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2166 - Durch den Zeitbrunnen

Titel: 2166 - Durch den Zeitbrunnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Wände, auf Versorgungsleitungen, auf die Inneneinrichtung. Aber das kann nicht alles sein. Der Leftass kennt nur seinen Bereich und nichts darüber hinaus. Kiról verbirgt mehr."
    Sein Blick schweifte über die Silhouette der Stadt hinweg, blieb an einem der fernen Raumschiffe hängen. „Wenn es sein muss, dringe ich in einen der Kolosse ein. Bestimmt gibt es an Bord dieser Giganten zuverlässige Daten über dieses Thoregon. Ich kann das Gerede über den Sonnengott nicht mehr hören."
    Du weißt, dass Monkey Recht hat. Du weißt aber auch, dass die Raumschiffe ein viel zu großes Risiko darstellen. Und das ist dem Oxtorner ebenfalls klar. Nur wird er das Risiko eingehen, sobald er keinen anderen Weg mehr sieht, an Informationen heranzukommen. Warum er Ghem Jhegar nicht mehr erwähnt, kannst du nur vermuten. Jhegar scheint ihm suspekt zu sein. Weil es nicht sein kann, dass der erste Hinweis gleich der entscheidende ist? Rein logisch betrachtet, spricht nichts dagegen. Es ist später Nachmittag geworden. Bald wird die Sonne die ersten Schatten werfen, die sich über Kiró11egen. Was dann geschieht, kannst du nur vermuten. Werden die Bauarbeiten ruhen, oder führen die Leftass sie im gleißenden Licht großer Scheinwerferbatterien weiter? Wenn du deinem Gefühl vertraust, arbeiten sie rund um die Uhr. Aber eines Tages gibt es keine freien Flächen mehr.
    Dann wird Kiról zwangsläufig in die Höhe wachsen. Und die Bewohner? Hunderttausende Wesen werden neu zuziehen müssen, sollen die Häuser auch genutzt werden.
    Schon jetzt hast du den Eindruck, dass viele Gebäude leer stehen. Trotz des Aktivatorchips in deiner Schulter spürst du eine aufkommende Müdigkeit.
    Noch fällt es dir leicht, sie zu ignorieren, aber viel Schlaf hattest du in den letzten Tagen nicht. Und irgendwann brauchst du etwas zwischen die Zähne. Allerdings hast du die Haut nicht mehr als Kostgänger. Im Nachhinein fragst du dich ohnehin, warum du sie nicht längst umgebracht hast. Nur weil sie wie ein lebendes Wesen war? Die Haut eines Verbrechers? Es hätte Möglichkeiten gegeben, sie loszuwerden. Monkey hätte an deiner Stelle bestimmt nicht gezögert.
    Mit dem Cappin-Fragment verhält es sich anders. Täuschst du dich, oder reagiert der Gewebeklumpen in deinem Gesicht zunehmend hektischer? Du kneifst die Augen zusammen. Ja, der rote Widerschein unter der Maske fängt an, dich zu blenden. Verhalte dich ruhig!, denkst du mürrisch. Du erhältst keine Antwort. Die Haut hätte dir geantwortet. Du wolltest nicht mehr darüber nachdenken, hast du das schon vergessen? Du musst akzeptieren - obwohl es erst Stunden her ist, dass das Raumschiff LEUCHTKRAFT aus deinem Leben verschwand. Hättest du es doch nie betreten!
    Prompt rufst du die Chronofunktion deines Armbands auf. Gestern war das alles, stellst du fest. Das ist wenigstens schon ein Stück weit weg, ein Lidschlag in der Ewigkeit, die auf dich wartet. Vor einer halben Stunde ist der 19. April 1312 NGZ angebrochen. Das ist eine Zeitrechnung, die womöglich Äonen entfernt gilt. Monkey beschleunigt seine Schritte. Du hast Mühe, mit ihm mitzuhalten. Aber du forderst ihn nicht auf, Rücksicht zu nehmen. Weil du das gleiche Ziel hast und sogar noch einen Beweggrund mehr.
    Du glaubst, dass das Cappin-Fragment reagiert. Es scheint eine fünfdimensionale Strahlung zu spüren. Ihr nähert euch dem Zentrum Kiróls. Das Gebäude, das sich weit über alle anderen hinaus erhebt, ist inzwischen ständig zu sehen. Es ist wie eine Zwiebel geformt, und die spiegelnde Außenhaut reflektiert die schräg einfallenden Sonnenstrahlen in gleißendem Widerschein. Gott Thoregon beweist den Bewohnern der Stadt seine Allgegenwart.
    Du starrst auf Monkeys Schulter. Zum ersten Mal seit einer halben Stunde breitet der Lamuuni die Flügel aus. Spürt der seltsame Vogel die Nähe von etwas Besonderem? So wie dein Cappin-Fragment?
    „Ein Fabrikkomplex", sagte Monkey. „Eine neue Fabrik, in der Wandelemente oder Einrichtungen hergestellt werden. Diese ganze Stadt gehört ..."
    Er schwieg. Nichts außer seinen Händen zeigte seine Verärgerung; er ballte die Hände zu Fäusten, öffnete sie wieder. Ruckartig wandte er sich Saedelaere zu. „Kommen Sie?" Noch etwas mehr als einen Kilometer entfernt ragte das Zwiebelgebäude auf. Die verspiegelte Fassade schimmerte geheimnisvoll. Wer nur flüchtig hinsah, mochte der Illusion verfallen, dass sich die Straße und die umgebenden Bauten ins Endlose fortsetzten. Eine perfekte optische

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