletzt oder eingesargt in steuerlosen Wracks; inmitten eines Schlachtfeldes, das jegliche Rettungsidee als Unfug entlarvte.
Dennoch sah Fakir Dutzende Tender, kurz hinter dem dreidimensionalen Frontverlauf. Sie kämmten das All durch, flogen lächerlich geringes Tempo, immer wieder verhielten sie für
Weitere Kostenlose Bücher