2168 - Der Sarkan-Kämpfer
angeblichen Putschisten ermordet hatte. Bis auf einen, der schwer verwundet überlebte. Durch ihn war alles ans Tageslicht gekommen. Aber da war Garan schon zur Einweihung nach Merton-5 unterwegs gewesen, um die Bewusstseinserhebung zu erfahren. Sie würde ihn noch gefährlicher, noch unberechenbarer machen. Er würde ein Sarkan-Kämpfer werden.
Und nun - die Nickhäute schnappten über meine grüngelben Augen - würde ich nicht mehr rechtzeitig eintreffen, um zu verhindern, dass das durch verbrecherische Machtgelüste ergaunerte Privileg zur Ausführung kam. Ich würde dem Hypersturm nicht mehr entkommen. Sicher wird Deronka ihn richten, dachte ich fatalistisch. Deronka lässt eine solche Ehrlosigkeit nicht zu. Erneut schnappten die Nickhäute über meine Augäpfel. Ich begriff, dass die Sauerstoffversorgung des Anzugs mangelhaft war. Ein Blick auf die Helminnenseite sagte mir, dass der zweite Stromkreis Defekte aufwies.
Außerdem flackerte der Notmonitor immer mehr, zeigte nur noch schemenhaft den wilden Tanz der Gewalten, die den Übertritt der DORGSHI-KABAN ins übergeordnete Kontinuum verhinderten.
Aber eine Möglichkeit gab es noch, um mich zu retten und Garan zu richten, eine letzte heilige Sache. Ich zog die Oberarme vor die Brust und stimmte mich auf das Zamo Gatoriki ein, das mentale Verlassen dieser geistigen Sphäre. „Rankora dahn", intonierte ich. „Rankora dahn feitan."
Plötzlich ging ein Ruck durch die DORGSHI-KABAN. Ich fixierte meine Spaltpupillen auf den Monitor. Dort, rechts oben! Ein Objekt, das alle Bewegungen meines Raumers mitmachte! Die DORGSHI-KABAN wurde hin und her geschleudert, hoch und runter, beschleunigt und abgebremst, je nach der hyperenergetischen Brandung des Sturms.
Und dieses eigenartige Objekt verhielt sich, als wäre es durch eine Stange mit meinem Schiff verbunden. Ich spähte genauer hin und erkannte, dass es ein Diskusraumer war, der mit geöffneter Frachtbucht heranglitt. Er strebte auf mich zu. Trotz der hyperenergetischen Stoßwellen. Trotz des gewaltigen Strukturrisses, dessen rot umflackerte Ausläufer den Schiffskörper der DORGSHI-KABAN aufglühen ließen.
Der Sauerstoffmangel machte sich bemerkbar. Ich spürte, wie mir die Sinne schwanden. Dann fiel auch der rötliche Dämmerschein in der Kabine aus.
Die Dunkelheit wurde nur noch von einem einzigen Notmonitor erhellt. Wabernd und flirrend übermittelte er das Licht der fremden Hangarbeleuchtung. „Hallo, Besatzung! Hört ihr mich?" Der Funkruf erklang leise im Komgerät des Schutzanzugs, aber erstaunlich verständlich.
Ich wollte antworten, war jedoch zu schwach. Aber ich gab mir wieder eine Chance. Ich setzte alles auf eine Karte und verzichtete auf das Zamo Gatoriki. Vielleicht konnte ich am Leben bleiben und die frevlerische Einweihung auf Merton-5 doch verhindern? Ich musste das Risiko eingehen.
Wenn ich gleichwohl starb und mein Geist diese Sphäre nicht mehr rechtzeitig verlassen konnte, hatte ich meinen mentalen Aufstieg verspielt. Dann war diese Existenz vergebens gewesen.
1.
Das Schott hatte sich erst einen Spalt weit geöffnet, und .schon wusste ich, dass Ighur da Reomir im Kommandostand der KARRIBO saß. Die Sphärenklänge der Theborer schallten mir entgegen. Der Einsonnenträger hatte es sich zur Gewohnheit gemacht, das 160 Meter durchmessende und 35 Meter hohe Rund mit einem Klangteppich zu erfüllen, der den Routinemeldungen der Besatzung ein weiches und harmonisches Flair verlieh.
Schon vor Urzeiten hatten diese Kompositionen den Arkoniden als Untermalung bei ihrer Beschäftigung mit Fiktivspielen gedient. Ighur hatte einmal erwähnt, dass sie ihm bei der Steuerung seines Raumschiffs hilfreich waren.
Tirivan Rukk'halon, das „Klagelied der Therborer", hatte es ihm besonders angetan. Die schwermütigen Klänge umfassten eine Schwingungsfrequenz, die auch mein Gehör als angenehm empfand. Sie entsprachen meiner momentanen Verfassung, eine Mischung aus Argwohn und erzwungener Zuversicht. Ighur nickte auf seine väterliche Art, als er mich hereinkommen sah. Ich hob die Klaue zum Gruß und drehte meinen Oberkörper in verschiedene Richtungen, um der Besatzung meine Aufwartung zu machen, während ich geradewegs auf die Gruppe der drei Therborer zusteuerte, die sich ebenfalls in der Zentrale aufhielten. „Ihr hattet euch zwei Tontas Zeit erbeten, um meine Informationen mit euren Daten abzugleichen", eröffnete ich das Gespräch. „Ich nehme an, ihr seid zu einem Ergebnis
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