2197 - DerJahrmillionenplan
Verwunderung hatte Etustar sich nicht verändert. Aus dem All sah der Planet genauso aus wie zu der Zeit, als ESTARTU hier gelebt und die Eidos und Morphe permanent die Anwesenheit der Superintelligenz verkündet hatten. „Im Dunklen Himmel halten sich keine weiteren Schiffe auf", meldete SENECA-67. „Möchtest du landen, Perry?"
„Ja. Ich nehme einen Zwei-Mann-Raumjäger."
Bully begleitete ihn. Der Freund passte kaum in den Kontursitz. Rhodan wurde den Eindruck nicht los, dass Reginald Bull weiter zugenommen hatte. Irgendwie sah er unter dem Schutzanzug aufgequollen aus.
Rhodan wählte eine der weiten Ebenen als Landeplatz. Er setzte den Raumjäger auf einem kleinen Plateau mitten in der üppigen Pflanzenwelt ab. Gemeinsam stiegen sie aus. Rhodan half Bully, der Probleme mit dem Gehen hatte. Nach einer Weile an der frischen Luft ging es ihm aber sichtlich besser.
Schulter an Schulter stiegen sie in die Ebene hinab. Anfangs war es nur ein leises, unverständliches Wispern in ihren Gedanken. Je näher sie der Vegetation kamen, desto deutlicher manifestierte sich die Botschaft in ihren Gedanken.
Rhodan hatte nicht erwartet, dass die Eidos und Morphe noch immer ihre paramentale Botschaft verströmten. „Das kann nicht sein", ächzte Bully. „Es sei denn, ESTARTU ist es gelungen, .einen Teil ihrer selbst in den Pflanzen und Tieren unterzubringen."
Kleine Pelztiere näherten sich ihnen. Sie sahen aus wie eine Mischung aus terranischem Kaninchen und Biber. Zutraulich strichen sie um die Stiefel der beiden Männer. „Du alter Fuchs", entfuhr es Rhodan. Er meinte nicht den Freund an seiner Seite. „Dass ich dir noch einmal begegnen würde, hätte ich nicht gedacht."
Die mentale Botschaft in seinen Gedanken lautete: Hier lebt Stalker!
Stalker, der Sotho Tal Ker des ehemaligen Kriegerkults der Pterus, war einst von der Milchstraße in die Heimat zurückgekehrt. Er war nach Etustar gegangen, und der Planet hatte ihn verschlungen. „Er ist tot, aber sein Bewusstsein ist am Leben", staunte Bully. „Er muss in ESTARTU aufgegangen sein, aber ein eigenes mentales Reservoir besessen haben."
„Vermutlich war es die letzte Wohltat, die ESTARTU ihren Pflanzen und Tieren erweisen konnte, bevor sie starb", meinte Rhodan. „Ohne die mentale Botschaft wären die Eidos und Morphe verkümmert."
Bully fuhr plötzlich herum. Er starrte hinauf zum Plateau, warf sich gleichzeitig in die Deckung eines Felsbrockens. Rhodan tat es ihm instinktiv nach.
Hoch oben am Himmel erschien für einen kurzen Augenblick ein undeutlicher Schemen, einer blauen Walze der Kosmokraten nicht unähnlich. Kaum bildete sie sich auf der menschlichen Netzhaut ab, war sie wieder verschwunden. „Wir sollten so schnell wie möglich verschwinden", keuchte Bully.
Rhodan verneinte. „Die Walze hat den Raumjäger identifiziert. Wer auch immer ihr Kommandant ist, weiß, dass sich Terraner hier befinden. Dass wir das Schiff nicht mehr sehen, hat nichts zu bedeuten."
Sie warteten drei Stunden, in denen sie sich ganz der mentalen Botschaft hingaben. Hier lebt Stalker! Zu gern hätte Rhodan den Ort gesucht, an dem Stalker einst verschwunden war. Ein Funkspruch SENECAS ließ ihn den Gedanken sofort wieder verwerfen. „Es tut sich was in Absantha-Gom", meldete die Schiffsparatronik. „Die Wachflotten der Pterus melden das Auftauchen größerer Flottenkontingente."
Es war höchste Zeit, dass sie Etustar verließen. Die Flugaggregate ihrer Anzüge brachten sie zum Raumjäger zurück. Eine halbe Stunde später erreichten sie die hohen Schichten der Atmosphäre, wo die SOL-67 ihnen entgegenkam. Ein starker Traktorstrahl griff nach dem pfeilförmigen Fahrzeug und holte es an Bord. „Ich werde sofort eine Botschaft in die Milchstraße schicken." Bully keuchte. In seinem Gesicht zeigten sich rote Flecken. „Die Kontingente müssen sich auf den Weg machen, noch ehe wir zurück sind."
„Nein, Bully." Rhodan musterte den Freund mit besorgter Miene. „Das hier ist lediglich der Ort, an dem sie sich sammeln. Der Aufmarsch gilt uns und THOREGON. Wir kehren umgehend ins Solsystem zurück. Du brauchst dringend ärztliche Hilfe."
„Glaubst du wirklich, ich lasse die Menschheit jetzt im Stich?", brauste der dienstälteste Verteidigungsminister der Milchstraße auf. „Andere werden deine Aufgaben übernehmen. Werde du erst wieder gesund."
Da lag sie, stolz und kraftstrotzend, in ihrem Vakudock kurz hinter dem Neptun, stachelbewehrt und mit Waffen bestückt, die ohne
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