2174 - Anguelas letzter Tag
Gegenseite waren dann zweitausend ausgebildete Valenter. Ein Leuchter konnte aus seiner Tymdit zwar das Schiff steuern, in jeder einzelnen Funktion. Revoltierende Valenter aber mussten nur die Triebwerke blockieren. Sie brauchten nur zu kämpfen, bis die Killerwelle kam. Dann starben die Leuchter an Bord, und als Gegner blieben nur Eltanen: „Wir könnten die Flotte im Leerraum sammeln", schlug einer der Assistenten vor. „Außerhalb der Galaxis. Dahin kommt die Welle nicht."
„Ich habe darüber nachgedacht" bekundete Anguela. „Aber selbst wenn es gelingt, soll ich meinen Kommandanten etwa die Flucht befehlen?"
„Wenn es nicht anders ..."
Anguela stellte mit einer resoluten Geste Ruhe her. „Das Reich des Glücks ist dem Lichtvolk anvertraut. Kein Ingenieur wird fliehen. Auch nicht, wenn es der Befehl des Verkünders ist." Sein Blick wanderte unstet über die Holografie. Permanente Bewegung kennzeichnete die galaktische Matrix. Ohne das Relaissystem kamen all die Nachrichten jedoch zu spät. Das Holo bildete nicht annähernd die Realität ab, sondern einen veralteten Schnappschuss. Anguela betete zu VAIA, die Killerwelle möge endlich ihre Macht verlieren. „Vielleicht reicht es nicht zu beten", murmelte er. „Ich muss vielleicht persönlich zu VAIA sprechen."
Jo Vampuce wurde von einem Eltanenschiff aus dem Raum gefischt. Er gab sich als Sekretär der Eifage Agehr zu erkennen. Kurs Richtung Caldera, keine Funkverbindung, ganz Tradom ein Chaos, und Jo Vampuce hatte das Gefühl, ihm liefe im Hyperraum die Zeit davon... Er riss sich voll Ekel die besudelte Kleidung vom Körper. An den Sandalen klebte geronnenes Blut. Ob sein eigenes oder von dem Valenter, den er getötet hatte, war schwer zu sagen. Statt Freizeitkleidung wählte er eine Montur, die ihm für den Krieg angemessen schien: blaue Robe über pechschwarzem Overall, kniehohe Stiefel, an den Handgelenken Multifunktionsarmbänder, eingeschlossen Funk, Ortung und Mikrocomputer.
Der Nonstopflug der Eltanen endete im Caldit-System. Es war das erste Mal, dass er das größte Wunder der bekannten Galaxis zu Gesicht bekam. Caldera zog seine Bahn durch eine golden leuchtende Sphäre aus Para-Staub. Ein Riegel aus Tausenden AGLAZAREN fungierte als dreidimensionaler Schild. Kurz außerhalb der Calditischen Sphäre schwebte eine gewaltige Raumstation. Vampuce blickte in ratlose Gesichter. Kein Eltane im Schiff hatte jemals die Station erblickt. Das Peilsignal führte sie direkt dorthin, zu einer Art Turm, der durch eine Speiche mit dem Hauptkörper verbunden war. „VAIA, heilige Mutter ...", flüsterte Vampuce plötzlich. „Seht den Umriss der Türme! Macht doch eure Augen auf! Es sind die Calditischen Paläste. Die Paläste haben Caldera verlassen."
„Aber dann ..."
„Sie sind es, sie sind es!" Die Wandung der Paläste schimmerte golden, als bestünden sie aus purem Para-Staub. Wenn dem so war, musste es sich um das materiell wertvollste Gebilde der Galaxis Tradom handeln. Auf den Thatrix-Welten galten die Paläste als Heiligtum. Sie im freien All zu sehen versetzte Jo Vampuce einen wahren Schock.
Er gab im Anflug seine wichtigsten Erkenntnisse durch. Die Kunde von revoltierenden Valentern hatte längst Caldera erreicht. Nicht aber die Kunde vom Tod der Stellvertreterin Agehr. Vampuce wechselte per Transmitter aus dem Eltanenschiff in die Paläste, um Bericht zu erstatten. Ein Roboter holte ihn ab - und wenige Minuten später baute sich ein ungewöhnlich aufrechter Leuchter in kostbarem Gebinde vor ihm auf. Um die Stirn des Guyar spannte sich ein silbernes Band, das Vampuce tausendmal gesehen hatte. „Ich bin Anguela Kulalin", sprach der Vaianische Ingenieur zu ihm. „Du bringst Nachricht von Eifage Agehr ...?"
Vampuce konnte nicht die Gefühle eines Guyar erfassen. Er war Eltane, kein Leuchter. Dennoch glaubte er zu spüren, dass zwischen Anguela und Eifage Agehr etwas Besonderes gewesen war. Die Nachricht ihres Todes erschütterte den Verkünder. „Du warst bis zuletzt bei ihr?", fragte Anguela ihn schließlich. „Sehr nahe, Herr", antwortete er leise. „Ich konnte fühlen, wie sie starb." Der Verkünder ließ ihn lange warten, dann fixierte er Vampuce mit einem Blick, der bis auf den Grund seiner Seele reichte. „Agehr ist nun fort. Ich habe keine Stellvertreterin mehr.
Es ist mein Wille, dass du mein neuer Sekretär wirst, Eltane."
„Ich soll ...?" Er sprach leise, doch Anguela hörte sehr genau. Ungewöhnlich gut für einen Guyar.
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