2206 - Gesang der Hoffnung
geendet, erhob sich ein vielstimmiger Gesang. Die Wegweiserinnen berieten seine Bitte. Der Terraner bemühte sich vergeblich, ihnen zu folgen. Die Worte kamen ihm bekannt vor, aber die Betonung, mit der die Motana sie aussprachen, nein, sangen, machte es ihm unmöglich, sie zu verstehen.
Und das nicht ohne Absicht, dachte er. Die Motana wissen ihre Geheimnisse zu hüten!
Schließlich ebbte der Gesang ab, und die Majestät verkündete das Ergebnis der Beratung. „Die Aussichten, die du uns eröffnest, sind beinahe zu verlockend, um wahr zu sein. Doch ihr bringt uns, was wir so dringend benötigen wie die Luft zum Atmen: Hoffnung. Die Nachricht, dass es ein besseres Leben als dieses gibt!"
Die alte Frau stampfte mit ihrem Wurzelstock auf. „Ich fürchte nur, dass wir Motana euch, wenn überhaupt, nur wenig helfen können", fuhr sie fort. „Unser Volk ist in diesen Tagen nur ein Schatten seiner selbst. Wir vermögen uns zu behaupten. So gut sogar, dass unsere Zahl trotz der Nachstellungen der Kybb-Cranar zunimmt, wenn auch langsam.
Der Preis aber, den wir für unser Überleben bezahlen mussten, ist unermesslich hoch. Heute leben wir Motana im Wald von Pardahn, und es heißt, dass es auch auf den anderen Kontinenten noch Motana gäbe. Doch selbst das sind nur Legenden. Sie mögen ein Korn Wahrheit enthalten, aber ebenso gut mögen sie Wunschvorstellungen sein, geboren aus den zahlreichen Widrigkeiten unserer Existenz."
„Früher war das anders?", fragte Atlan. „Früher gab es Motana auf ganz Baikhal Cain?"
Selbstverständlich wussten die beiden Männer, dass die Motana früher einflussreicher gewesen waren. Aber Atlan wollte nicht alle Informationen preisgeben. „Auf Baikhal Cain? Natürlich! Und nicht nur auf dieser Welt! Die Überlieferung besagt, dass wir Motana einst Raumschiffe besaßen, ja dass wir das zahlreichste Volk des ganzen Sternenozeans waren!" Die alte Frau saß jetzt gerade auf dem Stuhl.
Rhodan war sich sicher, dass sie die Lehne nicht mehr benötigte. Der Gedanke an die glorreiche Vergangenheit hielt sie aufrecht. „Wir waren die treuen Untertanen der Schutzherren von Jamondi! In diesen glücklichen Tagen reisten wir Motana von Stern zu Stern, schneller und sicherer, als wir es heute von Nest zu Nest tun. Damals herrschten die Kraft der Psyche und die Macht der Moral im Sternenozean, nicht das Recht des Stärkeren und der Rücksichtslosigkeit, wie es die Kybb-Cranar über uns ausüben! Wir Motana waren wie ihr. Die Bewohner zahlloser Welten. Unser Volk passte sich der jeweiligen Umwelt an. Wir, die wir auf Baikhal Cain leben, sind, so heißt es, nur ein Zweig von vielen unseres Volkes."
Die Majestät schien in sich zusammenzusacken, stützte sich gegen die Lehne. „Und heute? Mein Titel ist ein boshafter Witz. >Planetare Majestät Schweigen hing im Raum. Die Wegweiserinnen blickten beklommen zu Boden. Die Worte der Planetaren Majestät standen nicht zur Diskussion, sie waren lediglich eine akkurate und somit niederschmetternde Beschreibung der Lage.
Rhodan räusperte sich. „Ich danke dir für deine Offenheit. Mit deinen Worten hast du bewiesen, dass die Motana Atlan und mich nicht nur als Gäste, sondern sogar als Freunde ansehen. Und wie es unter Freunden üblich ist, wollen auch wir unser Wissen teilen." Er sah Atlan fragend an.
Der Arkonide nickte. Sein fotografisches Gedächtnis prädestinierte ihn für die Aufgabe, einen vollständigen Bericht zu geben. „Im Land Keyzing begegneten wir den Vay Shessod, den Bewohnern dieser unwirtlichen Gegend", begann er. „Sie empfingen uns freundlich und erzählten uns ihre Überlieferung. Auch die Vay Shessod wissen um die Schutzherren von Jamondi. Sie erinnern sich an ihre Herrschaft als eine gütige. Die Schutzherren, erzählten sie uns, stützten sich auf ihre Herolde, die man die Schildwachen nannte."
Alle Blicke waren jetzt auf den Arkoniden gerichtet. „Doch irgendwann - die Vay Shessod haben vergessen, wann sich diese Ereignisse zugetragen haben - kam es zu einer Revolte, der man später den Namen >Die Kybernetischen Nächte von Barinx< gab. Ihr Anführer
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