Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

2169 - Das Lichtvolk

Titel: 2169 - Das Lichtvolk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
glücklich werden, solange er oder sie dabei niemand anderen einschränkt oder sonst wie benachteiligt."
    Feiertage, Festivals und weitere regelmäßige Belustigungen (Angaben in Normzeit): Jeden 333. Burd „Tag des Murmelhörnchens" mit folkloristischen Umzügen der verschiedenen Volksgruppen ... Ich schaltete ab. Mir schwirrte der Kopf, und das lag nicht nur an der auf Dauer schwer lesbaren schräg gestellten Schrift. Soeben waren die Grundfesten meiner Weltanschauung wenn schon nicht zertrümmert, so doch auf den Kopf gestellt worden. Nicht die anderen waren die Exoten, sondern wir! „Originell". „Pittoresk". „Liebenswertschrullig". „Von der Majorität zwar belächelt, doch akzeptiert". Und auch der Verkünder hatte nichts dagegen, sondern hielt in bewundernswerter Toleranz schützend seine Hand über die paar sektiererischen Spinner in den Goldenen Kuppeln. Ijotha Hyndalin, der Dhasaren. Ein Mann!
     
    5.
     
    Herrchen und Frauchen
    499. Burd 5514 Tha
     
    Ich brauchte lange, um diese Entdeckung zu verarbeiten. All die Demütigungen, die ich In meinem jungen Leben bereits hatte erdulden müssen, nur weil ich ein Junge war. Die beiläufig hingestreuten Herabwürdigungen, die ich Frauen zu meinem Vater hatte sagen hören und die dieser widerspruchslos ertragen. hatte. Die Hindernisse, die uns Männern von klein auf in den Weg. gelegt worden waren - all das, stellte sich nun plötzlich heraus, war keineswegs Schicksal, und schon gar nicht von, VAIA gegeben. Überall sonst im Reich der Güte lebten die Geschlechter, egal wie viele es bei den verschiedenen Völkern gab, in aufgeklärtemanzip ierter Gleichberechtigung. Nur nicht bei uns in Siv'Kaga. Warum musste ich ausgerechnet hier geboren werden? Ich sprach mit niemandem darüber. Ließ mir nichts anmerken, bemühte mich sogar noch extra, mein Verhalten nicht auffällig zu verändern. Wann immer ich Zielobjekt oder Zeuge des scheinbar so normalen, alltäglichen Chauvinismus wurde und deswegen heißer Ärger in mir aufwallen wollte, unterdrückte ich die grellen Farben dieser Emotion, indem ich mich schnell auf etwas anderes konzentrierte.
    Meist war es der Gedanke an Caldera, der mich wieder beruhigte. Irgendwann, wenn ich erwachsen bin, schwor ich mir, werde ich Sivkadam verlassen und nach Caldera gehen. Und dann werde ich frei sein und nur noch nach meiner Leistung und meinem Charakter beurteilt werden - aber nicht danach, wie meine Geschlechtsorgane ausgebildet sind! Ein Gutes hatte das Ganze immerhin: Mein ohnehin nicht gering entwickelter Lerneifer wurde um ein Vielfaches gesteigert. Ich glaube, niemand in den Goldenen Kuppeln studierte damals so motiviert wie ich. Jedenfalls kein Mädchen und schon gar nicht Zargele und Neraliu Zowel.
    Die brauchten ja nur ein Fürzchen zu lassen, und schon trommelte ihre Mutter vor lauter Begeisterung die halbe Kuppel zusammen. Waren es zuerst Trotz und später Neugier gewesen, die mich angetrieben hatten, so kam nun die Wut dazu. Und mein Schwur... Wenn ich einmal groß bin, gehe ich nach Caldera. Und keine wird mich daran hindern!
    Ist die Saat des Zweifels erst einmal aufgegangen, so trägt sie hundertfache Frucht.
    Dieser Sinnspruch stammt übrigens von Ijotha Hyndalin. Klarerweise waren der Verkünder und seine Residenz, die Paläste auf Caldera, im Unterricht der Baszmarin kein Thema. Ijotha kam auch so gut wie nie in den Medienberichten vor. Diese wurden natürlich, wie ich inzwischen wusste, manipuliert. Sorgsam entschärft, gefiltert, umgefärbt für die Bewohnerinnen - und vor allem die Bewohner - der dreiundzwanzig Kuppeln.
    Wobei du dir das nicht so vorstellen darfst, als habe da irgendwo heimlich eine böse Zensorin gesessen. Nein, die Redakteurinnen Redakteure gab es kaum und jedenfalls nicht in wirklich einflussreichen Positionen wählten ganz von selbst diejenigen Nachrichten aus, von denen sie wussten, dass die Bevölkerung der Kuppeln sie gerne lesen, hören oder sehen würde. Und wenn irgendeine Vorwitzige doch einmal etwas veröffentlichte, was die Verhältnisse in Siv'Kaga ein ganz klein wenig in Frage stellte, hagelte es sofort Proteste - überwiegend von männlichen Lesern, Hörern oder Sehern.
    Nichts ist so gefährlich und so unausrottbar wie die Dummheit - und niemand rechtfertigt die Unterdrückung so feurig wie der Unterdrückte. Noch ein Spruch von Ijotha. Du merkst schon, der Dhasaren wurde damals so etwas wie mein Held. Mein Idol, mein großes Vorbild, An jeder dritten Burdrin - oder

Weitere Kostenlose Bücher