21st Century Thrill: Dangerous Deal (German Edition)
das noch von einem Notar bestätigt werden muss oder so. Aber sie wollen möglichst wenig bürokratisches Theater machen, bloß wegen eines Laptops.“
Mehring drückte dem Jungen die Tasche in die Hand.
„Schönes Teil!“, bemerkte er noch. „Hätte ich auch gern, so was. Aber du kannst ohnehin mehr damit anfangen. Wenn die Wohnung freigegeben ist, darfst du gucken, ob du noch was brauchen kannst.“
Schließlich müsse er demnächst alles ausräumen, erklärte er weiter, und da es keine natürlichen Erben gab, wollte er alles von einer Firma entrümpeln lassen. Vorher könnte Christoph eben noch mal schauen.
Christoph stand verdattert da, hielt die Tasche in der Hand und sah dem Hausmeister nach, der seinem Büro zustrebte, um sich wieder seiner Arbeit zu widmen. Es war das erste Mal, dass Christoph etwas erbte. Und dann noch auf so merkwürdige Art. Noch immer schaute er dem Hausmeister verdutzt hinterher, obwohl der längst im nächsten Hauseingang verschwunden war. Einen guten Laptop hatte Christoph sich immer schon gewünscht; trotzdem konnte er sich nicht so recht freuen. Es war ein beklemmendes Gefühl, etwas von einem Toten geschenkt zu bekommen. Noch dazu von einem, den man kannte und mochte. Er überlegte, ob er das Gerät nicht einfach wieder zurückgeben sollte. Aber an wen? Sebastian war tot. Und Mehring zu beschenken, machte die Sache nicht besser.
C hristoph fragte sich, wieso Sebastian überhaupt ein Testament geschrieben hatte? Sebastian war gerade mal sechsunddreißig Jahre alt gewesen und, soweit Christoph wusste, auch nicht krank. Und selbst wenn: Wieso ein Testament nur über seinen Laptop? Sonst nichts weiter vermerkt , hatte Mehring gesagt. Also nichts über irgendwelches Vermögen, Bargeld, Auto, seine Möbel. Nichts. Nur über den Laptop.
Das war nicht normal, fand Christoph. Und plötzlich spürte er die Tasche schwer in seiner Hand. Es war nicht der Computer, der da so schwer wog. Es war das Gewicht, das Sebastian König diesem Computer offenbar beigemessen hatte.
Unwillkürlich blickte Christoph sich nach allen Seiten um, ob ihn jemand gesehen hatte. Irgendwie beschlich ihn plötzlich das Gefühl, dass es besser wäre, wenn niemand davon wusste, dass der Laptop nun in seinem Besitz war. Das war zwar eine Illusion, weil Hausmeister Mehring ihm ja den Laptop überreicht hatte. Und was Mehring wusste, hätte man ebenso gut auf die Titelseite einer Boulevardzeitung drucken können, um es geheim zu halten. Trotzdem aber huschte Christoph ins Treppenhaus hinein, als ob ihn jemand beobachten würde.
Dass eine dunkelblaue Suzuki langsam an seinem Haus vorbeifuhr, während er die Haustür passierte, war hoffentlich nur Zufall.
K APITEL 3
I n seinem Zimmer probierte Christoph den Laptop sofort aus und war überrascht: Denn außer den üblichen Standardprogrammen entdeckte er so gut wie nichts. Wenn der vorige Besitzer genauso langweilig gewesen wäre wie seine Festplatte, hätten sie vielleicht niemals Kontakt zu ihm gehabt. Aber genau das war Sebastian König eben nicht gewesen: langweilig. Im Gegenteil: Wenn sie bei ihm gesessen und Fußball geguckt hatten, standen nicht nur sofort Bier und Knabberzeug auf dem Tisch, sondern Sebastian war auch sonst immer voll bei der Sache gewesen. Schoss der FC St. Pauli, ihrer aller Lieblingsverein, ein wichtiges Tor, war es vorgekommen, dass er laut johlend auf den Knien durchs Wohnzimmer gerutscht war oder eine La-Ola-Welle auf dem Sofa entfacht hatte. Ganz und gar nicht der Typ, den man hinter dem Schalter einer Bank vermutet hätte. Nach Feierabend hatte er seine biederen Anzüge und Krawatten gegen Jeans und Sweatshirt getauscht, manchmal auch gegen Lederjacke oder Sportklamotten. Sonntags, am Vormittag, hatte er selbst oft im Stadtpark mit irgendwelchen Kumpels Fußball gekickt. Einmal hatte Christoph ihn sogar dabei gesehen, aber normalerweise w ar Sonntagvormittag nicht Christophs Zeit. Sebastian hingegen war oft schon auch werktags in aller Frühe, vor der Arbeit, eine Stunde durch den Park gejoggt. Nicht selten kam er zurück, wenn Christoph gerade erst zur Schule losfuhr. Wie konnte man bloß freiwillig so früh aufstehen? Aber gut, das war Sebastians Sache gewesen.
Aber von alledem nichts auf seiner Festplatte. Keine Spiele, keine Musik, keine Filme, keine Fotos. Nicht mal „Jasmin“, die sich mit Lippenstift auf seinem Spiegel verewigt hatte. Auch nicht vom Fußball oder irgendwelchen Urlaubsfahrten. Oder vom Hamburg-Marathon, den
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