2174 - Anguelas letzter Tag
zu übernehmen", unterstellte Anguela. „Warum habt ihr dennoch einen solchen Zug vorbereitet?"
„Uns wurde vorhergesagt, dass die Paläste die Calditische Wolke verlassen würden. So, wie es eingetroffen ist. Uns wurde weiterhin angekündigt, in zwei Tagen ist kein Leuchter mehr am Leben. Auch nicht du Herr"
„Und dann ..."
„Hätten wir die Eltanen beseitigt. Sie sind keine Gegner."
„Ermordet."
„Wir haben an ihnen kein Interesse."
„Weshalb der geplante Mord an mir, wenn ich ohnehin sterben muss?"
„Um gewisse Dinge zu beschleunigen. Wir hätten lediglich schneller handeln sollen. Aber es gab einen Zeitplan. Ein Zeitplan ist wie ein Befehl." Anguela nahm erleichtert zur Kenntnis, dass nicht alle Einzelheiten des gegnerischen Vorhabens funktionierten. Er registrierte den mitleidlosen, offenen Ton, in dem der Valenter zu ihm sprach. Für den Soldaten war Anguela ein Verlierer.
Verlierer verdienten nach valenterscher Anschauung keinen Respekt.
Die schlimmste Information aber stand zwischen den Zeilen. Den Vaianischen Ingenieuren stand nach Aussage des Valenters der Tod bevor. Nicht allein im Queigat-System, dachte Anguela schockiert. Nicht bloß zwanzigtausend Lichtjahre im Umkreis - sondern in ganz Tradom. Es betraf das ganze Lichtvolk, wenn die Erwartung des Valenters Realität wurde. .Dass die Killerwelle eine ganze Galaxis bestrich, schien Anguela physikalisch nicht vorstellbar. „Er ist nur ein kleiner Soldat!", rasselte ein Assistent. „Er weiß ja nicht, was er redet."
„Weshalb sollte das Oberkommando ihm die Wahrheit ...", fügte ein anderer hinzu. Der Valenter gab im selben Moment ein seufzendes Geräusch von sich.
Anguela sah die Gestalt zusammensacken, direkt in seine Richtung. Mit einer reflexhaften Bewegung war er auf den Knien; bevor ihm der Gedanke kam, es könnte eine Falle sein. „Verkünder! Nicht!"
Mit seinen Händen dämpfte er den Sturz des Valenters. Dann lag das Wesen still.
Anguela wälzte den schweren Körper herum und riss an den Verschlüssen, die den Panzer des Soldaten hielten. Ein ekelhafter, betäubend intensiver Gestank schlug ihm entgegen. Unter der Schale war der Oberkörper vollständig verbrannt. Ein Wunder, dass der Valenter bis eben noch gestanden hatte. Aus der Kehle des Soldaten drang eine Art Röcheln, so als wolle er ein letztes Mal zu Anguela sprechen. Stattdessen presste der Valenter nur eine Art ersticktes Kichern hervor. „Ist er tot, Verkünder? „Anscheinend." Anguela kam zornig hoch und bedeutete seinen Robotern, die stinkende Leiche wegzuschaffen. Dann nahm er eine gerade, ungewöhnlich hoch aufgerichtete Ha1tung ein und sprach zu seinen Assistenten: „Sämtliche AGLAZARE und Stützpunkte müssen vor Valentern gewarnt werden.
Jedes Schiff, jeder Planet des Reichs. Wo man ihrer habhaft wird, sollen sie nicht getötet, sondern inhaftiert werden." Sein Blick wanderte wie betäubt über die schwebende Galaxis. Die roten Sektoren wucherten wie Geschwüre. „Verbreitet dies als Calditisches Dekret. Soweit die AGLAZARE und Stützpunkte per Hyperfunk noch zu erreichen sind."
„Jawohl, Verkünder!"
Sein Dekret stellte einen ungeheuerlichen, rassistischen Akt dar. Die Valenter waren nicht allesamt schuldig. Vielleicht nur ein kleiner Teil. Er aber verurteilte sie als Volk. Selbst wenn es gelang, die Krise zu bestehen - er konnte den Schaden niemals reparieren.
Anguela versuchte anfangs noch, seine Flotte in nicht bedrohte Gebiete zu verlegen.
Doch die Killerwelle übersprang oft Tausende Lichtjahre, wie mit einer Transition.
Sie tauchte in entferntesten Winkeln der Galaxis auf. Es gab kein sicheres Terrain in Tradom. Höchstens die Calditische Sphäre, so hoffte er mit ihrem Gürtel aus Para-Staub, den die Welle nicht durchdringen konnte. Der Gürtel ließ keine AGLAZARE ein, keinen Eltanenraumer, weder Hyperfunk noch Hyperstrahlung, allein die Staubsegler und die Calditischen Paläste...
Anguela spielte mit dem Gedanken, sich und die Paläste in den Schutz der Sphäre zurückzuziehen. Die Lage schien ihm jedoch bei weitem zu komplex. Was er brauchte, war ein direkter Zugriff auf seine Machtmittel, nicht die Isolation im Para-Staub. Es war, als habe das Calditische Dekret eine Schranke gebrochen: Die Valenter in den AGLAZAREN des Reichs erhoben sich flächendeckend, Killerwelle oder nicht.
Anguela versuchte, sich in die Lage eines Schlachtschiffskommandanten zu versetzen. Zwei oder drei Leuchter, auf ihrer Seite hundert Eltanen. Die
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