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22 - Im Reiche des silbernen Löwen III

22 - Im Reiche des silbernen Löwen III

Titel: 22 - Im Reiche des silbernen Löwen III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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gefällt mir, und auch ihr habt mir gefallen. Ich weiß, daß ihr einen vom Beherrscher eigenhändig unterschriebenen Vertrag besitzt. Ich könnte ihn euch abverlangen. Oder ich könnte den Schah-in-Schah veranlassen, ihn für nichtig zu erklären. Dann wäre es mit euch aus. Ich würde mit Militär kommen und euer Gebiet besetzen, um euch zu vertreiben. Viel mitzunehmen würde euch wohl nicht bleiben. Ihr kennt ja unsere Macht und unsere Art. Dies alles werde ich tun, ganz unbedingt und sicher, wenn ihr meinen Vorschlag von euch weist. Ich bin aber überzeugt, daß ihr zu klug seid, dies zu tun. Ich möchte euch Freund sein und Freund bleiben. Ihr sollt euern Ustad behalten, euer Land, euer Eigentum und alle eure Rechte. Es soll bei euch alles und jedes genau so bleiben, wie es ist. Ich will nichts, gar nichts von euch haben, sondern ich will euch ganz im Gegenteil etwas geben, etwas so Seltenes und Köstliches, daß die Großen des Reiches alle ihre Finger danach lecken. Ihr hört und seht, wie gut ich es mit euch meine. Ich bin als euer wahrer, als euer bester Freund zu euch gekommen.“
    Er ließ seine Augen wieder im Kreis herumgehen; sie trafen selbstverständlich auf sehr erwartungsvolle Gesichter. Der Peder aber lächelte still vor sich hin. Niemand sagte ein Wort. Darum fuhr der Perser fort:
    „Macht euch klar, was ich euch bringe! Auf der einen Seite ist euch tiefste Armut, Vertreibung über die Grenze, wohl gar Vernichtung gewiß. Auf der anderen Seite behaltet ihr alles: es bleibt alles genau so, wie es ist, und ich bringe euch dazu noch ein Gnaden- oder auch Ehrengeschenk des Schah-in-Schah, um welches euch das ganze Land beneiden wird, weil es euch noch inniger mit ihm verbindet. Sag, was du denkst, o Scheik!“
    „Du scheinst mächtiger und gültiger zu sein als sogar der Himmel. Selbst Chodeh gibt nicht mehr, als man besitzt. Wir haben genug. Laß uns das!“
    „Hast du einen Sohn?“
    „Nein.“
    „Ich hörte es. Er ist tot.“
    „Ermordet von deinen Massaban!“
    „Das ist vorüber! Hast du eine Tochter?“
    „Nein.“
    „Wer ist dein Erbe?“
    „Der Stamm wird es sein.“
    „Wer wird nach deinem Tod Scheik?“
    „Der, welchen die Dschema wählt und unser Ustad bestätigt.“
    „Kann er schon vorher gewählt werden? Also wenn du noch lebst?“
    „Ja. Ich wünsche sogar, daß es geschehe.“
    „Hierauf bezieht sich mein Vorschlag.“
    „Maschallah! Du willst dich in die Wahl meines Nachfolgers mischen?“
    „Nein. Es soll gar nicht gewählt werden. Ich will ihn euch bezeichnen.“
    „Wer soll es sein?“
    „Tifl.“
    Man kann sich die Wirkung dieses einen, kleinen, einsilbigen Wörtchens denken! Aber niemand sprach. Tiefe Stille herrschte rundum. Auch der Peder schwieg, doch war jetzt sein Lächeln ein ganz anderes als vorher.
    „Also Tifl wird als zukünftiger Scheik gewählt“, setzte der Perser seine Rede fort, „und der Schah-in-Schah gibt ihm eine Frau.“
    „Das also ist das Gnaden- oder Ehrengeschenk?“ fragte der Peder.
    „Ja. Ein kostbares Geschenk, denn sie ist die Tochter eines Freundes von mir, der Prinz ist und also den Titel Mirza hat. Ich sehe, daß ich mich nicht in euch getäuscht habe. Ihr scheint vor Entzücken über dieses unerwartete Glück ganz starr zusein.“
    „Macht das Entzücken starr?“
    „Ich denke es. Die Sprache hat es dir aber nicht geraubt. Was hast du mir zu sagen?“
    „Ich? Hier kann doch wohl nur der, den es betrifft, zu sprechen haben. Tifl, komm her!“
    Der Gerufene trat näher. Er lachte am ganzen Gesicht; aber es war ein Lachen deutlichster Verlegenheit.
    „Hast du gehört, was gesagt worden ist?“ fragte ihn der Peder.
    „Ja“, antwortete ‚das Kind‘.
    „Was sollst du werden?“
    „Scheik.“
    „Willst du?“
    „Nein.“
    „Warum nicht?“
    „Ich bin ja viel zu dumm dazu!“
    „Aber das ist ja grad der Grund, weshalb er dich vorgeschlagen hat!“
    „Wenn er so dumm ist, wie er denkt, daß ich bin, so mag er es selber werden!“
    „Jetzt hältst du dich aber doch wieder für klug!“
    „Auch das ist richtig!“
    „Wieso?“
    „Um Scheik zu sein, dazu bin ich zu dumm. Und um mich zum Scheik machen zu lassen, bin ich zu klug. Eben weil ich mich für dumm halte, bin ich gescheit. Bei diesem Perser aber ist es umgekehrt: er hält sich für gescheit und ist folglich dumm!“
    Das war ein urechtes Tiflwort. Alle lachten, nur Ahriman Mirza nicht.
    „Noch etwas, lieber Tifl!“ fuhr der Peder fort. „Hast du alles

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