2166 - Durch den Zeitbrunnen
ohrenbetäubend.
Das Raumschiff zog über die Stadt hinweg und sank tiefer. Grell stach die Sonne wieder hinter dem Koloss hervor - aber nur für wenige Augenblicke, bis der nächste stählerne Gigant sie verdunkelte.
Ein solches Schiff hatten Saedelaere und der Oxtorner am Morgen des Tages schon beobachtet. Gleich nach ihrer Ankunft aus dem Zeitbrunnen war es Richtung Westen über den Himmel gezogen. Nun, aus weit größerer Nähe, offenbarten die Schiffe Details ihrer Struktur, die zumindest der Terraner vorher nicht hatte erkennen können. Er sah nur noch die untere Hälfte der mehrere Kilometer durchmessenden Kolosse. Eine Zylinderscheibe, bestimmt an die tausend Meter dick, bildete das Mittelstück. Daran anschließend ein sechseckförmiges, sogar noch etwas dickeres Teil, und den Abschluss bildete ein weiterer Zylinder, höchstens drei Kilometer durchmessend und nicht einmal mehr einen Kilometer dick.
Saedelaere konnte die Maße natürlich nicht genau bestimmen, schätzte sie aber aufgrund der Entfernung ein. „Was sind das für Objekte?" Alaska musste schreien, um sich gegen das Toben der Elemente verständlich zu machen. „Ich weiß es nicht", brüllte der Oxtorner zurück. „Aber sie landen." Das erste Schiff, kaum mehr einen Kilometer hoch, senkte sich weit entfernt im Norden der Stadt herab. Auch die anderen drei Kolosse hingen über den Außenbereichen, weit von Monkey und Saedelaere entfernt. Sich diesen Giganten zu nähern kam ohnehin nicht in Frage. Das letzte der Schiffe war gelandet, aber die aufgewühlte Atmosphäre beruhigte sich nicht. Dreck wirbelte durch die Straßen, an exponierten Stellen bildeten sich sogar kleinere Windhosen, aber keine davon erreichte wirklich gefährliche Ausmaße. Auch weiterhin schenkten die Passanten dem Vorgang kaum Beachtung; nur wenige hielten kurz inne und schauten zum Himmel auf.
Die beiden Menschen setzten ihren Weg fort. Ihr Ziel war das Stadtzentrum, jenes zwiebelförmige' Gebäude, das sie schon. aus der Ferne entdeckt hatten.
7.
In der Ferne, im aufsteigenden Dunst des Nachmittags verwischend, ragten die gelandeten Raumschiffe auf. Längst nicht von jedem Punkt der Stadt aus waren sie gleich gut zu erkennen, aber ihre Gegenwart hatte etwas Unheimliches. Keine Bedrohung. Vielmehr etwas, das sich schlecht in Worte kleiden ließ. Eine Aura allgegenwärtiger Beobachtung. Unwillkürlich prüfte Alaska den Sitz des Halsbands. Er spürte das transparente Band schon nicht mehr, es behinderte ihn nicht, aber selbst falls es keine Wirkung hatte, haftete ihm doch etwas Beruhigendes an.
Ein Placebo-Effekt, dachte der Maskenträger ironisch. Auf jeden Fall würde er Ghem Jhegar danach fragen. Falls sie in dieser Stadt überhaupt eine Möglichkeit hatten, ihn zu finden. Aber hätte Chiffa Phi dann den Namen genannt? Der Mochichi hatte wissen müssen, welche Möglichkeiten sich zwei Fremden in Kiró1 eröffneten. Fabriken und Wohnbereiche grenzten aneinander. Immer mehr mutete das an wie eine Politik der kurzen Wege.
Auf einer der freien Flächen weiter stadteinwärts war mit der Errichtung von Wohnungen begonnen worden.
Der Untergrund war offensichtlich erst seit kurzem befestigt. Die metallisch schimmernde Masse schien dieselbe zu sein wie auf dem weiter zurückliegenden Feld. Aber noch waren die Arbeiten nicht abgeschlossen. Knapp zwei Kilometer entfernt schwebten Gussmaschinen -längliche Aggregate, die, hintereinander versetzt, eine dampfende Masse ausbrachten. Jedes dieser Aggregate maß gut dreihundert Meter. Ein endloser Konvoi schwebender Großtransporter versorgte sie mit dem benötigten Nachschub.
Hunderte Arbeiter koordinierten den reibungslosen Ablauf. Fast ausschließlich handelte es sich um Leftass, die mit stoischer Gelassenheit die Gussmaschinen umsorgten. Immer wieder verschwanden die bärenhaften Wesen inmitten aufsteigender Dampfschwaden. „Ein nahtloses Stück Untergrund", stellte Monkey fest. „Eine quadratische Fläche mit exakt 2500 Metern Seitenlänge." Zum ersten Mal hatte er die laserbasierte Distanzbestimmung seines Armbands eingesetzt, die bis zu einer Distanz von zwei Kilometern millimetergenau arbeitete. Angesichts der vielfältigen Streustrahlung ringsum bestand keine Gefahr mehr, von Kattixu geortet und aufgespürt zu werden.
Dutzende Tragemasten für die Leitschienen, die den Containertransport in der Luft ermöglichten, standen bereits. Das war der zweite Arbeitsschritt nach der Fundamentierung. Weitere Masten wurden
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