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2166 - Durch den Zeitbrunnen

Titel: 2166 - Durch den Zeitbrunnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Täuschung.
    Nur wenige Lastenschweber waren auf der Straße, keine Konvois wie in den anderen Werken. Ineinander verschachtelte Bauten beiderseits, viele eher filigran wirkend als klobig. Dazwischen Kuppeln, Tanks und endlose Leitungen. Das alles erinnerte eher an eine präatomare Ölraffinerie, die versehentlich mit den Anlagen eines Kernkraftwerks verschmolzen worden war. Auch hier wie überall: Niemand beachtete die beiden Menschen. Die Kinder des Sonnengottes Thoregon kannten keine Fremden. Vielleicht, wenn sie sich hingestellt und erklärt hätten, durch einen Zeitbrunnen nach Ord Agenda gelangt zu sein... Aber das war wirklich das Letzte, was der Oxtorner beabsichtigte.
    Die Kuppel zog ihn unwiderstehlich an. Sie war das einzige wirklich auffällige Bauwerk in Kiról. Die Position im Stadtzentrum, die alles überragende Höhe und der eigenwillige Baustil unterstrichen die herausgehobene Bedeutung. Monkey schritt zügig aus. In seine Gedanken mischten sich irritierende Bilder. Es gelang ihm nicht, sie zu verscheuchen. Ein seltsamer Raum, unwirklich und endlos zugleich. Erfüllt von flirrendem Licht.
    Myriaden Lichtpunkte. Sie alle unstet, verschwommen - vibrierend, wie die Spiegelung gleißender Helligkeit auf der leicht bewegten Oberfläche eines Gewässers. Sobald man dem zitternden Schein nachgab, glaubte man hineinzustürzen, sich in der Ewigkeit zu verlieren.
    Monkey schüttelte sich. „Hör auf!", schimpfte er. Was er sah, war die Wahrnehmung des Lamuuni. Die Vogelaugen verarbeiteten die Spiegelungen der Kuppel völlig anders. Verschwinde endlich aus meinen Gedanken, du Krähe! „Monkey! Warten Sie!" Saedelaere war zurückgeblieben. Einige Meter hinter ihm stand er, vornüber gebeugt, die Hände auf den Oberschenkeln aufgestützt und schwer atmend. Sein ganzer Körper bebte. Aber nicht das war es, was Monkey verunsicherte, sondern das grelle, seinen Schädel umzuckende Flackern. Es drang unter der Maske hervor, schoss blitzartig aus ihren Öffnungen. Mehrere Leftass beobachteten den Maskenträger argwöhnisch. Offenbar in der Absicht, zu helfen, kamen sie näher.
    Saedelaere war ebenfalls auf die großen Gestalten aufmerksam geworden. Mittlerweile wurde sein Schädel von zuckenden Protuberanzen umflossen. „Kommt mir nicht zu nahe!", stieß er hervor. Sein Armband übersetzte ins Kaqagire. „Der Anfall geht vorbei. Aber das Leuchten könnte euch töten."
    „Thoregon", murmelte einer der Bären. „Der Sonnengott ist in diesen Mann eingefahren ..." Als Einziger kam er noch näher und streckte die Arme aus, um Saedelaere zu berühren. Eine Mischung aus Ehrfurcht und Begierde drückte sich in seiner Haltung aus.
    In dem Moment stieß Monkey ihn zurück. „Hast du nicht gehört? Verschwinde!" Für Sekundenbruchteile sah es so aus, als wollte der Leftass sich auf den Oxtorner stürzen. Ein drohendes Knurren drang aus seinem aufgerissenen Froschmaul. Aber dann wandte er sich um und schlurfte davon. „Was ist los, Saedelaere?" Alaskas Schnaufen klang gequält. Nur langsam richtete er sich auf und presste die Hände gegen die Maske, als wolle er sie noch fester auf seinem Gesicht fixieren. Die Korona flackernder rötlicher Blitze schien leicht zu verblassen. „Das Fragment ... es reagiert auf fremde Energien. Fünfdimensional... oder ein mentales Feld ... vor uns."
    „In der Kuppel?"
    „Ich glaube ... ja."
    Alaska Saedelaere schwankte. Sein Brustkorb hob und senkte sich unter tiefen Atemzügen. „Wir müssen weiter!", drängte Monkey.
    Nur noch hundert Meter trennten sie von dem Zwiebelbau. Die Kuppel dominierte alles. Eine freie Fläche zog sich um das Gebäude herum, die letzten Fabrikanlagen blieben in respektvoller Distanz. Und dann - urplötzlich - war da die Sperre. Sogar Monkey hatte das Empfinden, auf einen unsichtbaren Widerstand zu stoßen. Im ersten Moment reagierte er überhaupt nicht darauf, bis das unsichtbare Feld ihn stoppte. Er schaffte es einen oder zwei Meter näher an die Kuppel heran als Saedelaere, der hinter ihm scheinbar hilflos stecken blieb, aber dann brachte auch ihn seine ganze Kraft nicht mehr weiter. Nur mit Mühe konnte er noch die Arme heben, sie nach vorne zu strecken war ihm schlicht unmöglich. Ebenso gut hätte er versuchen können, den Stahlrumpf eines Raumschiffs zu durchdringen.
    Ein Prallfeld, ein energetischer Schirm, der den Zutritt zur Kuppel verweigerte. Es war also doch nicht alles so einfach, wie es den Anschein hatte.
    Vor seinem inneren Auge erschien

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