2186 - Der neue Souverän
Zustand verbracht, der einer geistigen Umnachtung nahe kam. Aber dann... dann war er schließlich spurlos verschwunden. Niemand wusste, wohin. Und sein Ziel ließ sich nicht einmal diesen Daten entnehmen! Durch das seltsame Vorgehen des Verkünders hatte die Lage sich nicht verbessert. Die letzten Eltanen eines einst großen Volkes hatten sich im Inneren der Formation VAIAS Kind gesammelt, in der Station namens SAHINS STERN. Hier befanden sie sich zwar vorerst in vollständiger Sicherheit, aber...
Vampuce seufzte schwer. Aber den Kampf um Tradom hatten sie verloren. In den Fabriken von SAHINS STERN wurden zwar unter Hochdruck die CoJito-Planetenjäger produziert, die als Einzige im Kampf gegen die AGLAZARE des Reichs Tradom einen merklichen Gefechtswert besaßen, doch auch die Jäger würden keinen Umschwung mehr herbeiführen: Die Eltanen und damit das Reich der Güte waren besiegt und mussten sich damit abfinden. Der neue Verkünder wandte sich der nächsten Datei zu. Die Gegenwart war für sie verloren. Wollten sie zumindest einen Fetzen Zukunft retten, mussten sie sich an die Vergangenheit halten. Vielleicht fand sich dort ein Hinweis, der ihnen heute helfen würde.
Sogar die Tagebücher von Anguelas Vorgängers' Ijotha Hyndalin waren teilweise verfügbar.
Vampuce studierte sie in jeder freien Minute. Immer wieder fanden sich in den umfangreichen Aufzeichnungen Informationen von zweifelhaftem Wert, die für ihn jedoch von höchstem Interesse waren. Wollte er die übermächtige Inquisition der Vernunft doch noch irgendwie in die Schranken weisen, musste er unkonventionell denken. „Coprada Jitto ist da", riss die Stimme einer Ordonnanz ihn aus seinen Gedanken. Er schaute auf. „Ausgezeichnet", murmelte er. „Sie kommt gerade richtig."
Die begnadete Wissenschaftlerin war sehr klein und zierlich, aber unglaublich selbstsicher. Ihr Auftreten kam Vampuce fast zu forsch vor, als verstünde sie ihre relative Kleinwüchsigkeit als Manko, das sie damit überspielen wollte. „Ich habe soeben herausgefunden, dass Ijotha Hyndalin während seiner Regentschaft insgeheim Nachforschungen über VAIAS Leib angestellt hat", kam er sofort zur Sache. „Die vollständigen, von Hyndalin persönlich angefertigten Messprotokolle habe ich in Anguelas Fundus entdeckt."
„Solange wir zum PULS und zu VAIAS Leib keinen Zutritt haben, helfen uns diese Aufzeichnungen nicht weiter", sagte Coprada Jitto abweisend.
„Andererseits handelte es sich um die einzigen verlässlichen Informationen, die wir überhaupt über VAIA, ihren im Koma befindlichen Leib und dessen Beschaffenheit haben."
„Das ist richtig.
„Zögernd nahm sie ihm gegenüber Platz. Der Verkünder rief Holos auf. Eins zeigte eine Linie, die wie eine Sinuskurve aussah. „Ich konnte Ijothas Aufzeichnungen unter anderem entnehmen, dass der Leib VAIAS eine Art Pulsschlag hat. Dieser Puls schlägt fünf Komma fünf Mal pro Minute."
Coprada blickte auf, doch das Interesse in ihren Augen hielt sich in Grenzen. „Das hilft uns nicht weiter, solange wir nicht wissen, wie es heutzutage im PULS aussieht."
„Darüber verraten die Unterlagen nichts, und wir werden es mit unseren Mitteln nicht herausfinden. Aber was bedeutet es eigentlich für VAIAS Leib, im Koma zu liegen? Verlangsamt sich der Pulsschlag des Leibes? Oder verflacht er?" Nun war das Interesse der Wissenschaftlerin geweckt. „Du meinst ... man könnte dem Leib von außen so etwas wie eine Stimulation zuführen?"
„Genau das meine ich."
„Nach allem, was wir wissen, kann VAIAS Leib durch den Schock der Killerwelle seine naturgegebene Aktivität nicht mehr ausführen", sagte die Wissenschaftlerin nachdenklich. „Sie kann die Splitter ihres Bewusstseins nicht mehr an sich heranziehen und vereinen. Doch könnten wir eine Art zündenden Funken generieren ..."
„Etwas, das den Leib veranlasst, wieder die Aktivität zu entwickeln, die nötig ist, um die Splitter aus den Schwarzen Löchern herauszuziehen und ...?"
„So in etwa. Aber es wird Dutzende von Jahren dauern, um auf der Grundlage von Ijotha Hyndalins Messergebnissen auch nur so etwas wie einen Plan zu entwickeln, Vampuce. Und falls uns das überhaupt gelingen sollte, wird er aus der Verzweiflung geboren und dementsprechend gewagt sein."
„Versuchen wir es", meinte der Verkünder. „Was bleibt uns anderes übrig?"
„Weißt du noch, Vampuce", sagte Coprada Jitto, und ihre Stimme klang sanfter und versöhnlicher, als der Verkünder sie je zuvor
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