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22 - Im Reiche des silbernen Löwen III

22 - Im Reiche des silbernen Löwen III

Titel: 22 - Im Reiche des silbernen Löwen III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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antwortete:
    „Die Mohammedaner feiern ihren Freitag und die Christen ihren Sonntag, beide Allah und Gott zur Ehre. Aber ich sage euch, daß der Teufel, indem er sich an dieser Feier beteiligt, seine besten Ernten hält. Kein anderer Tag bringt der Hölle soviel ein, wie solche Feiertage, an denen der Mensch von wem? – von wem? – gezwungen wird, sich aus den schützenden Armen der segenbringenden Arbeit zu reißen. Hat er sie aus der Hand gelegt, so gehe er, wohin er will, er wird vom Teufel gepackt und hat keinen anderen Schutz und Schirm als nur sich selbst und jenes mir verhaßte Haus, in welchem er sich doch nicht den ganzen Tag verbergen kann! Wenn wir kommen, so kommen wir nicht eures Ustad willen, sondern aus ganz anderen Gründen. Versteckt euch in euerm Beit-y-Chodeh oder tut sonst, was ihr wollt, wir packen euch doch! Der Alte hat mich gesegnet. Nun segne auch ich euch. Wie ich es meine, und was mein Segen bringt, das werdet ihr erfahren!“
    Er wollte sich abwenden und gehen, da nannte Hanneh seinen Namen:
    „Ahriman Mirza, noch ein Wort!“
    „Was?“ fragte er, indem er sie verwundert ansah.
    „Du wirst es gleich sehen. Ich muß dir jemand zeigen.“
    Wer sich in der Nähe befand, der schaute wegen der sich auflösenden Dschema jetzt her zu uns. So auch Pekala. Darum konnte Hanneh, ohne ihren Namen nennen zu müssen, ihr winken, herbeizukommen. Pekala gehorchte. Ihre ganze schneeweiße, rotblühende und wohlgenährte Erscheinung war ein neugieriges Fragezeichen, was sie wohl bei den Ältesten und Fremden zu schaffen haben werden.
    Hanneh nahm sie bei der Hand, führte sie zu dem Mirza und sagte da zu ihr:
    „Schau dir diesen Irani an! Er verlangte, daß Tifl Scheik der Dschamikun werde!“
    „Warum nicht?“ fragte die Festjungfrau ganz ernsthaft. „Er hat ganz das Geschick dazu! Der Tag der Wahl muß ja früher oder später eintreten. Da schlage ich ihn vor!“
    Diese Antwort hatte Hanneh freilich nicht erwartet! Sie fuhr fort:
    „Er soll eine persische Prinzessin heiraten!“
    „Welche?“
    „Dieser Irani weiß es. Er will sie ihm bringen.“
    „Warum nicht? Für meinen Tifl ist die Tochter des Schah-in-Schah grad gut genug! Wenn sie kommt, werde ich sie erziehen. Vor allen Dingen hat sie unserm Ustad und meinem Tifl zu gehorchen. Andere Gepflogenheiten gelten bei mir nicht. Er mag sie bringen. Ich werde sie mir ansehen. Paßt sie mir nicht, so mag er sie in seine eigene Küche stecken. Für ihn ist sie dann wohl noch viel zu gut!“
    Jetzt nun erklärte Hanneh dem Perser, indem sie ihm mit ihrem freundlichsten Lächeln in das Gesicht sah:
    „Das ist Pekala, welche Tifl für besser als deine Prinzessin gehalten hat! Das mag bei euch wohl anders sein; bei uns aber befassen sich mit dem Heiratsstiften nur alte Weiber, denen die Zähne zum Regieren ihres Zeltes ausgefallen sind! Du hast so oft vom Teufel gesprochen. Bei den Dschamikun und bei den Haddedihn nehmen die Männer nicht von ihm, sondern aus Allahs Hand ihre Frauen. Führe deine Prinzessin zu den Massaban. Die glauben vielleicht an das Gnaden- und an das Ehrengeschenk; wir aber nicht!“
    Der selbstbewußte, überstolze Mann! Sich von Frauen so etwas sagen zu lassen! Und grad dieser sein Hyperstolz verbot ihm, eine Antwort zu geben! Er drehte sich um und ging zu seinem Pferd, denn seine Gefährten machten sich auch schon mit den ihrigen zu schaffen. Sie wollten fortreiten. Als der Multasim Sattel und Zaum seines Fuchses geordnet hatte, stieg er nicht sogleich auf, sondern kam zu mir, der ich abseits stand und ihnen zuschaute.
    „Denkst du daran?“ fragte er kurz.
    „Ja“, antwortete ich ebenso.
    „Ich habe es als Geheimnis betrachtet.“
    „Ich auch.“
    „Die Wette gilt?“
    „Gewiß!“
    „Aber sie hebt die Blutrache nicht auf!“
    „Eigentlich doch!“
    „Für mich nicht!“
    „Nun, dann auch nicht für mich!“
    „Ich fasse dich!“
    „Oder ich dich!“
    Er sah mich erstaunt an. Er hatte wohl angenommen, daß nur ganz allein er diese Angelegenheit deuten und behandeln könne, wie es ihm beliebte.
    „Du mich?“ fragte er. „Bist denn du der Bluträcher, oder bin ich es?“
    „Eigentlich keiner von uns, nun aber alle beide.“
    „Das verstehe ich nicht!“
    „So bedaure ich dich um dein Gehirn! Du hattest eine Blutrache gegen den Scheik der Kalhuran, weil er deinen Sohn erschossen hat. Er hatte eine gegen dich, weil sein Blut durch die Peitsche deines Sohnes vergossen worden ist. Beides wurde durch die

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