2186 - Der neue Souverän
Schwächen auf, die kaum dazu geeignet waren, ihn, den Souverän der Vernunft, zu stürzen. Vielmehr hatte er den Eindruck, jemand versuche, das Reich selbst zu stürzen.
Aber damit erreichte der Kopf der Verschwörung nichts anderes, als sich selbst zu entmachten - und vielleicht seinem eigenen Leben ein Ende zu bereiten! Immerhin erlaubte die Natur der Fehler, die der Verschwörer absichtlich beging, es November, die Identität seines Gegenspielers zu identifizieren. Schlimmer hätte der Schock nicht ausfallen können. Nicht das, dachte er. Nicht das. Doch er zögerte nicht und ließ eine Verbindung herstellen. „Komm sofort zur Welt der drei Monde!", sagte er. „Du kennst sie doch, dort herrscht ein für uns so angenehmes Licht. Es ist etwas von ausschlaggebender Bedeutung vorgefallen, und ich muss dich dringend sprechen." Als sie ihr Schiff verließ, erkannte er an ihren Bewegungen, dass sie es wusste. Dass sie wusste, dass er es wusste. Worte waren überflüssig. Der Kampf tobte schier eine Ewigkeit, doch der Sieger stand von vornherein fest.
EPILOG
Das kalte Licht der drei Monde „Nein!", krächzte sie. „Gnade, Souverän! Gnade, November!" Aber er gewährte sie ihr nicht.
Zuckend lag Corona unter ihm. Ihr Widerstand war gebrochen, und sie hatte ihm nichts mehr entgegenzusetzen als jedes beliebige, unbedeutende Futterwesen. Er stieß tief in den Geist der Ersten Inquisitorin hinein und labte sich an ihrer Lebenskraft. Sie brodelte vor ihm, in seiner Reichweite. Er musste nur zugreifen, um sie sich einzuverleiben. Aber er zögerte. Nicht, weil er Bedauern um seine ehemalige Gefährtin verspürte. Nicht, weil er ihr Leben nicht beenden konnte. Im Gegenteil, er musste gegen die Gier ankämpfen, die ihn dazu drängte, ihre Mentalsubstanz aufzunehmen und mit ihr die unzähliger Futterwesen, die Corona zuvor in sich aufgenommen hatte.
Aber November war der Souverän der Vernunft, und er hatte sich nicht von ungefähr so lange in diesem Amt halten können. Ihre Lebenskraft lag frei und offen vor ihm, und er brauchte sich nur dar an zu bedienen. Doch er zögerte, weil er längst noch nicht alles wusste. Und Wissen war Macht.
Macht, die es auszubauen oder zumindest zu erhalten galt. Einen Augenblick lang bedauerte er, dass er nur Coronas Lebenskraft, nicht aber auch ihr Wissen absorbieren konnte.
„Warum?", fragte er. „Warum hast du gerade jetzt zugeschlagen?" Sie lachte. „Du Narr! Ich habe diesen Augenblick seit Hunderten von Jahren geplant."
„Bislang hast du dich zurückgehalten.
Warum also jetzt?"Sie antwortete nicht, und er leckte über ihre Lebenskraft. Ein winziger Teil davon blieb an ihm haften, und sie schrie auf. „Warum?" Er spürte ihre Verzweiflung. Sie klammerte sich an das Leben, zögerte das Ende hinaus. Und sie suchte noch immer nach einer Möglichkeit, das Unabänderliche abzuwenden. Sie würde sprechen.
Einen Augenblick lang hatte er ein Bild vor seinem inneren Auge, das Bild eines anderen Wesens, das nie gekonnt hätte, was er nun tat. Irgendwie kam dieses Geschöpf ihm seltsam vertraut vor, so nahe stehend wie kein anderes, nicht einmal wie Corona. Dann verblich das Bild, und er musste sich bemühen, die Gier zu zügeln. Er wagte es nicht, ihre Lebenskraft noch einmal anzukratzen, aus Furcht, er könne die Beherrschung verlieren und seiner Gier nachgeben. „Warum? „, wiederholte er. „Aul Eimanx", wisperte sie. „Das war einer der Auslöser meiner Planungen ..."
Aul Eimanx? Die 34,7 Millionen Lichtjahre entfernte Galaxis, die wir in einem zwanzigjährigen Krieg unterworfen haben? Er wartete darauf, dass sie fortfuhr.
„Einige Späher, die mir treu ergeben waren, haben in Aul Eimanx das Botenschiff SETA WAE gefunden, aus einem verschütteten Hangar geborgen und insgeheim nach Tradom transportiert ..."
Die SETA WAE! Das Schiff, das er seit Äonen suchte! Er horchte auf und kämpfte gegen die Gier an, die Gier nach Lebenskraft, nach Vitalenergie. Verlockend lag sie vor ihm, doch er durfte sie sich noch nicht einverleiben, nicht, bevor... „Das kann nicht alles sein! Dahinter steckt noch mehr!" Er spürte es ganz deutlich. Sie verschwieg einen ganz wesentlichen, zentralen Punkt. „Du Narr!", stieß sie hervor. „Du weißt nicht, wer du bist, woher du stammst ..." Sie klammerte sich an ihr Leben, wollte es verlängern, indem sie ihm bröckchenweise Informationen zukommen ließ. „Die Genetiker von Kaaf haben bei mir nicht so gut gearbeitet wie bei dir! Es
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