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2177 - Das Zirkular

Titel: 2177 - Das Zirkular Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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dachte", kam es von oben nur. „Ich schlage Löcher hinein."
    Er tut es mit bloßen Händen!, dachte Alaska. Es waren Momente wie diese, die ihm das ganze Ausmaß der Fremdartigkeit des Oxtorners vor Augen führten. Monkeys Fäuste waren wie Hämmer aus Stahlplastik. Alaska schaltete das Licht des Armbandgeräts an und leuchtete nach oben. Monkey schob sich Stück für Stück hoch. In regelmäßigen Abständen schlug er Löcher in die Felswand und zog sich wie eine Spinne hoch. „Es geht", sagte Monkey nach einer Weile. „Kommen Sie."
    Der Terraner schaltete das Armbandgerät aus, damit ihn das Licht nicht ablenkte.
    Dann streckte er sich und tastete mit der rechten Hand nach dem ersten Loch, zog sich nach oben und suchte gleichzeitig mit der Linken nach dem Loch darüber. Nun musste er nur noch Halt für die Füße finden. Alaska presste die Stiefelsohlen gegen die Felswand, nutzte den Widerstand einer Längsrinne und betete, dass er nicht abrutschte. Nur nicht daran denken. Selbst Monkeys Oxtornerreflexe würden nicht schnell genug sein, um einen Sturz abzufangen. Und aus dieser Höhe hatte auch der Zellaktivatorträger nur geringe Aussichten, einen Sturz zu überleben.
    Weiter!, trieb sich Alaska in Gedanken an. Sieh nicht nach unten! Zieh dich hoch! Im Zeitlupentempo stemmte er sich hoch, bis sein linker Fuß das unterste von Monkey geschaffene Loch fand. Er zwang sich weiter, bis auch sein rechter Fuß Halt gefunden hatte. Alaska holte tief Luft, die Augen fest geschlossen. Du hast es geschafft!, sagte er sich. Ab jetzt ist es einfach, du musst immer nur die Löcher finden. Du musst nur durchhalten! Alaska Saedelaere rieb sich den Hals. Das schweißgetränkte Tarnkappenband scheuerte, er hätte es am liebsten weggerissen und in den dunklen Schlund der Schlucht unter ihm geschleudert. Stattdessen schöpfte er noch einmal tief Atem und setzte den Aufstieg fort.
    Monkey arbeitete sich über dem Terraner wie eine Maschine voran, in stetigem. Tempo. Wumm! Ein Loch. Dann Kratzen und Schaben - und er zog sich hoch.
    Wumm! Das nächste. Alaska folgte ihm, so gut er konnte. Er brauchte hin und wieder eine Pause, damit sich die schmerzenden Muskeln entspannen konnte, und er wieder so etwas wie Gefühl in die verkrampften Finger bekam. Inzwischen bot sich ihm bereits ein guter Überblick über die Umgebung. Am Horizont erschien ein schwacher Schimmer, die Landschaft schälte sich zusehends aus dem dämmrigen Licht. Achtzig Meter unter ihm, im dunklen Schlund der Schlucht verborgen, der zertrümmerte Container. Und keine Mochichi weit und breit.
    Nach wie vor waren die Menschen allein. Die Ortung, die Monkey hin und wieder kurzzeitig aktivierte, schlug nicht an. Plötzlich bemerkte Alaska eine Bewegung an seiner Seite. Er verharrte. In dem Zwielicht konnte es natürlich eine Täuschung gewesen sein, aber er spürte, dass sich etwas verändert hatte. Der Mann mit der Maske atmete so flach wie möglich und presste sich an den Felsen. Er rührte sich nicht. Und dann sah er es wieder. Es war wie ein ... Pumpen, als ob der Felsen atmete. Es wurde jetzt rasch heller. Obwohl die Sonne noch nicht aufgegangen war, spürte Alaska bereits eine unangenehme Wärme. Er fragte sich, ob die Luft sich wirklich aufgeheizt hatte oder die Hitze von innen kam, ein Resultat seiner Aufregung, seiner plötzlichen Furcht darstellte.
    Das Pumpen wurde stärker. Alaska überlegte sich, Monkey eine Warnung zuzurufen, aber er ließ es, um nicht ungewollt auf sie beide aufmerksam zu machen. Was immer dort unmittelbar neben ihm geschah, es verhieß nichts Gutes Kleine Wellen liefen jetzt über den Felsen, sie begannen eine Mannslänge über. Alaska und setzten sich auf insgesamt vielleicht acht Metern Länge fort. Er hörte ein leises, kratzendes Geräusch, dann so etwas wie ein Knarren, ähnlich wie das von alten Holzdielen bei Belastung.
    Aus dem Augenwinkel sah Alaska, dass inzwischen auch Monkey angehalten hatte und herunterstarrte. Mit seinen Kameraaugen musste er mehr gesehen haben als Alaska - und beschlossen haben, sich nicht zu rühren. Die Sonne ging auf. Ein warmer Lichtstrahl erfasste Alaska und brannte auf seinem ungeschützten Nacken.
    Und der Fels neben ihm erwachte zum Leben!
    Seine Farbe wechselte von gemasertem Beige zu tiefem Rostrot. Unvermittelt wurde ein riesiges Wesen sichtbar. Alaska schätzte seine Länge vom Kopf bis zur Schwanzspitze auf acht Meter, seine Flügel mussten eine Spannweite von mindestens sechs Metern besitzen.

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