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219 - Kaiserdämmerung

219 - Kaiserdämmerung

Titel: 219 - Kaiserdämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mia Zorn
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Schaufeln. Als die Lupa neben ihm war, verbarrikadierte er den Eingang von außen. Betäubt von Wut und Verzweiflung stürmte er in die Dunkelheit.
    ***
    19. Mai 2524, Wimereux-à-l’Hauteur
    De Fouché stand aufrecht auf den Palisaden und blickte zum Palast hinüber. Sein schmales Gesicht wirkte ausdruckslos. Aber in ihm kochte die Wut: In jahrelanger mühevoller Kleinstarbeit hatte er Menschen und Ereignisse zu einem perfekten Netz verwoben. Jede Kreatur, die ihn auf seinem Weg an die Spitze der Macht behinderte, zappelte nun in diesem Netz. Keiner konnte ihm noch die Herrschaft streitig machen. Der Zeitpunkt war gekommen, um sein künftiges Reich neu zu ordnen! Seine Verbündeten waren informiert und auf dem Weg zur Kaiserstadt.
    Dennoch gab es Kleingeister, die nichts Besseres zu tun hatten, als Löcher in das Netz zu reißen! Wütend warf er einen Blick auf die beiden Männer, die einige Schritte entfernt neben Rechilje warteten. Es waren der Kultur- und der Außenminister.
    De Fouché war es gelungen, alle Minister und Berater Wimereux’ davon zu überzeugen, dass Prinz Akfat ein Verräter war. Nachdem er sie aufgeklärt hatte, dass eine Heerschar aufgebrachter Bevölkerungsgruppen im Anmarsch wäre, um Akfats Kopf zu fordern, waren fast alle bereit, den Prinzen öffentlich abzuurteilen und an den Mob auszuliefern. Fast alle! Diese beiden hier verlangten eine langwierige Untersuchung der Angelegenheit!
    »Was ist nun, de Fouché? Was wollten Sie uns zeigen hier oben? Die Befestigungen der Palisaden? Ihr Holz ist nicht halb so morsch wie Ihre Behauptungen über den Prinzen«, spottete der Kulturminister.
    De Fouché straffte seine Schultern. Er war sich sicher: Der Mann gehörte zu Akselas Verbündeten. Während der Außenminister eher harmlos war, einer der ewig Gestrigen, die nie wagten, über den Rand ihres Tellers zu schauen, aus Angst, sie müssten sich an fremdartiges Essen gewöhnen. Der Kriegsminister seufzte und wanderte mit verschränkten Armen zu ihnen hinüber.
    »Richten Sie Ihren Blick auf Wimereux, meine Herren. Wie all die anderen Wolkenstädte ist sie Keimzelle und Schrittmacher unserer Gesellschaft! Sie beherbergt unsere Zukunft!« De Fouché heftete den Blick seiner glasklaren Augen auf den Kulturminister. »Die Menschen, die hier leben, spielen dabei eine untergeordnete Rolle. Es geht um Fortschritt! Um das Ausschöpfen von Potential!«
    »Kommen Sie zum Punkt!«, knurrte der Kulturminister.
    »Warum wohl beschränkt sich die Herrschaft des Kaisers nur auf ein begrenztes Gebiet? Mit all den Anlagen und Mitteln der Wolkenstädte könnte er ganz Afra beherrschen! Warum tut er es nicht?« De Fouchés Stimme klang fast drohend.
    Der Kulturminister sah ihn aus schmalen Augen an. »Sagen Sie es mir!«
    »Weil er ein verdammter Narr ist!«, schrie de Fouché. »Er lässt das Potential dieser Städte verkümmern! Erzieht sein Volk zu humanistischen Idioten!« Der Kriegsminister ballte die Fäuste. »Ich werde die Wolkenstädte von ihm erlösen und sie in ein neues blühendes Zeitalter führen!«
    Während der Außenminister mit offenem Mund seinen Worten lauschte, kehrte ihm der Kulturminister den Rücken zu. »Ich habe genug gehört. Sie sind wahnsinnig, de Fouché!« Doch er kam nicht weit. Rechilje verstellte ihm den Weg.
    »Wer nicht für mich ist, ist gegen mich!« De Fouché gab seinem Polizeioffizier ein Zeichen. Der packte den ahnungslosen Minister und warf ihn über die Palisaden.
    »Mon dieu!«, winselte der Außenminister und sank auf die Knie.
    Mit einem Satz war de Fouché bei ihm. »Schwört mir die Treue! Schwört, oder ihr und eure Familie werden ihm folgen!«
    ***
    20. Mai 2524, Wimereux-à-l’Hauteur
    Eine Schar schwarzer Kolks umkreiste Wimereux. Die Vögel warteten vergeblich auf Futter. Heute warf niemand Abfälle über den Rand des kreisrunden Trägerballons. Keine Kinder lockten mit Krumen ihres Fladenbrotes. Kein Obst, das von den Marktständen unbeachtet zu Boden fiel. Heute nicht!
    Das Licht der Mittagssonne spiegelte sich hart in den Kuppeln des Palastes wider. Häuser, Hütten und Zelte schienen sich dicht aneinander zu drängen. Die befestigten Palisaden wirkten feindselig: mit angespitzten Pfählen drohten sie dem Himmel. Und die neun eiförmigen Trägerballons an den Rändern der Plattform verharrten regungslos an ihren Tauen fünfzig Fuß über den Dächern von Wimereux. Wie Adler, die ihre Beute anvisierten. Heiser krächzend zogen die Kolks über die Palastgärten

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