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21st Century Thrill - Mind Games

21st Century Thrill - Mind Games

Titel: 21st Century Thrill - Mind Games Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friederike Schmoee
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auf das Wellblech. Er wusste nicht, wonach er suchte. Er war sich nicht einmal sicher, ob er das Surren wirklich gehört hatte. Genau wie gestern. Wahrscheinlich gab es eine total einfache Erklärung für dieses sonderbare Geräusch.
    Ein großer Vogel flog knapp über das Boot. Kris zog den Kopf ein und leuchtete das Deck ab. Die rostige Reling am Bug sah von hier oben weniger heruntergekommen aus, die Poller, an denen die Haltetaue befestigt waren, wirkten nicht so massig.
    Kris rutschte vom Kajütdach. Systematisch leuchtete er sämt­liche Ecken ab. Ging zum Bug, hielt den Lichtstrahl auf den Kanal. Das grelle Licht blitzte zu ihm hinauf. Er ahnte seinen Schatten auf dem Wasser.
    Fuhr herum. Weil es wieder da war, das Surren. Snsnsn .
    Das konnte er nicht seinen angespannten Nerven zuschreiben. Er richtete die Lampe nach oben, beleuchtete die Kante des Kajütdaches. „Da ist aber nichts“, sagte er zu sich selbst. Ein lautes Platschen hinter ihm: ein Fisch, der aus dem Wasser schnellte. Kris schüttelte das Unbehagen ab. Er suchte Zentimeter für Zentimeter ab.
    Dann sah er das Auge. Rund und schwarz hing es an der Unterseite des Kajütdachs, und zwar genau an der Ecke, dort, wo das Dach ein gutes Stück weit vorstand. Es hob sich kaum von seiner Umgebung ab. Eigentlich hatte er es nur gesehen, weil an diesem sonderbaren Ding ein grüner Punkt blinkte, in rascher Folge. So wie der Webstick in seinem Notebook, wenn die Verbindung lief.
    Kris schaltete die Lampe aus. Jetzt sah er das Lichtpünktchen deutlicher.
    „Verdammt!“, flüsterte er.
    Snsnsn .
    Kris sah, wie das runde Auge in seiner Glaskugel rotierte. Die Kamera suchte sich einen neuen Blickwinkel.
    Aki spinnt, dachte er. Sie hat eine Überwachungskamera eingebaut.
    Er stellte die Lampe ab und ging mit klopfendem Herzen zum Heck.
    Snsnsn .
    Kein Zweifel: Die Kamera folgte ihm. Sie reagierte auf Bewegung.
    Kris ging an der Kajüte entlang. Das Kameraauge folgte ihm erneut. Kris nahm das Snsnsn überdeutlich wahr. Er setzte sich an den Bug. Wartete bewegungslos ab. Als er hörte, wie die Kamera sich wieder drehte, sprang er auf und hielt die Hand über den Glasball. Mit den Fingern tastete er über das Gerät. Es passte locker in seine Faust. Seine andere Hand ertastete ein Kabel. Kris riss es aus der Verankerung und schraubte die Kugel ab. Ungläubig starrte er auf das nutzlos gewordene Hightechauge.
    Der Sender steckte noch in seiner Verankerung an der Kajüt­wand. Das grüne Licht blinkte nun ganz langsam; das Gerät versuchte, eine Verbindung herzustellen. Kris packte zu und löste den Sender von einem simplen Klettverschluss. Verwirrt sah er auf seine Ausbeute. In einem plötzlichen Anfall von Wut schleuderte er beides hinaus auf den Kanal.
    „Aki?“ Er trat in die Kajüte. Aki lag auf dem Sofa, unter dem bunten Plaid, mit einem Buch in der Hand. „Hör mal!“
    Sie sah zu ihm hoch. Ihre Augen blickten glasig. Die Finger zitterten leicht. Vielleicht Alkohol, schoss es Kris durch den Kopf. Sucht­erkrankungen, hörte er seinen Lehrer dozieren, werden die Geißel des 21. Jahrhunderts sein.
    Blödsinn! Er hatte heute das Boot von oben bis unten sauber­gemacht. Hier gab es nichts, um sich zu betrinken.
    „Was ist, Schnullerbacke?“
    Das Problem bestand darin, dass diese Frau nicht Aki war. Nicht seine Aki, die Witze riss und sich selbst nicht so tierisch ernst nahm.
    Er zwang sich, nichts zu sagen. Nichts von der Kamera, nichts von seinen sich überstürzenden Gedanken. Es hatte keinen Sinn.
    „Ich bin geschlaucht. Sorry, Kris, mit mir ist zurzeit einfach nichts anzufangen.“
    Das ist allerdings wahr, dachte Kris.
    „Geh ins Bett“, schlug er vor. Er verbarg nicht einmal, wie genervt er war.
    „Gute Idee.“ Aki erhob sich schwerfällig. Sie ließ das Plaid fallen, warf ihm eine Kusshand zu und verschwand in ihrem Zimmerchen.

Kapitel 6

    „ Was meinst du?“, fragte Jon entgeistert.
    Val grinste. Das kurze, platinblonde Haar stand ihr vom Kopf ab wie Stacheln. Ihre schwarz lackierten Nägel malten bunte Kreise vor Jons Augen, während ihre Finger über die Tastatur rasten wie Boliden.
    „Du meinst jetzt aber nicht im Ernst, dass du in fremde Rechner reinkommst?“, hakte Jon nach, während er seinen Pferdeschwanz mit einem Gummi zusammenzurrte. Vals Kaltschnäuzigkeit brachte ihn aus der Fassung. Er wusste nie genau, woran er bei ihr war. Ob sie ihn cool fand, zum Beispiel, oder ob sie eher auf Kris stand, den Stillen, der den Mund nicht

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