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217 - Der Unsichtbare

217 - Der Unsichtbare

Titel: 217 - Der Unsichtbare Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Stern
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wagte es nicht, die Probe aufs Exempel zu machen; sich vorzustellen, dass der Boden ihn nicht halten würde. Zu groß war seine Furcht, dann nicht mehr an die Oberfläche zurückkehren zu können.
    Vorerst konnte er nicht mehr tun, als in der Nähe seiner Gefährten zu bleiben. Wenn sich Yann ausgeruht hatte, würde er noch einmal versuchen, mit ihm Kontakt aufzunehmen. Vielleicht konnte er dem Energieseher irgendwie ein Zeichen geben.
    Die Minuten verstrichen, ohne dass Matt gedanklich zur Ruhe kam. Sein Blick fiel auf den Kaiser, dessen Schultern nach unten sanken. Seine Lider fielen zu.
    »Hey! Nicht einschlafen!« Matt wollte de Rozier an der Schulter schütteln und zog die Hand frustriert zurück, als er keinen Widerstand spürte.
    Dann hörte er ein leises Brodeln. Das schwarze Wasser des Teichs warf im flackernden Licht Blasen, als würde Gas aufsteigen. Matt fuhr herum und löste den Gurt der Kalaschnikow, die er aus dem Strahl mitgenommen und sich umgehängt hatte.
    Drei lange, oberschenkeldicke Glieder glitten langsam aus dem Wasser. Sie sahen aus wie mächtige braunschwarze Schlangen. Ihre Köpfe endeten in hässlichen vorgeschobenen Mäulern mit einem einzelnen langen Zahn an der Spitze, der wie ein Messer daraus hervorragte.
    Matt zielte auf den Kopf, der de Rozier am nächsten war, und zog durch.
    Nichts geschah. Seine Waffe war genauso schattengleich wie er selbst. Auch der Säbel an seiner Seite war nutzlos. Mit einem Schrei eilte er zu Yann. Konnte er selbst seine Stimme nur deshalb hören, weil er davon überzeugt war, dass sie da war?
    Hör auf nachzudenken! Matt bewegte seine Hand neben Yann hin und her, doch der schlafende Mann regte sich nicht.
    Das Brodeln des Teichs wurde lauter und Matt sah alarmiert zurück. Aus dem Wasser schälte sich die Oberseite eines tintenfischähnlichen Leibes. Die drei Köpfe saßen an gut drei Meter langen Hälsen, die wie die Körper von Feuerstachelaalen aussahen.
    Gemächlich schlängelten sich zwei der Tentakelhälse zu de Rozier und dem schlafenden Yann. Der Kopf vor dem Kaiser richtete sich bereits auf und die winzigen Augen starrten auf den schlafenden Mann.
    Matt stieß verzweifelt seine unsichtbare Hand vor und bohrte sie durch die langen grauen Haare hindurch in den Kopf von Yann Haggard, mitten in den Tumor hinter dem milchigweißen Auge.
    Yann schrie gepeinigt auf. De Rozier öffnete die Augen, sah den Aalkörper vor sich und feuerte geistesgegenwärtig das Gewehr ab. Die Kugel fraß sich tief in die glitschige Fischhaut. Der Kopf vor ihm öffnete das Maul – es waren drei Reihen spitzer Zähne darin – und stieß ein zischendes Geräusch aus.
    Der aalartige Körper zuckte zurück. De Rozier zielte mit dem Steinschlossgewehr auf den zweiten Hals des Monsters, der sich vor Yann erhob. Ohne sich aus der Ruhe bringen zu lassen schoss er, während sich ihm von hinten der dritte Hals näherte. Matt schrie dem Kaiser zu, auszuweichen, doch der sah die Gefahr in seinem Rücken zu spät.
    Während das Maul vor Yann zurückzuckte, stieß der dritte Kopf vor und bohrte seinen Fangzahn tief neben das Schlüsselbein des Kaisers.
    De Rozier schrie auf. Sein Körper zuckte. Er stürzte nach vorne auf die Knie, auf dem Schulterstück seines Fracks breitete sich ein Blutfleck aus. Yann sackte ohnmächtig in sich zusammen. Neben ihm kam der Tentakel zur Ruhe, der ihn hatte angreifen wollen. Eine Kugel steckte in der Stirn des Aalkopfes.
    Das Gewehr war zu Boden gefallen. Der Kaiser griff mit zitternden Händen nach seinem Florett. »Allez! Komm nur, wenn du sterben willst! Wir werden nicht kapitulieren!«, stieß er wütend hervor. »Wir sind Jean-François Pilatre de Rozier!«
    Erneut stieß der dritte Kopf zu. Der Kaiser sprang zur Seite und stach dem Ungeheuer die Klinge durch den Kopf. Mit einem qualvollen Zischen zuckte das Untier zurück und klatschte zurück in den Teich. Der dickbauchige Körper und die drei Aalhälse versanken im Wasser.
    De Rozier keuchte heftig. Das blut- und schleimbesudelte Florett zitterte in seiner Rechten. Er presste sich die freie Hand auf die Schulter. Der Fangzahn hatte eine tiefe Wunde in sein Fleisch geschlagen. Der Kaiser taumelte zu Yann, dessen Körper leicht zuckte. Auch Matt beugte sich über den Seher – der in diesem Moment die Augen aufschlug.
    Von einer Sekunde zur nächsten war er wieder voll da. Nicht nur das, er lächelte sogar! »Nichts passiert«, verkündete er. »Nicht nur meine Kopfschmerzen sind verschwunden,

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