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2186 - Der neue Souverän

Titel: 2186 - Der neue Souverän Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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flüsterte er mit aller Inbrunst, die seine von der Angst umklammerte Seele noch aufbringen konnte. „Ich werde dich beschützen. Mit aller Kraft werde ich mich dafür einsetzen, dass dir, dass uns allen nichts zustößt. Dass nicht wir diejenigen sind." Aber auch an schlechtere. Er dachte an die einhundertsechzig tausend Jahre, und ihn überkam tiefes Unbehagen, mehr noch, nackte Angst. Eine Furcht, wie er sie noch nie zuvor verspürt hatte. Sie ging tief, diese Angst. Es war nicht die kurze, helllodernde des Augenblicks, die bei einer drohenden Gefahr das Adrenalin ausstieß. Diese Angst fraß sich vielmehr heimtückisch in seinen Körper und seine Seele, schien allgegenwärtig zu sein und wollte nicht mehr weichen, auch wenn er nicht an das dachte, was geschehen war. Sie wühlte und krallte in seinen Knochen und Gedärmen und Gedanken und lauerte nur darauf, wieder an die Oberfläche zu springen, wie ein Raubtier, das ihn verschlingen wollte.
    Und richtig schlechte Zeiten. POTTON schwer beschädigt... Flucht in den Hyperraum ...
    Systeme zusammengebrochen ... absolutes Chaos ... Schiff... aus dem Hyperraum gestürzt ...
    Notlandung ... Mannschaft flieht aus dem Schiff... Er erinnerte sich an Verzweiflung ... Er schleppte sich immer weiter, während sein Bewusstsein schwand, und schließlich sank er zusammen, halb wahnsinnig vor Schmerz und Sorge.... und Hoffnung. Er sah noch immer etwa menschengroße Insektenabkömmlinge mit vier Armen und zwei Beinen, die Körper gepanzert, die Chitin-Exoskelette blaugrün gefärbt. Die Genetiker von Kaaf! Mit stimmlosen, zischenden Lauten schienen sie sich über den Anblick des Wracks im Hintergrund und der für sie vermutlich fremden Wesen auszutauschen.
    „Wir werden es schaffen"!, flüsterte er. „Die Insekten werden uns helfen!" Doch irgendwann verblassten die Erinnerungen, und mit ihnen das, was er war.
    Er lebte. Zumindest das stand fest. Er war nicht gestorben. Aber war er auch? Er dachte, also war er. Auch wenn irgendetwas mit ihm nicht stimmte. Einfach falsch war.
    Einhundertsechzigtausend Jahre. Wir gehören nicht hierher. Es ist falsch, dass wir hier sind. Ja, das war auch falsch. Er war eingeschlafen, hatte das Bewusstsein verloren, aber dann war er nicht wieder erwacht, nicht im üblichen Sinn wieder zu Bewusstsein gekommen. Doch was war noch üblich? Er hatte kein Gefühl mehr für die Zeit, und doch wusste er, dass Ewigkeiten vergingen.
    Während in seinem Kopf alles langsam verblasste, bekam er allmählich wieder Eindrücke von der Außenwelt. Neue, verstörende Eindrücke, die aber mit der Zeit immer weniger befremdend, weil normal wurden.
    Zeit? Was ist das? Irgendwann bekam er wieder Augen. Irgendwann konnte er wieder sehen.
    Zuerst sah er nur das Schwappen von Flüssigkeit. Es dauerte lange, bis er einen Zusammenhang herstellen konnte. Die Flüssigkeit schwappte immer, wenn er sich bewegte. Dann sah er einen hellen Schimmer, die Begrenzung der Flüssigkeit, in der er scheinbar schwerelos trieb. Das Material erinnerte ihn an Glas, auch wenn er nicht mehr genau wusste, was Glas war. Eine seiner letzten bewussten Erinnerungen war die an fremde Wesen, die er einmal gesehen hatte. Solmothen. Sie hatten in einem großen, mit einer Flüssigkeit gefüllten Behälter gelebt, einer Art Aquarium. In solch einem Tank, in solch einem Gefäß schwebte er jetzt auch.
    Dann sah er Teile seines Körpers. Es musste sein Körper sein, weil er ihn bewusst bewegen konnte, weil er manchmal auf das reagierte, was er ihm befahl. Andererseits wiederum erinnerte ihn nichts von dem, was er sah, daran, wie sein Körper einmal ausgesehen hatte. Aber seine Erinnerungen verblassten sowieso. Sie schienen aus seinen Gedanken zu tropfen und sich in der Flüssigkeit aufzulösen, die ihn vollständig umgab. Es gab nur eine Erklärung dafür, dass sein Körper nun völlig anders aussah. Er musste verletzt worden sein, und sein Körper wurde in dieser Flüssigkeit anscheinend regeneriert. Ansonsten wusste er nichts. Er wusste nicht, wo er sich befand.
    In einem Schiff? Was ist ein Schiff? Auf einem Planeten? Was ist ein Planet? Oder war er doch schon tot, und das alles war nur ein Traum? Oder das Jenseits, von dem er nie geglaubt hatte, dass es überhaupt existierte? Oder lag er im Sterben, und während für ihn eine Ewigkeit verging, vergingen für alle anderen nur Sekundenbruchteile? Für welche anderen?
    Seine Wahrnehmungsfähigkeit vergrößerte sich in demselben Maß, in dem seine

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