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217 - Der Unsichtbare

217 - Der Unsichtbare

Titel: 217 - Der Unsichtbare Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Stern
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Gewitter sein wie vorhin noch! Stürzen wir ab?«
    »Mais, non! Nicht, wenn ich es verhindern kann!«
    De Rozier sah ebenfalls aus dem Fenster. Matts Blick folgte dem seinem.
    Sie befanden sich über einem See. Groß und gewaltig erstreckte er sich unter violettschwarzen Wolken. Sein linkes Ufer ließ sich nur erahnen. Nachtgraues, aufgewühltes Wasser lag unter ihnen. Im zuckenden Licht neuer Blitze konnte er rechts von ihnen eine Bergkette erkennen, die sich hinter einem steinigen Ufer erhob.
    Der Kaiser schaffte es tatsächlich, die Roziere trotz der heftigen Luftströmungen in diese Richtung zu lenken. Sie näherten sich dem grauen Fels schnell. Zu schnell!
    Matt musste an die restlichen Molotow-Cocktails in einer der Kisten denken. Wenn sie hart anprallten, konnten sie zerbrechen, und das explosive Gemisch würde sich in der Kabine verteilen!
    Er taumelte durch die schwankende Gondel und berührte den Deckel der Kiste.
    Seine Hand versank im Holz. Er konnte es fühlen. Die Hand war genau dort, wo sich eigentlich der Deckel befand. Matt kämpfte wieder gegen einen Anflug von Panik.
    Ruhig. Ganz ruhig. Ich habe schon Schlimmeres überstanden.
    Aber hatte er das wirklich?
    »Yann!« De Rozier hatte alle Mühe, das Luftschiff auszurichten. »Du musst die Glasbomben abwerfen! Bei einer Notlandung sollten sie nicht an Bord sein!«
    Yann gehorchte. Er kam schwankend auf Matt zu – und griff zielsicher durch ihn hindurch! Matt warf sich keuchend zur Seite. Der Energieseher zerrte die Kiste zur Bodenluke, öffnete diese, ließ sich auf die Knie sinken und nahm eine Glasbombe vorsichtig in die Hand.
    »Vite! Vite! Beeile dich!«
    Das steinige Ufer kam immer näher. Yann gab sein Vorhaben auf, die Bomben einzeln abzuwerfen. Er schob die ganze Kiste über den Rand und ließ sie in die Tiefe kippen.
    »Festhalten!«, rief de Rozier warnend. »Sekunden noch bis zum Aufprall!«
    Matt wollte Yann helfen, die Luke zu schließen, doch wieder griff er durch das Holz hindurch – und konnte dabei nicht einmal seine Hände sehen.
    Dann berührte die Roziere den felsigen Grund. Ein schwerer Schlag ging durch das Schiff. Yann Haggard wurde zurückgerissen und rutschte von der offenen Luke fort. Die Gondel sprang noch einmal in die Höhe, stellte sich fast senkrecht auf und krachte dann hart auf die Ufersteine zurück. Es gab einen lauten Knall, Wasserdampf flutete die Kabine. Die Dampfmaschine zischte wie ein waidwundes Raubtier.
    ***
    Das Gewitter war kaum noch zu hören. Vielleicht lag das aber auch nur an dem Druck, der auf Matts Ohren lastete. Sie hatten rasant an Höhe verloren. Matt riss den Mund auf, bis es in seinen Hörgängen knackte und der Druck sich abbaute.
    Dann setzte er sich auf. War er verletzt? Er spürte nichts.
    Probeweise kniff er sich in den unsichtbaren Oberschenkel. Der Schmerz bewies ihm, dass sein Körper durchaus noch existent sein musste. Aber in diesem Zustand konnte nur er selbst ihn berühren; so wie auch die Kleidung und die Kalaschnikow, die an einem Riemen um seinen Hals hing. Alles, was von außen kam, hatte keinen Effekt auf ihn. Weder hatte er sich gestoßen, noch anderweitig verletzt.
    Er sah zu Yann und de Rozier, die sich ebenfalls aufrafften. Die Gondel war auf die Seite gestürzt und liegen geblieben. Die Fenster waren allesamt zersplittert. Jetzt erst bemerkte Matt, dass es herein regnete, aber die Tropfen fielen durch ihn hindurch, ohne dass er sie auch nur spürte.
    Er sah blutige Kratzer in den schmerzverzerrten Gesichtern von Yann und Pilatre. Die Splitter mussten wie Geschosse durch den Gondelinnenraum katapultiert worden sein. Ein Wunder, dass keiner der beiden ernsthaft zu Schaden gekommen war. Auch die Dampfmaschine war relativ heil geblieben, bis auf eine geborstene Leitung. Der Regen drückte den Dampf, der daraus hervorquoll, zu Boden.
    »Wir müssen vom Seeufer fort«, meinte der Kaiser entschieden. Er rückte das Florett an seiner Seite zurecht und griff nach einem der am Boden liegenden Steinschlossgewehre. Auch Yann bewaffnete sich. »Wir sind zu nah am Wasser.« De Rozier holte zwei lange blaue Umhänge mit goldenen Knöpfen aus einem unversehrten Wandschrank und gab einen davon dem Seher. Dann griff er nach einer blauen Stofftragetasche und packte sie hastig mit dem Nötigsten, was er in dem Chaos finden konnte.
    »Aber… was ist mit Maddrax?«
    »Er ist in den See hinab gestürzt, mon ami. So er überlebt hat, wird er zu uns stoßen.«
    Pilatre de Rozier klang nicht von

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