2207 - Der letzte Gesang
wusste, dass er irgendwann kommen würde, würden die Motana ein neues Grubenfeld ausheben müssen. Mit bloßer Muskelkraft und der Hilfe einiger primitiver Grab Werkzeuge. Für die Waldbewohner bedeutete das eine weitere Plackerei, die sich zu den vielen anderen gesellte, die ihre prekäre Existenz ausmachten - stets nur einen falschen Schritt von einem elenden Ende in den Minen des Heiligen Berges oder dem Hungertod entfernt.
Rhodan hörte, wie hinter ihm ein Vorhang aufgezogen wurde, anschließend eine helle Stimme, die eine Abschiedsmelodie sang. Der Terraner wartete, bis Zephyda eines der Seile am Rand des immer noch unter den Kronen der Baumriesen hängenden Nests ergriffen hatte und zum viele Meter unter dem Nest liegenden Boden der Residenz kletterte, dann stand er auf und trat durch die Tür. Der Arkonide lag bäuchlings auf dem Bett, ein Kissen halb über den Kopf gezogen. „Atlan!", sagte Rhodan. „Ist dir eigentlich klar, was du tust?"
„Ja, ich schlafe", drang Atlans Stimme undeutlich unter dem Kissen hervor. „Oder besser gesagt: Ich wollte schlafen." Der Arkonide richtete sich auf. Er war unbekleidet. Seufzend fuhr er fort: „Aber das kann ich wohl vergessen. Was gibt es, Perry?"
„Zephyda."
„Zephyda? Was soll mit ihr sein? Sie ist eine hinreißende Frau, es hat zwischen uns gefunkt, und jetzt ..." Atlan zuckte mit den Achseln und deutete auf das völlig zerwühlte Bett. „Du siehst es ja. Eines hat zum anderen geführt. Was ist schon dabei?"
„Nichts."
„Wieso platzt du dann hier herein?"
Ein Grinsen stahl sich auf Atlans Gesicht. „He, jetzt habe ich es! Der Barbar in dir ist eifersüchtig, was?"
„Quatsch! Ich will nur ..."
Der Arkonide ließ Rhodan nicht aus- .reden. „Wieso mischst du dich dann ein?
Was spricht dagegen, dass Zephyda und ich einander näher kommen?"
„Ganz einfach: dass du und ich nicht hierher gehören!"
Atlan öffnete den Mund zu einer Entgegnung, aber Rhodan blockte ihn mit einer entschlossenen Geste ab. „Wir sind hier nur auf der Durchreise", sagte Rhodan. „Ein Zufall hat uns hierher verschlagen, und bald wird unsere Zeit hier um sein, und wir werden weiterziehen. Unsere Freunde warten auf uns. Terra, Arkon, die Milchstraße, all die Dinge, für die wir Jahrtausende geschuftet haben. Im Augenblick sind wir froh, bei den Motana untergeschlüpft zu sein, aber ich wette mit dir, dass spätestens in ein paar Tagen die Unruhe in uns erwacht und uns drängt, weiterzuziehen!"
„Aber Perry, du ..."
„Augenblick, ich bin noch nicht fertig." Rhodan fixierte den Freund. „Und selbst wenn die Unruhe uns verschonte und es nichts gäbe, was uns hier wegzieht, uns bliebe trotzdem keine Wahl. Überleg doch! Im Augenblick sind wir eine Sensation für die Motana - die Fremden von jenseits des Sternenozeans!
Wir genießen Narrenfreiheit, wir -.' können tun und lassen, was wir wollen.
Die Motana sehen uns mit offenen Mündern zu, staunen über uns. Aber das wird nicht mehr lange so sein! Die Motana sind eine Gemeinschaft, die am Abgrund balanciert; sie können es sich nicht leisten, Nichtsnutze wie uns durchzufüttern."
„Perry, siehst du das nicht etwas zu eng?"
„Nein! Sie werden schon bald unseren Beitrag erwarten. Und wie soll der aussehen? Im Wald führen wir uns wie eine Elefantenherde auf. Und wenn wir uns zwischen den Nestern hin und her hangeln, stehen wir jedes Mal dank unseres miserablen Gleichgewichtssinns mit einem Bein im Grab. Wenn ..."
„Wir sind erfahrene Anführer", wandte Atlan ein. „Die Motana werden das zu schätzen wissen."
Rhodan schüttelte nachdrücklich den Kopf. „Den Teufel werden sie tun! Sperr deine Augen auf, Atlan, das hier ist ein waschechtes Matriarchat! Die Motana - Frauen halten ihre Männer zwar nicht gerade für unmündige Trottel, aber in einem scheinen sie sich einig: Männer gehören nicht in Führungspositionen.
Die Planetare Majestät, ihre Wegweiserinnen - nur Frauen! Und erinnere dich an Jadyel. Er war ein Prinz, man hat ihn hoch geschätzt, aber unter dem Strich war er ein Operettenprinz, hübsch anzusehen, aber ohne einen Fetzen Macht oder Einfluss!"
Atlan stand auf und zog sich wortlos an. Dann setzte er sich auf die Bettkante. „In Ordnung, du hast ja Recht.
Wir haben hier wirklich keine Zukunft.
So angenehm ...", er lachte kurz auf, „... so angenehm es bei den Motana auch sein mag. Aber wie kommst du darauf, dass ich überhaupt mit dem Gedanken spielen könnte, hier zu bleiben?"
„Nicht
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