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2192 - Wider den Seelenvampir

Titel: 2192 - Wider den Seelenvampir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Zusatzmodul aktivierte. Mit den Fingerspitzen konnte er dann tatsächlich über simulierte Haut streicheln.
    Aber das tat er nie. Es wäre ihm wie eine Art von Untreue erschienen, etwas Künstliches so anzufassen, wie er es mit Navra tat, wann immer sie unter sich waren. Zudem hätte er ihren Atem nicht gespürt, ihren Geruch nicht wahrgenommen. Es wäre eine künstliche Begegnung gewesen, und sie wäre fremder gewesen als jedes Gespräch über die Hologramm-Verbindung.
    Ohnehin traten sie viel zu selten in direkten Kontakt. Es ist die Pflicht eines Ehrwürdigen Wissenschaftlers, den Aufgaben zu folgen, die ihm gestellt werden, führte er sich eine der uralten Regeln zu Gemüte und erinnerte sich an ihre Bestimmung. Persönliche Begegnungen waren Glück und deshalb selten genug.
    Die beiden Dhyraba'Katabe hatten ihre Aufgaben, die sie immer wieder in andere Bereiche des Hortes oder gar in die Weiten der Galaxis Tradom führten. Es wäre unklug gewesen, hätten sie darauf bestanden, gemeinsame Einsatzbereiche zugewiesen zu bekommen.
    Alles, was Aufmerksamkeit weckte, war schlecht. Den Unauffälligen gehörte die Zukunft. Erst recht in diesen Tagen... „Was tust du gerade?", fragte sie sanft. Der Sechs-D-Mathematiker wusste, dass sie ihn vermisste.
    Er registrierte den leisesten Unterton in ihrer Stimme. „Ich darf nicht darüber sprechen." Er verzog sein Gesicht. „Es ist ein Geheimprojekt. So geheim, dass ich es nicht einmal dir erzählen darf, und du bist mindestens genauso eine Geheimnisträgerin."
    Es war die Wahrheit, und er wusste, dass sie es ebenfalls wusste. Trotzdem fühlte er sich unwohl, seine Gefährtin mit solchen Aussagen abspeisen zu müssen. „Und du?", fragte er vorsichtig. „An welchem Projekt arbeitest du gerade?"
    „Ich darf zwar darüber sprechen, aber du würdest nur lachen. Eine reine Technik-Frage, bei der es vor allem um Eindämmen geht. Es kommt mir selbst dermaßen unbedeutend vor ..."
    „Du neigst zu Untertreibungen. Wahrscheinlich ist dein Projekt noch sehr viel wichtiger und geheimnisvoller als das meine. Wir sollten ..."
    Auf einmal bemerkte er, wie Navras Züge geradezu versteinerten. Sie schien plötzlich durch ihn hindurchzusehen -auf einen imaginären Punkt, der irgendwo hinter Postal Evvy lag. Das Leuchten in ihren Augen schien zu verblassen, ihr Mund zog sich zusammen.
    Hastig holte sie Luft, und dann stieß sie einen erstickten Laut hervor. „Was ... was ist, Navra?", stammelte er. „Was geschieht...?"
    Navra streckte Postal die Arme entgegen. Erst dachte er, sie wollte ihm gewissermaßen die Hände reichen und ihn auffordern, sie zu ergreifen - als eine Geste der Zärtlichkeit und der Verbundenheit.
    Aber dann geschah etwas, das noch nie geschehen war und das er noch nie in den Jahren ihres Zusammenseins gefühlt hatte: Auf einmal spürte er eine Art von Ekel und Widerwillen in sich aufsteigen, eine körperliche innere Abwehr. „Nein!", keuchte Navra Tayreic. Ihre Stimme klang gepresst, als habe sie auf einmal unglaubliche Schmerzen, als quetsche sie jemand.
    Der 6-D-Mathematiker verstand immer noch nicht. Die Wissenschaftlerin sah so blass aus, so verletzlich, so ... verzerrt und entsetzt.
    Entsetzt? Woher kam dieses unglaubliche Entsetzen, diese namenlose Angst in ihren vorher so munter flackernden Augen?
    Und sie flüsterte mit ersterbender Stimme: „Postal! Hilf mir! Bitte! Hilf mir ...!"
    Das Hologramm begann zu flackern, die gesamte Darstellung geriet ins Wanken. Navras dreidimensionale Abbildung riss Augen und Mund weit auf, starrte in Panik an ihm vorbei.
    Postal Evvy glaubte bereits den verstörten Schrei zu hören, als die Projektion jäh erlosch. Es gab keinen technischen Hinweis des Projektors, keine kurze Erläuterung über ein Akustikfeld.
    Kein Flackern. Keine sonstigen Interferenzen. Seine Lebensgefährtin und ihr Hologramm verschwanden, als hätte sich Navra plötzlich eines anderen besonnen und abgeschaltet.
    Der Dhyraba'Katabe ahnte mit einem Anflug von Grauen und Verzweiflung, dass sie eben das nicht getan hatte.
    Wie erstarrt blieb Postal Evvy sitzen. Er holte tief Luft, während er vor sich hin starrte. Was war geschehen? Welche Macht hatte Navra geradezu abgeschaltet? Griff der Feind aus der fremden Galaxis nun auch nach ihnen, waren nach den Valentern nun die Dhyraba'Katabe dran?
    Ohne einen konkreten Gedanken fassen zu können, strich er über seinen Tabe'ir, die braune Ganzkörpermontur, die ihn einhüllte. Sogar von außen war zu spüren,

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