2206 - Gesang der Hoffnung
die Miene zu verziehen. Nur als Zephyda von Jadyels Tod erzählte, glaubte Rhodan sie einen Moment lang schwanken zu sehen. „Meine Enkelin Zephyda ist eine kluge Frau. Niemand hat es bislang geschafft, sie zu täuschen", sagte die Planetare Majestät schließlich. „Ihr habt in ihr die beste Fürsprecherin, die ihr euch wünschen könnt."
Sie hob einen dünnen Arm und zeigte zuerst auf Atlan, dann auf Rhodan. „Ihr sagt, ihr gehört demselben Volk an, das sich Menschen nennt. Wie kommt es dann, dass der eine von euch weißes Haar hat und rote Augen, der andere aber blondes Haar und graue Augen?"
Atlan übernahm es zu antworten. „Mein Freund und ich gehören demselben Volk an, doch sind wir auf verschiedenen Planeten geboren. Die Menschen siedeln seit Tausenden von Jahren auf vielen Welten. Unter dem Einfluss der verschiedenen Umweltbedingungen haben sich die Menschen körperlich auseinander entwickelt."
Die Alte seufzte. „Was du sagst, klingt einleuchtend. Die Motana siedelten einst auch auf vielen Welten - und tun es vielleicht immer noch. Wir wissen es nicht."
Zephyda meldete sich zu Wort. „Heißt das", fragte sie in einem hellen Singen, das mehr von ihren Gefühlen verriet, als ihr lieb war, „heißt das, sie können bleiben?"
Die Alte lächelte verschmitzt. „Vielleicht. Erst will ich eine weitere Frage stellen." Sie wandte sich Rhodan und Atlan zu. „Ihr zwei, ihr habt die Körper junger Männer, und doch ... der Schein trügt. Ich fühle, dass ihr alt seid. Älter noch als ich. Wie kann das sein?"
Rhodan und Atlan tauschten einen überraschten Blick aus. Wie konnte die Planetare Majestät ihre Zellaktivatoren erahnen? Sie waren selbst mit technischen Geräten nur schwer nachzuweisen.
Diesmal übernahm Rhodan es zu antworten. „Dein Gefühl trügt dich nicht.
Atlan und ich sind in der Tat älter, als es den Anschein hat. Du musst wissen, in dem Teil des Universums, aus dem wir kommen, gibt es keine Kybb-Cranar oder andere Wesen, die uns bedrängen. Wir können in Frieden forschen und Technologien nach Belieben einsetzen. Zum Beispiel, um unsere Gesundheit zu verbessern und das Leben des Einzelnen zu verlängern."
Die Mundwinkel der alten Frau zuckten. „Hundert Jahre bin ich bald alt. Aber es vergeht kein Tag, an dem ich nicht eine neue Facette dessen erfahre, was die Kybb-Cranar uns mit ihren grausamen Nachstellungen stehlen." Sie wandte sich zum Gehen. „Ihr seid ehrliche Männer", sagte sie zu Rhodan und Atlan. „Ihr könnt in der Residenz bleiben. Als unsere Gäste."
Die Alte verließ den Raum. Rhodans und Atlans erste Audienz bei der Planetaren Majestät war beendet.
Sie verließen das Nest der Majestät auf der „Expressroute": Zephyda führte sie in den untersten Teil des Diskus, öffnete eine breite Klappe im Boden und warf ein Seil hindurch. Wortlos ergriff sie es und hangelte sich Richtung Erdboden. Rhodan und Atlan taten es ihr gleich. In regelmäßigen Abständen eingearbeitete Knoten gaben den Männern Halt, wenngleich nur gerade ausreichend: Seil wie Knoten waren außerordentlich dünn und schnitten tief in die Finger und Sohlen der Männer. „Was geschieht jetzt mit uns?", fragte Atlan, als sie am Boden angekommen waren. „Ihr habt die Majestät gehört", sagte Zephyda. „Ihr seid unsere Gäste. Als solche habt ihr Anrecht auf einen Schlafplatz." Sie maß Atlan und Rhodan mit einem Blick von oben nach unten. „Und auf frische Kleidung." Sie verzog die Nase. „Und ein Bad."
Sie folgten der Wegweiserin durch die Residenz. Überall blieben jetzt Motana stehen und musterten sie neugierig aus großen, hellen Augen. Manche winkten ihnen freundlich zu. Beinahe als ...
Sie scheinen von unserem neuen Status als Gäste zu wissen, dachte Rhodan. Wie kann das sein?
Rhodan wollte Zephyda danach fragen, aber sie waren bereits an einem der knapp über dem Boden aufgehängten Nester angelangt. „Das", verkündete die Wegweiserin stolz, „ist das Nest meiner Familie."
Ihre Familie stellte sich schnell als etwas heraus, was in menschlichen Begriffen einem Clan gleichkam. Sie betraten das Nest über eine hölzerne Planke. In der kurzen Zeit, die sie benötigten, um die ihnen zugeteilten Quartiere zu erreichen, glaubte Rhodan buchstäblich Hunderte von Motana gesehen zu haben. Im Zentrum des Nests befand sich ein großer Gemeinschaftsraum, nach oben offen, der Rhodan an den Dorfplatz einer menschlichen Siedlung erinnerte. Die Angehörigen der Familie gingen dort ihren
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