2159 - Raumschiff Leuchtkraft
nichts war erklärbar. Es sei denn, man besaß die Vorstellungskraft eines Kindes."
„Ich frage mich, wie Sie über tausend Jahre am Leben bleiben konnten, Saedelaere."
Die karge Mimik des Oxtorners ließ sich schwer einschätzen. Doch Saedelaere war sicher, dass Monkey ihn für seine Gedankengänge verachtete.
Saedelaere blickte gleichgültig an dem zwei Meter großen Kahlkopf vorbei, auf die Postkartenlandschaft mit dem mäandernden Fluss und der Abendsonne und fasste ein Objekt ins Auge, das eben erst in sein Gesichtsfeld bog. Es handelte sich um eine Art Floß. Das Boot bewegte sich mit einem lautlosen Elektromotor.
Saedelaere erkannte auf einem kistenförmigen Führersitz eine 1,20 Meter große Gestalt, ein knochendürres, verhutzeltes Geschöpf. Es war ein Zwergandroide. Die Gestalt trug glitzernde, so offensichtlich künstliche Kleidung, dass der Stilbruch in der Idylle Saedelaeres Augen schmerzte.
Saedelaere hob die Arme, begann zu winken und schrie in der Sprache der Mächtigen: „Hallo, stopp! Wir sind Besucher!"
Der Zwerg drehte den Kopf, suchend, starrte neugierig zu ihnen hoch, änderte aber keine Sekunde seinen Kurs. „Sind Sie verrückt geworden?", zischte Monkey ihn an. „Er wird unsere Anwesenheit verraten!"
„Die Diener der LEUCHTKRAFT wissen sowieso, dass wir hier sind."
Monkey bedachte ihn mit einem Blick, dem Saedelaere kaum verhohlenen Zorn ansah. Dann schaltete der Oxtorner seinen Mikrogravitator ab und verwandelte sich in eine Art menschlichen Kampfroboter.
Achtzig Meter tief stürzte sich Monkey den karstig abfallenden Felsen hinab, schlug mit der Gewalt einer Bombe in die Uferböschung ein, war schon wieder auf den Beinen, raste mit hundert Stundenkilometern den Streifen Sand entlang, bis er sich in Höhe des Bootes mit dem kleinen Androiden befand. „Monkey!", brüllte Saedelaere schockiert. „Warten Sie!"
Saedelaere sah mit an, wie der Androide sein Boot von Panik erfüllt zur anderen Uferseite zu lenken versuchte. Der Oxtorner war längst im Wasser, eine Welle aus pulsierender Gischt, darin mit einem Mal das Floß.
Alaska Saedelaere kletterte einen schmalen Pfad zum Ufersaum hinab. Er brauchte zehn Minuten, dann war er unten beim Oxtorner und dem Wesen, das zitternd die Ankunft des Trägers der Haut erwartete. Er konnte sehen, dass das Geschöpf sich von ihm Hilfe erhoffte. Das Erlebnis eines entfesselten Monkey musste traumatisch sein. Saedelaere stellte sich zwischen Monkey und den Zwergandroiden. „Mein Name ist Alaska", redete er begütigend auf das Wesen ein, in der Sprache der Mächtigen. '"Wir werden dir nichts antun., Beruhige dich. Wie ist dein Name?"
Das Wesen flüsterte zu ihm: „Wafer." Es vergaß nicht eine Sekunde, Monkey im Auge zu behalten. „Hör zu, Wafer, wir sind hier auf der Suche. Wir versuchten eigentlich, das Raumschiff LEUCHTKRAFT zu betreten. Und dann kamen wir hierher."
„Dies ist die LEUCHTKRAFT."
„Es sieht nicht aus wie ein Raumschiff."
„Das wäre auch der falsche Begriff. Es ist der Sitz unserer Herrin."
„Samburi?" Der Zwergandroide schaute überrascht auf, aus seinen riesengroßen Babyaugen, und seinflächiges Kunstgesicht brachte es fertig, Erstaunen auszudrücken. „Ja, Samburi Yura ist die Herrin der LEUCHTKRAFT. Was wollt ihr von ihr?"
„Mit ihr reden."
Von hinten mischte sich Monkey ein: „Samburi steht im Begriff, den Schwarm Kys Chamei auszuschalten. Das ist ein grober Fehler. Wir müssen Samburi Yura finden, um ihr diesen Fehler mitzuteilen."
„Frau Samburi", sprach der Zwergandroide würdevoll, mit plötzlichem Selbstbewusstsein, „begeht keine Fehler."
Saedelaere stellte Wafer noch einige Fragen. Doch der Androide redete kein einziges Wort mehr. Am Ende stieß Monkey das Boot mit dem Zwerg ins Wasser zurück. Wafer drehte den Elektromotor auf Höchstgeschwindigkeit und verschwand in wortloser Eile über den Strom.
Saedelaere und Monkey wanderten schweigend den Ufersaum entlang. Was blieb ihnen übrig. Sie suchten mit den Augen die schroffen Felsen ab, Monkey mit besserer Aussicht auf Erfolg, doch es gab nicht das mindeste Detail, das auf ein Raumschiff hinwies.
Der Oxtorner hätte ein viel höheres Tempo gehen können, nahm jedoch Rücksicht auf den Träger der Haut. „Halten Sie es für möglich, Saedelaere, dass wir uns in einer parallelen Wirklichkeit befinden?"
Alaska Saedelaere blickte überrascht auf. „Darüber denke ich die ganze Zeit nach", bekundete er. „Mit welchem Ergebnis?"
„Kein
Weitere Kostenlose Bücher