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2169 - Das Lichtvolk

Titel: 2169 - Das Lichtvolk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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ich erleichtert. Während ich, gleichsam mit den Augen eines Fremden, meine Heimat betrachtete, fielen mir Dinge auf, an die ich noch nie zuvor einen Gedanken verschwendet hatte.
    Die ausschließlich weiblichen Formen zum Beispiel. Das zog sich von den Aufschriften, Verkehrszeichen und sonstigen Hinweisen bis zu Gebäuden, Skulpturen und Gebrauchsgegenständen, die frappant femininen Geschlechtsteilen ähnelten.
    Schließlich wählte ich die Kamera, die der Eltane mir empfohlen hatte. Und blickte in einen Versammlungssaal, der mir ebenso gut bekannt war wie viele der Leuchter, die sich darin produzierten. Du hast es sicher schon erraten - es handelte sich um einen der berühmten Empfänge unserer Kuppelvorsteherin Erünie Zowel, meiner heiß geliebten Lehrerin. Auf der Bühne saßen Neraliu und Zargele, bewaffnet mit Blockflöten, und quälten sich und die Zuhörer durch Valdema Plochs „Alpine Fantasie: Die Mutter aller Schluchten".
    Erünie hielt derweil Hof. Sie flitzte von Pärchen zu Pärchen, wobei sie immer die Männer überschwänglich begrüßte, dann aber ausschließlich mit den Frauen sprach.
    Schließlich kam ihr Eheling ins Bild. Mir stockte der Atem. „Gigiperlchen" übertraf sich wieder einmal selbst. Seine Schminke und seine Angugoles waren nicht von dieser Welt. Und die Sandalen mit den hohen, lachhaft dünnen Absätzen zwangen ihn zu einem Gang, der nicht mehr originell, pittoresk oder liebenswertschrullig aussah, sondern nur noch entsetzlich peinlich.
    Ton gab es keinen. Aber ich konnte ihn mir lebhaft vorstellen: „Ömhüm. Tja. Ömhüm ..." Aus den Kabinen links und rechts von mir drang lautes Lachen. Die hatten wohl ebenfalls Programm Nummer 69 gewählt. Ich empfand heiße Scham.
    Gut, dass niemand sehen konnte, wie zutiefst betroffen ich schimmerte. Sobald ich mich wieder beruhigt hatte, verließ ich das Besucherzentrum. Fluchtartig.
    Der raue Umgangston, der an den zahlreichen verschiedenen Fracht-Terminals vorherrschte, wirkte auf mich geradezu erlösend.
    Hier waren mehrheitlich Quintanen zugange. Das sind, wie du wahrscheinlich weißt, Abkömmlinge der Kaaf-Insekten, welche für ihre Fähigkeiten als Genetiker hoch geschätzt werden. Aufgrund ihrer extremen Aripassungsfähigkeit siedeln die Quintanen praktisch überall. Innerhalb weniger Generationen können sie sich perfekt auf ihre Umgebung einstellen. Es gibt sie in jeder Farbschattierung, vom leuchtenden Rot bis zu blassem Blau, Grün oder Weiß. Ihre Figur kann sehr gedrungen sein oder aber dürr und schlaksig. Manche werden bis zu fast einem Varnon groß. In der Galaxis Tradom stellen sie die zahlenmäßig größte Bevölkerungsgruppe. Das ist nur logisch: Quintanen gelten als geborene Befehlsempfänger. Darum sind sie als Arbeitskräfte beliebt.
    Zudem besitzen sie wenig Aggressivität. Vor einer potentiellen Kampfhandlung müssen sie sich immer erst mit beträchtlichem Aufwand in den Zustand einer „Tollwut" hineinsteigern. Obwohl mir die Insektoiden ein wenig unheimlich waren, fühlte ich mich daher von ihren gepanzerten, sechsgliedrigen Körpern nicht bedroht.
    Zudem wichen sie mir ehrfürchtig aus, sobald ich auch nur in ihre Nähe kam. Dem Lichtvolk wird also durchaus großer Respekt entgegengebracht, konstatierte ich. Die Lachnummern sind nur wir erbarmungswürdig unterdrückten Männlein von Siv'Kaga.
    Aber hatten wir es denn nicht verdient, zum Gespött gemacht zu werden? Waren wir nicht auch in gewisser Weise mitschuldig, weil wir uns so übel mitspielen ließen, ohne Aufbegehren? „Niemand rechtfertigt die Unterdrückung so feurig wie der Unterdrückte", spricht Ijotha. „Dankbar ist, wem das Denken abgenommen wird, und selig der Idiot in seinem sinnlosen Unglück." Womit wir bei den Emotio-Händlern wären.
    Im Rahmen des Unterrichts hatte ich schon ziemlich viel über die Tonkihn gehört.
    Jetzt aber standen mir erstmals einige von ihnen leibhaftig gegenüber. „Sitz!", brüllte diejenige, die mir am nächsten war. Ich benötigte zwei, drei panische Ofrin, bis mir dämmerte, dass sie nicht mich gemeint hatte, sondern ihre drei Chaquitte. Diese Kaniden mit dem pechschwarzen Zottelfell, den blutroten Augen und den langen Schlappohren waren, so hatte ich gelernt, im Genetischen Kaafix eigens für die Tonkihn gezüchtet worden. Die Tiere waren äußerst widerstandsfähig und zeichneten sich durch servile Leidensfähigkeit aus. Die brauchten sie auch dringend. Denn die Tonkihn lebten ihren angeborenen Hang zur

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