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2169 - Das Lichtvolk

Titel: 2169 - Das Lichtvolk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Grausamkeit an diesen stumpfen und nahezu gefühllosen Geschöpfen aus. In der Thatrix-Zivilisation wäre sonst kein Platz für derart hemmungslose Aggressionen gewesen.
    Es berührte mich sehr unangenehm, als die Tonkihnfrau eines der Tiere, das ihrem Befehl nicht schnell genug nachgekommen war, mit einem stählernen, stachelbesetzten Knüppel züchtigte. Blut und Hautfetzen spritzten in alle Richtungen. „He, tu dir nichts an, Guyarchen", sagte ein anderer Tonkihn, der mich entdeckt hatte und nun auf mich zugeschlendert kam. Offenbar konnte er die Lichtsignale meines Tymcal-Geflechts interpretieren. „Kein Grund zur Besorgnis, Junge. Die Chaquitte sind bessere Amöben. Wenn einer kaputtgeht, holt man sich den nächsten. Ein Faustkämpfer macht sich ja auch keine Gedanken darüber, ob dem Sandsack die Hiebe gefallen, die dieser abkriegt, oder?"
    Ich strahlte indifferent. Dabei brauchte ich nicht zu schwindeln: Sensationslust und Fluchtreflex hielten sich ziemlich genau die Waage. Der Tonkihn war deutlich größer als ich. Er trug eint knöchellange, dunkelbraune Robe, die am Hals in einen Rollkragen auslief.
    Sein ausladender, birnenförmiger Schädel über dem vergleichsweise kleinen, dreiäugigen Gesicht war von rautierten Plättchen aus einer hellroten Knorpelmasse fingerdick überzogen. Die dunkelroten, sehr breiten Lippen besaßen eine ähnliche Konsistenz. Sie formten ein immer währendes, gewinnendes Lächeln, das durch die dunkelbraunen Linien einer kunstvollen Gesichtsbemalung noch verstärkt wurde. Ob ich wollte oder nicht, der Emotio-Händler war mir sympathisch. Ich wusste, wie er das machte. Tonkihn besaßen empathische und suggestive Para-Fähigkeiten.
    Während wir Guyaam eher dazu tendierten, unsere Hypersensibilität im Bereich der Ingenieurstechnik anzuwenden - im Idealfall als Vaia'Kataan -, hatten die Tonkihn sich im Lauf der Zeit beträchtliche Sozialkompetenzen angeeignet. Die Bezeichnung Emotio-Händler kam nicht von ungefähr. „Du siehst ein bisschen desorientiert aus, junger Guyar" ,sagte der Dreiäugige. Seine Artgenossin hatte ihr widerspenstiges Haustier inzwischen erschlagen - so nebenbei, wie man sich eine Stechflisse von der Wange wischte. „Bist aufgerüttelt und ziemlich verunsichert. Hast viel mitgemacht in letzter Zeit." Der Tonkihn legte mir den Arm um die Schultern. „Die Eltern verstehen dich nicht. Dort, wo du herkommst, fühlst du dich nicht mehr daheim." Er hatte ja so Recht! Ich war versucht, mich fallen zu lassen, mir meine Probleme vom Leib zu reden. Aber das durfte ich nicht.
    Gepriesen sei Erünie Zowel, die Vielgeschmähte! Dank ihr weiß ich, womit die Tonkihn ihren Lebensunterhalt verdienen. Und bin einigermaßen gewappnet gegen die Versuchung, die sie für alle Mühseligen und Beladenen darstellen. Über die wahren Motive der Emotio-Händler war wenig bekannt. Nur, dass sie sich stets als treue Mitglieder der Thatrix-Zivilisation erwiesen hatten. Sie verkauften Zufriedenheit. Im Vergessen. Wenn jemand ein wirklich wichtiges emotionales Problem hatte, sei es die Trauer um einen geliebten Verstorbenen, der Zorn über eine verpasste Gelegenheit, die Angst vor dem eigenen Tod - ein Tonkihn konnte helfen!
    Gegen ein entsprechendes, durchaus nicht gering bemessenes Honorar legte der Emotio-Suggestor einen posthypnotischen Block an, der exakt den Wünschen des Kunden entsprach und meist über viele Thadrin hinweg hielt. Du wirst nachvollziehen können, wie sehr ich mich nach einer derartigen Entlastung gesehnt hätte. Was mich hinderte, waren einzig und allein die Worte Ijotha Hyndalins: „Dankbar ist, wem das Denken abgenommen wird, und selig der Idiot in seinem sinnlosen Unglück."
    Ich will den Emotio-Händlern nicht unrecht tun. Zweifelsohne erfüllten sie eine wichtige Funktion im Zusammenspiel der intergalaktischen, vaianischen Völkergemeinschaft. Dennoch waren sie nicht gerade beliebt. Wohin sie auch kamen, wurde ihnen mit Misstrauen begegnet. Das lag an ihrer angeborenen, für die meisten anderen gruselig unbegreiflichen Begabung. Die Dreiäugigen vermochten in kurzer Zeit scheinbar vollkommenes Glück zu bringen. Sie kitteten Ehen; versöhnten Kinder mit Eltern, Opfer mit Tätern. Sie stärkten ganze Planetar-Regierungen und stürzten dabei zugleich andere, zufällig benachbarte.
    Ijotha sprach: „Die Tonkihn gehören zu uns, ebenso wie zum Schein jeder Sonne die Schatten. Sie erfüllen Wünsche. Dies ist furchtbar. Nur wenige sind fähig, es zu ertragen.

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