2184 - Orakel in Gefahr
Etage. Das Holzwerk des Baumes um sie herum ächzte und knarrte. Der Durchgang zur nächsten Kammer schrumpfte in atemberaubendem Tempo. Sie hatten keine Chance, noch heil durchzukommen. Auch die 'Schachtöffnung hinter ihrem Rücken schloss sich. Dafür entstand in der Deckenwölbung über ihnen eine Öffnung.
Der Vorgang mutete gespenstisch an. Das Relief verlor an besonders wulstigen Stellen seinen Zusammenhalt. Ein Bild zerteilte sich in viele kleine Abschnitte, die zu Randverzierungen der umliegenden Darstellungen wurden. Ein Schacht entstand. „Jetzt!", sagte Kiv Aaterstam. Die Öffnung war inzwischen groß genug.
Die Jankaron flogen durch den Schacht und gelangten in eine bisher unbekannte Kammer. Der Baum gestaltete sein gesamtes Inneres um. „Er sucht nach uns", sagte Roxo. „Wenn es nicht anders geht, müssen wir uns den Weg mit. Waffengewalt freischießen. Bitte achtet darauf, dass ihr dem Baum nur dann Verletzungen zufügt, wenn es unbedingt nötig ist."
Unter gewöhnlichen Umständen hätten sie für ihren Ausflug nicht ganz eine Viertelstunde benötigt. Der Baum erschwerte ihnen den Aufstieg derart, dass sie fast die doppelte Zeit brauchten. Als sie endlich durch das Geflecht ins Freie traten, hatten sich die Verhältnisse in Shanna Kamie auf erschreckende Weise geändert. Gleiter stoben in wilder Flucht durch die Stadt. Hoch, über Shanna Kamie hing der Hort, ein Gebilde, das jedes Vorstellungsvermögen sprengte. Allein die kreisförmige Grundfläche des Zylinders maß weit über ein Kiloyabaal im Durchmesser. Aus Polizeischiffen der Valenter regneten Landetruppen auf die Stadt. Roxo versuchte erst gar nicht, sie zu zählen. Es waren Tausende oder Zehntausende. Erst verteilten sie sich in alle Himmelsrichtungen, dann zogen sie sich plötzlich zu einer dichten Wolke über dem Zentrum zusammen. „Der verdammte Automat im Gewölbe hat soeben wieder den Funkspruch abgestrahlt", stellte Vett fest. Es klang resigniert. Roxo Quatron ersparte sich einen Kommentar. Hinter dem idiotischen Verhalten von Automaten steckten meist Programmierer, die nichts dachten. Kiv deutete nach Nordwesten. „Das sind Roboter. Sie kommen vom Raumhafen." Die Valenter waren gelandet. Wie eine Insektenplage brachen sie zusammen mit ihren Maschinen über Shanna Kamie herein. „Helme schließen! Kein Einsatz von Flugaggregaten!", warnte Roxo die Gefährten. „Die Kerle werden auf alles schießen, was nicht am Boden bleibt." Sie spurteten los. Etwas mehr als' fünf Kiloyabaal trennten sie von der Schlucht. Überall landeten Valenter. .Es schien fast aussichtslos, ohne Kontrolle durchzukommen.
Auf der gegenüberliegenden Seite der Gründerwurzel stießen sie auf den Sha Reitha. Er klammerte sich an das Geflecht. Sein Astwerk ruderte verzweifelt hin und her. Er fand keinen Eingang, und das war nach Roxos Meinung gut so. „Die Valenter kommen hierher", sagte der Jankaron. „Wenn dir dein Leben lieb ist, such nicht im Innern des Baumes Schutz. Entferne dich aus seiner Nähe!" Der Krun gurgelte Unverständliches. Er traf keine Anstalten, den Rat zu befolgen. Er sah auch nicht, was Roxo über der Schulter trug. Und selbst wenn, hätte er sich wohl nichts dabei gedacht. Endlich entdeckte der Sha Reitha eine Stelle, hinter der sich ein Torbogen befand. Er verschwand. Roxo war sicher, dass sie ihn nie mehr wiedersehen würden.
Die vier Jankaron hetzten weiter. Irgendwo in der Stadt peitschten erste Schüsse. Da die Krun mit Sicherheit keine Waffen trugen, zog Roxo Rückschlüsse auf die Valenter und ihre Befehle. Wenn sie auf alles schossen, selbst wenn es sich am Boden bewegte, gab es für die Gefährten keine Möglichkeit, ungesehen in die Schlucht zu gelangen. Versuchen mussten sie es trotzdem. Die Mumie auf der Schulter des Kapitäns bewegte sich matt. Der Guyar lebte tatsächlich noch. Wenn sie nicht seinen Tod herbeiführen wollten, mussten sie ihn so schnell wie möglich an ein exomedizinisches System anschließen.
Ein solches System gab es in kleinem Umfang im CoJito-Jäger. Eine optimale Betreuung garantierte aber nur ein größeres Schiff, vor allem, wenn es bereits Daten über den Umgang mit Wesen dieser Art besaß. Sie mussten die LEIF ERIKSSON erreichen. Die Jankaron hetzten in die Gasse hinein, durch die sie gekommen waren. „Die Raumschlacht ist entschieden", stieß Vett Burmer hervor. „Von den elftausend Einheiten der Minullu-Allianz sind sechstausend übrig. Und diese haben die Flucht ergriffen." Sie gerieten
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