2172 - Projekt Finsternis
besonders stark ausgeprägte Hyper- und Parafühligkeit besitze, aber das wurde immer nur einem kleinen Kreis bekannt.
Wie hätte ich damit acht Galaxien überzeugen sollen? Doch mein Name, mein Ruf eilten mir voraus, meine Handlungen der ersten Burdrin schließlich versetzten mich rasch in den Stand eines wahren Heiligen. Obwohl ich gestehen muss, dass ich mich keineswegs als solchen sehe. Nüchtern betrachtet habe ich mich nur geschickt angestellt. Ich bin durch meinen Intellekt und meine Fähigkeit den meisten weit überlegen, und ich wende genau dies an. Wobei es ernsthafte Schwierigkeiten gibt...
Vor allem die Valenter stellen ein Problem dar. Sie sind eine kriegerische Lebensform, deren Aggressionspotenzial ungeheuer hoch ist. Sie haben Schwierigkeiten, sich im Frieden zurechtzufinden; dadurch staut sich eine Menge in ihnen an, was sich eines Tages vielleicht explosiv entlädt. Ich muss sie ständig im Auge behalten, wobei es im Moment so aussieht, als würden meine Verhandlungen mit ihnen allmählich Früchte tragen. Natürlich... Ich habe bereits eine Idee, wie man ihnen auf Dauer helfen kann. Sie wird demnächst umgesetzt. Ich bin sicher, dass dies der beste Weg zu einer friedlichen Lösung ist.
Natürlich ruht nicht alles auf meinen Schultern. Eifage Agehr, meine Stellvertreterin, ist eine überaus fähige junge Frau, die genau wie ich noch keinen Gehstock benötigt. Ich werde ihr allerdings demnächst einen schenken, als Anerkennung für ihre bisherigen Dienste, zugleich als Ansporn. Mein Vorgänger Ijotha hatte mir auch einst einen geschenkt, einen kunstvoll verzierten Stab, in dem eine Menge miniaturisierte Technik steckt: eine Funkeinrichtung, Ortungsgeräte und anderes. Was man eben so brauchen kann, wenn man viel unterwegs ist. Und das wird Eifage sein, wenn ich sie auf Inspektion schicke.
Verstehst du, mein Freund, ich schätze Eifage sehr. Aber manchmal ist sie geradezu aufdringlich mit ihren ständigen Ermahnungen, mich mehr um dieses oder jenes zu kümmern. Natürlich ist es sehr wichtig, jemanden zu haben, der quasi als schlechtes Gewissen auftritt, damit man die Bodenhaftung nicht verliert. Wobei das wirklich gut gesagt ist. Wo wir Leuchter uns doch am liebsten frei schwebend bewegen, als Staubreiter der Calditischen Sphäre oder in unserer Tymdit. Selbst in den Calditischen Palästen halten wir uns zur Erholung gern in besonderen, nur von niedriger Schwerkraft beherrschten Zonen auf.
Das kommt natürlich daher, dass im Alter von etwa einhundertzwanzig Jahren unsere Knochen bröcklig werden und wir Gehhilfen benötigen, aber gleichzeitig zu stolz sind, um Exoskelette anzulegen.
Das halten wir dann durch, bis wir achthundert Jahre alt sind, krumm und gebeugt und fast durchsichtig, halb lichtlose Jammergestalten. Das ist natürlich viel würdevoller als das Tragen eines Exoskeletts. Zurück zu Eifage. Ich schweife deswegen so häufig ab, weil ich in einem emotionalen Konflikt stehe. Ich habe sie gern in meiner Nähe, aber kaum sind wir länger als zwei Gefrin zusammen, schon verwickeln sich die Angugoles, und wir streiten. Sie ist fähig, aber eben noch nicht Verkünderin, und ich bin viel zu jung, um jetzt schon ans Abdanken zu denken. Als Ijotha mich einst aufsuchte, als Streuner getarnt, war er schon steinalt und brauchte einen Nachfolger. Aber ich weiß nicht so recht, ob Eifage nicht schon in diese Richtung zielt, denn sie ist sehr ehrgeizig.
Ich meine, es ist gut, einen Widerpart zu haben. Was will ich mit einem Jasager? Da kann ich gleich alles allein machen. Ich brauche keinen, der mir täglich die Angugoles wickelt. Oder mein Tymcal-Geflecht mit positiver Stimmung bürstet. Zumindest nicht als Stellvertreter, das ist ein fast noch verantwortungsvollerer Posten als meiner. Eifage ist sehr gut, deswegen habe ich sie ja an meine Seite berufen. Aber manchmal kennt sie einfach ihre Grenzen nicht und lässt nicht locker, obwohl ich nicht gewillt bin, zu diskutieren.
Vor allem gefällt es mir nicht, dass Eifage mir vorwirft, einen Fehler begangen zu haben. Oder sogar mehrere. Der erste, meint sie, passierte damals, nach Rintacha Sahins Anhörung. Ich ermahnte den Wissenschaftler lediglich, nicht gegen Vorschriften zu verstoßen, ließ ihn aber weiterarbeiten. Immerhin hat er den Ruf eines genialen Architekten und will das Volk der Eltanen retten. Er scheint auch durchaus andere Wege gefunden zu haben, ihnen ohne Zeitmaschine helfen zu können. Mir ist nämlich bekannt, dass mittlerweile
Weitere Kostenlose Bücher