2197 - DerJahrmillionenplan
aufbrechen, diese dreidimensionale Mauer, die sich über mehrere Lichtstunden erstreckte. Lücken entstanden in der gegnerischen Formation. Todesfallen, wusste der Resident. „Wir tun ihnen den Gefallen nicht", sagte Rhodan. „Alle Kontingente bleiben in Stellung."
Myles Kantor traf ein. Ein Medoroboter stützte ihn und versorgte ihn mit einer Infusion. Der geniale Wissenschaftler konnte sich kaum auf den Beinen halten, so entkräftet war er. „Perry, der Supra-Paratrans ist einsatzbereit", meldete er. Seine Knie gaben nach. Bewusstlos sank er in die Tentakel des Roboters.
Nach Aussage des Medos handelte es sich lediglich um Erschöpfungssymptome. Myles hatte sich in den letzten Wochen zu viel abverlangt. Jetzt forderte der geschundene Körper seinen Tribut.
Die Mitteilung des Roboters erfüllte Rhodan nur mit vorsichtiger Erleichterung. Bei Bully hatte es vor Wochen auch so angefangen.
Der Gegner schickte ein Vorauskommando. Zwanzigtausend Pfeilraumschiffe rasten der riesigen Armada arkonidischer Kelchraumer entgegen, gingen auf Kollisionskurs.
Rhodan wandte sich an Van. „Wo steckt Bostich?"
„Sein Flaggschiff steht in vorderster Front. Soll ich ihn anfunken?"
„Nein!"
Es wäre sowieso zu spät gewesen. Die Angreifer unterschritten die Kernschussdistanz der arkonidischen Geschütze. Vor ihnen flammten mehr als eine halbe Million Paratronschirme auf. Im letzten Augenblick drehten die Pfeile ab. In Entfernungen von teilweise weniger als fünf Millionen Kilometern rasten sie über die Kelche hinweg, wendeten auf engstem Raum und kehrten mit kurzen Hyperraum-Manövern an ihre voherigen Standorte zurück.
Rhodan atmete auf. Bostich hatte keinen Feuerbefehl erteilt, und das war gut so. Der Gegner wollte lediglich provozieren. Eröffneten die Thoregon-Flotten als Erste das Feuer, gab es keinen Grund mehr, nicht selbst anzugreifen. Hinterher konnten die Diener der Ordnungsmächte dann ruhigen Gewissens behaupten, THOREGON habe sie mit Millionen Schiffen angegriffen. „Sie werden es wieder und wieder probieren." Bully hustete schwer. „Wir dürfen keine Schwäche zeigen."
„Sie können diese Schlacht nicht gewinnen, Alter." Rhodan ging hinüber zu dem Freund. Er musterte das von winzigen Pusteln übersäte, verquollene Gesicht. Stellenweise bildeten sich Haarrisse in der Haut. Am Hals entdeckte der Feldherr THOREGONS winzige Blutblasen von blauer Farbe. Die Haut drum herum färbte sich grün.
Reginald Bull rollte mit den Augen. „Ich kriege kaum noch Luft. Gebt mir 'Sauerstoff."
Rhodan gab Gucky mit den Augen ein Zeichen. „Mimas?", flüsterte der Mausbiber. „Ja."
Bully krallte sich am Sessel fest. „Den Befehl zum Angriff gebe ich. Das wäre ja gelacht, wenn ich das nicht mehr fertig brächte."
Seine Stimme vibrierte und klang heiser. Rhodan senkte bestätigend den Kopf. Er sah zu, wie der Medo eine Maske aus Energiefeldern erzeugte und sie dem Freund über Mund und Nase stülpte.
Bully machte die Kosmokraten und alle mit ihnen verbündeten Entitäten für seinen Zustand verantwortlich. Die Zellaktivatoren stammten aus ihren technischen Arsenalen. Wenn sie jetzt, nach 100.000 Jahren, versagten, war das allein ihre Schuld. Rhodan lebte unter der ständigen Gefahr, dass auch sein Aktivator aussetzte - wie Bully, Gucky, Myles, Icho Tolot, Atlan und Bostich. Alle anderen aus der einst großen Riege der relativ Unsterblichen waren nicht mehr am Leben, auch Roi Danton nicht, Rhodans letzter noch verbliebener Sohn.
SENECA meldete das Auftauchen der blauen Walzen an strategisch wichtigen Positionen der gegnerischen Flottenverbände. Seine Orter zählten insgesamt zehn dieser Schiffe. Das fast unendliche Heer setzte sich in Bewegung.
Rhodan wusste, dass der Moment der Entscheidung endgültig gekommen war. Die Schlacht würde beginnen. Ihr Ausgang bestimmte die Zukunft eines großen Teils dieses Universums, würde über das Schicksal mehrerer Galaxiencluster entscheiden. Aus dem Augenwinkel heraus sah er, wie Bully den Mund öffnete. „Halt, warte noch!", sagte er schnell, ehe der Freund den Angriffsbefehl aussprach.
Noch blieb ein wenig Zeit. Noch waren nicht alle Flotten der Völker eingetroffen, die ihre Unterstützung zugesagt hatten. „Sie gehen in den Hyperraum", meldete SENECA.
Rhodan wechselte einen kurzen Blick mit Van Dollard. „Machen wir es von der Distanz abhängig, die sie zurücklegen."
Das Glück war auf seiner Seite. Die gegnerischen Schiffe kamen lediglich um ein paar
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